21.12.2012 Aufrufe

Seeuferrenaturierung - Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU)

Seeuferrenaturierung - Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU)

Seeuferrenaturierung - Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

W. Ostendorp: <strong>Seeuferrenaturierung</strong> – Forschungsbericht<br />

lastung der Ufer. Etwa 70 % der Ufer 90 sind mit Ufermauern oder künstlichen Böschungen verbaut<br />

(TEIBER, 2003; IGKB 2006). Vor diesem Hintergrund wurden seit Mitte der 1970er Jahre Schilf-<br />

Wiederansiedlungs- und Renaturierungsprojekte durchgeführt, die auch zukünftig fortgesetzt werden<br />

sollen (IGKB 2004). Erst 2008 wurden die bis dahin renaturierten Strecken zusammenhängend ausgewertet<br />

(OSTENDORP 2008, OSTENDORP et al. 2008b). Neben den Erfolgen im Hinblick auf die strukturelle<br />

Verbesserung vieler Uferabschnitte wurden auch die Defizite sichtbar, die im Wesentlichen durch<br />

unzureichende wissenschaftliche Grundlagen, unklare Zielformulierungen, einseitige wasserbauliche<br />

Ausrichtung der Maßnahmengestaltung, ungenügende Nachsorge und mangelnde Erfolgskontrolle<br />

verursacht wurden. Die Analyse anhand von Planunterlagen, Geländeerkundungen und Nutzungsbeobachtungen<br />

ergab ein differenziertes Bild, das durch<br />

• die weitgehende Erfüllung der wasserbaulichen Zielsetzungen (wirksamer Erosionsschutz,<br />

Stabilität der aufgeschütteten Substrate und des Reliefs),<br />

• eine flächenmäßige Ausweitung, Intensivierung und qualitative Verbesserung der Freizeitnutzungen<br />

zu Lasten einer naturnahen Entwicklung sowie durch<br />

• eine Vernachlässigung ökologischer Aspekte v. a. im landseitigen Bereich (Relief- und Substratwahl,<br />

Hinterlandanbindung und Vernetzung, Nutzungsbeschränkungen, eigendynamische<br />

Entwicklung, naturnahe Biotoptypen, standortgemäße Leitarten, Bilanzierung der Biotopwerte<br />

u. a.)<br />

gekennzeichnet ist. Als Ergebnis dieser eher ernüchternden Bilanz wurde ein Renaturierungsleitfaden<br />

für das <strong>Bodenseeufer</strong> erarbeitet (IGKB 2009), der den neuen Erkenntnissen Rechnung trägt.<br />

Zukünftige Konzepte und Maßnahmenplanungen werden sensibler auf die Seeufer zugehen müssen,<br />

nicht nur was die Betrachtung der Belastungsursachen, sondern auch was Leitbilder und Zielerreichungspotenzial<br />

angeht. Hier ist eine bessere Verzahnung der Raumordnung, des Naturschutzes und<br />

der staatlichen Instanzen der Wasserwirtschaft erforderlich. Vor allem bedarf es aber einer verbesserten<br />

Planung, die über die minimalen Anforderungen des jeweiligen Genehmigungsverfahrens hinausgeht.<br />

Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die transparente Offenlegung der Nutzungskonflikte<br />

einschließlich der nachherigen Konfliktlösung, die Diskussion unterschiedlicher Planungsvarianten,<br />

sowie eine ökologische Begleituntersuchung (Voruntersuchungen, Baubegleitung, Erfolgskontrolluntersuchungen).<br />

Dadurch könnte für die jeweils nachfolgenden Planungen eine Arbeitsumgebung<br />

geschaffen werden, in der schnell und mit zuverlässigen Informationen auf die Erfahrungen früherer<br />

Projekte zurückgegriffen werden kann.<br />

Die zukünftigen Herausforderungen liegen damit nur teilweise bei der Entwicklung neuer wasser- und<br />

landschaftsbaulicher Verfahrensvarianten, vielmehr bedarf es einer Intensivierung der anwendungsorientierten<br />

Ursachenforschung und einer Neuorientierung von Konzepten und Planungsverfahren.<br />

90 Die Zahlen verstehen sich einschl. aller bis dato renaturierten Uferstrecken.<br />

69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!