FineTobacco[+] 01|21
FREUDE AM LEBEN, SPASS AM GENUSS
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FINE•LIFE<br />
Ritter Instruments – Gitarren für Stars<br />
Der KLANG des<br />
Unsichtbaren<br />
SJens Ritter baut E-Gitarren und -Bässe, die Sound und Shape<br />
auf die Spitze treiben. Seine Kreationen werden ihm regelrecht<br />
aus den Händen gerissen und viele prominente Musiker haben<br />
einen echten „Ritter“ in ihrer Sammlung. Auch in mehreren Museen<br />
– etwa dem New Yorker Metropolitan Museum of Art oder<br />
dem American Art Museum (Washington, D.C.) – sind seine Instrumente<br />
zu sehen. Woher er seine ausgefallenen Ideen nimmt?<br />
„Das Leben und die Welt sind mir Inspiration“ sagt der Mann aus<br />
dem pfälzischen Deidesheim.<br />
Text: Elmar Schalk | Fotos Nina Bauer<br />
Jeden Sommer, zu coronafreien<br />
Zeiten, wird es richtig laut<br />
im finnischen Oulu: Dann treffen<br />
sich Rockfans aller Nationen, um<br />
ihre Gitarrenheros auf der Bühne zu<br />
feiern. Etwa den Japaner Nanami „Seven<br />
Seas“ Nagura oder Matt „Airistotle”<br />
Burns aus den USA. Sobald sie aber<br />
in die Saiten hauen, scheint etwas zu<br />
fehlen – die E-Gitarre. Sie spielt bei der<br />
Luftgitarren-Weltmeisterschaft eine<br />
gleichwohl tragende wie unsichtbare<br />
Rolle. Als Preis für die glaubwürdige<br />
Darstellung winkt übrigens kein Luftpokal<br />
sondern eine echte Gitarre. Wer<br />
nun meint, in Sachen Musik würden<br />
nur die Finnen spinnen, sollte 2.700<br />
km weiter südlich ins pfälzische Deidesheim<br />
reisen. Dort fertigt ein Mann<br />
edelste E-Gitarren und -Bässe, die er in<br />
Weißwein ertränkt oder mit Grillkohle<br />
und Whiskey bepinselt. Und wenn er<br />
sie nicht manisch mit dem Schraubenzieher<br />
zerkratzt, baut er unspielbare<br />
Instrumente ohne Saiten oder beschallt<br />
volle Weinfässer.<br />
Hauptsache Bass<br />
Die Musik ist für Jens Ritter ein feiner,<br />
roter Faden, der sich durch sein<br />
ganzes Leben zieht. Als Jugendlicher<br />
hört er Punkrock, liebt vor allem die<br />
druckvollen Bässe, die er immer an<br />
der Hifi-Anlage seines Vaters reindreht.<br />
Mit zwei Freunden beschließt er<br />
eine Band zu gründen. Der erste Gig ist<br />
schon gebucht, allein die Instrumente<br />
fehlen noch und die Fähigkeit, sie zu<br />
spielen. Also tauscht er in einem Antiquitätengeschäft<br />
sein Gespartes gegen<br />
einen E-Bass, der schon bessere<br />
Tage gesehen hat. Mit einigem Fleiß<br />
und dem Studium von Video-Musikkassetten<br />
bastelt Jens Ritter an seiner<br />
Karriere und am hinfälligen Bass. Auch<br />
das nächste Exemplar wird modifiziert.<br />
Weil das handwerkliche Können<br />
früh vom Vater gefördert wurde, stellt<br />
der Filius eigene Regler-Knöpfe an der<br />
Drehbank her und beginnt sein Instrument<br />
zu verschönern. Das spricht sich<br />
herum. Aus den Gitarrenreparaturen<br />
erwächst schließlich die Idee, einen eigenen<br />
E-Bass zu bauen.<br />
Ein großer Schritt<br />
1996: Ritter ist inzwischen Maschinenbautechniker<br />
für ein großes Unternehmen,<br />
als er seine ersten beiden<br />
Arbeiten dem Redakteur eines Gitarren-Fachmagazins<br />
vorstellt. Der will<br />
ihm nicht glauben, dass es sich um<br />
Erstlingswerke handelt – so ausgereift<br />
die Form, so akkurat die Verarbeitung.<br />
Aber der junge Mann erhält einen lobpreisenden<br />
Artikel im Magazin und<br />
bald die ersten Bestellungen. Weil der<br />
Instrumentenbauer noch nie im Mainstream<br />
schwimmen wollte, geht der<br />
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<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2021