Seeuferrenaturierung - Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU)
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W. Ostendorp: <strong>Seeuferrenaturierung</strong> – Forschungsbericht<br />
6.2.4. Kontrolle der räumlichen Variabilität<br />
Bei Freiland-Untersuchungsprogrammen ist erfahrungsgemäß davon auszugehen, dass die größte<br />
Quelle der zufallsbedingten Variabilität in der räumlichen Inhomogenität der zu untersuchenden Fläche<br />
sowie in der zeitlichen Variabilität der Merkmale (vgl. Kap. 6.2.5) liegt. Demgegenüber sind die<br />
zufälligen Einflüsse, die durch die Probennahme- und Messgeräte oder bei der späteren Laboraufarbeitung<br />
(z. B. Auszählen von Organismen) entstehen, deutlich geringer und lassen sich überdies besser<br />
kontrollieren (vgl. Kap. 6.6). Um die zufälligen Einflüsse v. a. der räumlichen Variabilität beispielsweise<br />
bei der Probennahme im Gelände zu reduzieren und den Vertrauensbereich der Schätzgrößen<br />
zu verbessern, sind folgende Wege möglich: Man kann den Stichprobenumfang der Zufallsprobennahme<br />
erhöhen, was allerdings mit einer überproportionalen Erhöhung des Arbeitsaufwandes verbunden<br />
ist. Alternativ können wichtigen Einflussfaktoren (z. B. Sohlniveau in der Litoralzone, Sedimenttypen,<br />
Dichte der Vegetationsdecke) in das statistische Modell integriert werden (Stationsnetz, Transekte,<br />
faktorgeschichtete Zufallsprobennahme).<br />
Bei der Zufallsprobennahme werden innerhalb des Untersuchungsgebietes zufällige Probennahmestationen<br />
(vgl. EN ISO 16665, 2.7) bestimmt (Abb. 21). Dieses Verfahren eignet sich für die Bildung<br />
von Mittelwerten, die für das gesamte Gebiet gelten, unter der Annahme, dass z. B. die landseewärtige<br />
Orientierung oder Inhomogenitäten der Fläche (z. B. Einbauten, Abwassereinleitungen,<br />
„Patchiness“) keine wichtige Rolle spielen.<br />
Die Beprobung entlang eines Stationsnetzes ist dagegen insbesondere dann geeignet, wenn Faktoren<br />
in Uferlängsrichtung (z. B. die Entfernung von einem Uferbauwerk) und/oder in uferquerer Richtung<br />
(z. B. Wassertiefe) vermutet werden, die die Mess- bzw. Erhebungswerte beeinflussen können.<br />
Das Stationsnetz besteht auf einem Gitter aus n × m Zellen, die sich gleichmäßig in Uferlängsrichtung<br />
bzw. in uferquerer Richtung über die Untersuchungsfläche verteilen. Die Zellen werden nach einer<br />
vorab festgelegten Regel beprobt, wobei innerhalb jeder Zelle die Probennahme zufallsgemäß positioniert<br />
ist (Abb. 21). Eine Variante der Stationsnetz-Probennahme ist die Probennahme entlang von<br />
Transekten. In einem solchen Fall liegt bereits eine konkrete Vermutung über den (einen) wirksamen<br />
Faktor-Gradienten vor (vgl. EN ISO 16665, 4.2.5). Der Transekt wird dann entlang des Gradienten<br />
angelegt. Ist man beispielsweise der Meinung, dass die Wassertiefe über Grund der entscheidende<br />
Faktor ist, wird man die Probennahmen in regelmäßigen Abständen entlang des maximalen Tiefengradienten<br />
anordnen. Werden mehrere zueinander parallele Transekte angelegt, kann man das entstehende<br />
Muster als Stationsnetz interpretieren und in gleicher Weise auswerten.<br />
Treten innerhalb der Untersuchungsfläche Areale mit unterschiedlichen Qualitäten auf (z. B. die<br />
Schüttungssubstrate A, B und C, die Biotoptypen X, Y, Z), werden Gruppenfaktoren eingeführt, der<br />
diese Qualitäten abbilden (vgl. EN ISO 16665, 4.2.4). Die Probennahme findet nach Faktorausprägungen<br />
„geschichtet“ statt. Innerhalb der als homogenen angenommenen Teilareale werden die Proben<br />
zufallsgemäß positioniert (Abb. 21). Besonders vorteilhaft ist es, wenn zusätzlich die Flächengröße<br />
der jeweiligen Faktorausprägungen ermittelt wird. Dann kann auch ein globaler Mittelwert für die<br />
gesamte Untersuchungsfläche ermittelt werden, indem man die Mittelwerte des Messwertes in jeder<br />
Faktorausprägung mit der anteiligen Fläche multipliziert.<br />
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