Seeuferrenaturierung - Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU)
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W. Ostendorp: <strong>Seeuferrenaturierung</strong> – Forschungsbericht<br />
Die folgenden Erläuterungen und Beispiele beziehen sich auf größere, komplexe Vorhaben, die einen<br />
Gewässerausbau (DE; Gewässerbenutzung [AT]) darstellen, so dass ein qualifiziertes Planungs- und<br />
Genehmigungs- bzw. Bewilligungsverfahren durchgeführt werden muss. In einem solchen Fall sollten<br />
folgende Planungsschritte abgearbeitet werden:<br />
1. Abgrenzung des (engeren) Planungs- und des (weiteren) Wirkungsperimeters,<br />
2. Festlegung des ufertypspezifischen konkreten Leitbilds,<br />
3. Abklärungen anhand vorhandener Informationen,<br />
4. Zusammenstellung des Projektteams und einer Liste der betroffenen Rechteinhaber und<br />
Interessenvertreter,<br />
5. Erstellung eines �Lastenhefts bzw. eines �Pflichtenhefts,<br />
6. Erhebung des Ausgangszustands,<br />
7. Defizit-Analyse und -Bewertung,<br />
8. Festlegung des Renaturierungspotenzials und der Zielsetzungen,<br />
9. Auswahl der Renaturierungstechniken,<br />
10. Zusammenstellung der Antragsunterlagen für das Genehmigungsverfahren,<br />
11. ökologische Baubegleitung in der Umsetzungsphase,<br />
12. Management (Nachsorge, Unterhalt, Pflege im Anschluss an die Umsetzung),<br />
13. Erfolgskontrolluntersuchungen im Anschluss an die Umsetzung.<br />
Diese Vorgehensweise leitet sich aus der Analyse von rd. 90 Renaturierungsmaßnahmen am Bodensee<br />
ab (vgl. Kap. 7), bei der auch die Art und Weise der Planung, der Umsetzungsbegleitung und der<br />
Erfolgskontrolle untersucht wurden (OSTENDORP et al. 2008b). Die empfohlenen Inhalte und der Ablauf<br />
der Planung gehen über das hinaus, was für die wasserrechtliche Genehmigung und für die bautechnische<br />
Durchführung notwendig ist. Sie berücksichtigen vielmehr auch das mitunter heikle Problem<br />
der Akzeptanz bei betroffenen Anliegern und in der Öffentlichkeit. Ausserdem tragen sie dem Bedürfnis<br />
Rechnung, durch die Dokumentation der Entscheidungsfindung und der Umsetzung und durch Erfolgskontrolluntersuchungen<br />
zu einer Optimierung im Sinne möglichst naturnaher Biotoptypen, Lebensgemeinschaften<br />
und Ökosystemfunktionen zu gelangen: Ebenso wie andere komplexe Planungsprozesse<br />
sind auch Renaturierungsplanungen „lernende“ Systeme.<br />
4.3.2. Planungs- und Wirkungsperimeter<br />
Wasser- und landschaftsbauliche Maßnahmen wirken sich oft nicht nur am Standort des geplanten<br />
Vorhabens, sondern auch in einiger Entfernung davon aus. Daher sollte der �Planungsperimeter um<br />
einen �Wirkungsperimeter 78 ergänzt werden. Das Wirkungsgebiet bemisst sich nach den erheblichen<br />
Wechselwirkungen, die das Planungsgebiet bereits vor der Vorhabensumsetzung mit der Umgebung<br />
hatte, sowie nach den mutmaßlichen Wechselwirkungen nach Umsetzung des Vorhabens. Entsprechend<br />
den unterschiedlichen Aktionsradien von Organismengruppen (z. B. Makrophytobenthos �<br />
Vögel) kann das Wirkungsgebiet unterschiedliche Ausmaße annehmen.<br />
78 Begriffe und Konzept sind hauptsächlich in CH gebräuchlich; KÖPPEL et al. (2004), S. 211 sprechen von einem Vorhabensgebiet<br />
und einem Wirkraum, die zusammen den Untersuchungsraum bilden.<br />
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