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Seeuferrenaturierung - Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU)

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2. Seeufer – eine Übersicht<br />

2.1. Begriff<br />

2<br />

W. Ostendorp: <strong>Seeuferrenaturierung</strong> – Forschungsbericht<br />

Unter der �Uferzone eines �Sees ist in Übereinstimmung mit vergleichbaren Definitionen für den marinen<br />

Küstenbereich die gürtelförmig um den See reichende Zone beiderseits der Wasserlinie zu verstehen,<br />

in der der landseitige Abschnitt durch die Hochwasserstände des Sees beeinflusst wird und<br />

dessen wasserseitiger Abschnitt so weit in den See reicht, wie Oberflächenwellen oder die zum<br />

makrophytischen Biomasse-Aufbau ausreichenden Strahlungsmengen auf dem Gewässergrund wirksam<br />

werden (vgl. Kap. 2.4).<br />

Seeufer sind Bestandteile der Kulturlandschaft und müssen im Zusammenhang mit dem Freiwasserkörper<br />

(Pelagial) des Sees, dem Umland und der landschafts- und kulturgeschichtlichen Entwicklung<br />

betrachtet werden (vgl. DVWK 1999, LEUTHOLD et al. 1997). Der entwicklungsgeschichtliche<br />

Ansatz fragt nach den entscheidenden Faktoren, die zu dem gegenwärtigen Erscheinungsbild einschließlich<br />

der aktuellen Problemlagen geführt haben, der aktualistische Ansatz stellt diejenigen<br />

Faktoren in den Vordergrund, die die derzeitige räumliche biozönotische Gliederung und die ökosystemaren<br />

Eigenschaften bestimmen. Beide Ansätze sind unentbehrlich für die kompetente Formulierung<br />

von Leitbildern (vgl. Kap. 4.1.3), die ihrerseits Voraussetzung für die nachvollziehbare Entwicklung<br />

von Renaturierungskonzepten sind.<br />

2.2. Seeufer – entwicklungsgeschichtlich gesehen<br />

Die natürlichen Seen Mitteleuropas sind geologisch junge Hohlformen, deren Entstehungszeit mit<br />

Ausnahme einiger Eifel-Maare vom Ausgang des Würm-/Weichsel-Hochglazials (ca. 20.000 vor heute)<br />

bis in die jüngste historische Periode 1 fällt. Künstliche Stillgewässer, zunächst fischereilich genutzte<br />

Mühlweiher, wurden seit Mitte des 8. bis in das 18. Jahrhundert angelegt (KONOLD 1987); einige<br />

von ihnen gehören heute zu den bedeutendsten Feuchtgebietsschutzgebieten. Im 19. und 20. Jahrhundert<br />

kamen Talsperren, Speicherbecken und Flussstauseen 2 zur Trinkwasser- und Energiegewinnung<br />

bzw. als Wasserausgleichs- und Rückhaltebecken für die Schifffahrt und den Hochwasserschutz<br />

hinzu, sowie Speicherbecken für Beschneiungsanlagen, die wohl auch zukünftig noch in Wintersportgebieten<br />

gebaut werden. Während dieser sehr unterschiedlichen Zeitspanne formte sich die heute<br />

sichtbare Ufertopographie (Uferlinie, Relief, Substrat) heraus, die von schlichten Teichfolien (Beschneiungsanlagen)<br />

über die mit Beton und Steinwurf gesicherten Ufer bis hin zu komplexen Verlan-<br />

1 Vergleichsweise sehr jung sind viele Subrosionsseen („Erdfallseen“) über Salzdomen der norddeutschen Tiefebene, deren<br />

Entstehungszeit vielfach durch historische Quellen belegt ist; z. B. entstand der Erdfallsee (Gem. Hopsten, Krs. Steinfurt) am<br />

14. April 1913 (Übersicht: http://www.gd.nrw.de, Stand März 2009).<br />

2 Übersicht: http://www.talsperren.net/ (Stand März 2009).

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