Seeuferrenaturierung - Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU)
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W. Ostendorp: <strong>Seeuferrenaturierung</strong> – Forschungsbericht<br />
5.4.3. Lösungsansätze im Rahmen von Uferrenaturierungen<br />
Die naturnahe Vegetation oder eine standortgerechte Ersatzvegetation kann durch den Schutz noch<br />
verbliebener Restbestände, durch künstliche Ausbringung von Diasporen bzw. durch Anpflanzung<br />
sowie durch geeignete Pflegemaßnahmen (wieder-)hergestellt werden. Die jeweiligen Vorgehensweisen<br />
hängen vom Vegetationstyp ab:<br />
(a) Unterwasserpflanzen:<br />
Nach erfolgter Restaurierung oder Sanierung eines Gewässers (vgl. GRÜNEBERG et al. 2008) verbessert<br />
sich erfahrungsgemäß die Transparenz des litoralen Wasserkörpers, so dass größere Teile der<br />
Uferplattform von Unterwasserpflanzen besiedelt werden können. In solchen Fällen kommt es relativ<br />
rasch zu einer erfolgreichen Rekrutierung aus dem autochthonen Diasporen-Vorrat oder zu einer<br />
spontanen Einwanderung dieser Arten (VAN DEN BERG et al. 1999). Allerdings können auch unerwünschte,<br />
zur Massenentwicklung neigende oder neophytische Arten eindringen (Übersicht HILT et al.<br />
2006). In anderen Fällen kann auch die arbeits- und kostenaufwändige Pflanzung oder die künstliche<br />
Einbringung von Diasporen mittels Sedimenteinspülung erfolgreich sein. Eine reiche Unterwasservegetation<br />
ist aus verschiedenen Gründen sehr erwünscht, u. a. kann sie dazu beitragen, die Restaurierungserfolge<br />
zu stabilisieren (HOSPER 1998, JEPPESEN et al. 1998, SCHEFFER & VAN NES 2007).<br />
Pflegemaßnahmen zur Unterstützung der Wiederansiedlung sind zumeist nicht erforderlich. Mitunter<br />
empfehlen sich behutsame Entkrautungen, um die Massenentwicklung bestimmter Arten (z. B. Kamm-<br />
Laichkraut, Potamogeton pectinatus) zu begrenzen.<br />
(b) Aquatische Röhrichte:<br />
Im Röhrichtgürtel, der typischerweise etwa 1 m unterhalb der Mittelwasserlinie beginnt und bis in der<br />
Traufbereich der Ufergehölze knapp über der Mittelwasserlinie reicht, dominieren häufig Bestände des<br />
Gemeinen Schilfs (P. australis). Daneben kommen u. a. die Teichbinse (Schoenoplectus lacustris), die<br />
beiden Rohrkolben-Arten (Typha angustifolia, T. latifolia), das Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea)<br />
und die Schneide (Cladium mariscus) bestandsbildend vor, wobei die letztgenannten Arten nicht so<br />
weit in den See vordringen wie die anderen.<br />
Die Schilf-Röhrichte besitzen eine große Bedeutung als ingenieurbiologisches Element zur Stabilisierung<br />
der Uferlinie, denn die verholzten Stängel bleiben auch im Winter erhalten und tragen zur Wellendissipation<br />
und Strömungsbremsung bei. Gleichwohl kann ihre Belastbarkeit durch Wellen und<br />
Treibgut, aber auch durch andere Faktoren (Tritt, Mahd, Beweidung durch Vieh, Wasservögel, Bisame<br />
und Nutria, episodische Hochwässer u. a.) überschritten werden, so dass sie flächig absterben (Übersicht<br />
OSTENDORP 1989).<br />
Die spontane Neubesiedlung der Standorte findet vorwiegend durch vegetatives Wachstum (horizontale<br />
Wanderrhizome, Leghalme) statt, während Samen nur auf dauerfeuchtem, aber nicht überschwemmten<br />
Substrat keimen und heranwachsen können (CONERT 1998, RODEWALD-RUDESCU 1974).<br />
Die vegetative (Wieder-)Ausbreitung geschädigter Röhrichte erfolgt meist recht langsam, so dass<br />
Pflanzungen sinnvoll sind, um die Bestandslücken zu schließen. Dies gilt auch für neu geschaffene<br />
Standorte, die zumindest phasenweise überschwemmt werden, und an denen deswegen oder wegen<br />
der Lichtkonkurrenz ruderaler Arten nicht mit einer wesentlichen Rekrutierung aus Samen zu rechnen<br />
ist.<br />
Sind noch Reste von Röhrichtbeständen auf der zu renaturierenden Fläche vorhanden, dürfte der gezielte<br />
Schutz und die Förderung effizienter sein als die Neuansiedlung. Bei Renaturierungs- oder an-<br />
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