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FREUDE AM LEBEN, SPASS AM GENUSS

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war der Produzent nicht Albert R. Broccoli<br />

und die Gage von fünf Mio. US-Dollar<br />

konnten Connery und seine Stiftung<br />

gut gebrauchen. Mit über 50 Jahren war<br />

der Charakterdarsteller gefragter denn<br />

je. Mitte der 1980er spielte er in einer<br />

ganzen Reihe eindrucksvoller Filme mit:<br />

Etwa in „Highlander“, in „Der Name der<br />

Rose“ oder in „Die Unbestechlichen“, wofür<br />

er 1987 den Oskar und Standing Ovations<br />

von Hollywoods Crème de la Crème<br />

erhielt. Legendär auch seine Darstellung<br />

in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“,<br />

wo er sich mit seinem Filmsohn<br />

Harrison Ford einen Schlagabtausch<br />

nach dem anderen liefert. Ähnlich abwechslungsreich<br />

waren die 1990er,<br />

voller Abenteuerfilme, Thriller und Dramen.<br />

Das Erstaunliche dabei: Dieser<br />

Mann alterte nicht – er reifte! 1989 und<br />

1999 wählte ihn das People Magazine jeweils<br />

zum “Sexiest Man Alive“, bzw. zum<br />

„Sexiest Man of the Century“. Da war er<br />

zuletzt 69 Jahre alt.<br />

Scotland forever<br />

Aus seiner Verbundenheit mit seiner<br />

Heimat hatte Connery nie ein Geheimnis<br />

gemacht. Bei Interviews trug<br />

er gerne mal das Schottenkaro auf<br />

Hemd oder Krawatte, scherzte über die<br />

Vorurteile gegenüber seinen Landsleuten<br />

und war ständig auf dem Golfplatz.<br />

Diesen „Virus“ habe er sich bei<br />

den Dreharbeiten zu „Goldfinger“ eingefangen:<br />

„Bei unserem schottischen<br />

Nationalsport ist man ganz bei sich.<br />

Hier zügelt man sein Temperament<br />

und findet sein Maß – ich wünschte,<br />

ich könnte mein Leben lang Golf spielen!“<br />

Neben seiner Stiftung engagierte<br />

er sich nun auch politisch für die<br />

Unabhängigkeit Schottlands und war<br />

Mitglied der linksliberalen „Scottish<br />

National Party“. Und die Ehrung seiner<br />

Heimatstadt Edinburgh, die ihm 1991<br />

die Auszeichnung „Freedom of the City“<br />

verlieh, bewegte ihn weit mehr als der<br />

Ritterschlag der Queen anno 2000 (wo<br />

er selbstverständlich im Schottenrock<br />

erschien). Acht Jahre später machte<br />

der Schauspieler in seiner Autobiographie<br />

„Being a Scot“ („Mein Schottland,<br />

mein Leben“) klar, worum es ihm<br />

ging: „Dass Schottland ein eigenes<br />

Gesicht erhält.“ Anmerkungen, dass er<br />

aber im spanischen Marbella bzw. auf<br />

den Bahamas lebe, ließ er nicht gelten<br />

– sein Seemannstattoo „Scotland<br />

forever“ sei zwar verblasst, aber noch<br />

lesbar. 2003 stand er das letzte Mal vor<br />

der Kamera. Zuvor hatte der 72-jährige<br />

die Rolle des Gandalf in der „Herr der<br />

Ringe“-Trilogie abgelehnt. Es wäre eine<br />

kleine Gage gewesen, plus 15 Prozent<br />

der Filmeinnahmen. Nachdem aber die<br />

drei Folgen insgesamt drei Milliarden<br />

US-Dollar einspielten, wären unglaubliche<br />

450 Millionen Dollar auf sein Konto<br />

geflossen. Stattdessen also „Die Liga<br />

der außergewöhnlichen Gentlemen“,<br />

den das Empire Magazin als „deprimierend<br />

plumpen Action-Film“ bezeichnete.<br />

Die Dreharbeiten machten es Sean<br />

Connery leicht, sich vom Filmbusiness<br />

zu verabschieden. Wegen kreativer Differenzen<br />

gerieten er und der Regisseur<br />

Stephen Norrington ständig aneinander.<br />

Die Auseinandersetzungen drohten<br />

gar in einer Prügelei zu enden. Als<br />

der Regisseur der Abschlussparty demonstrativ<br />

fernblieb und Connery gefragt<br />

wurde, wo Norrington sei, antwortete<br />

der nur: „Check the local asylum!“<br />

(„Sieh im örtlichen Irrenhaus nach!“).<br />

Schlussakt<br />

„Er wusste exakt, wann es Zeit ist,<br />

aufzuhören“, sagte sein Freund Jackie<br />

Stewart. Langweilig wurde es dem Ruheständler<br />

in den folgenden Jahren<br />

nie. Er setzte sich für den Schutz der<br />

Bahamas ein, unterstützte das Klimaschutzprojekt<br />

von Al Gore finanziell und<br />

flog immer wieder in die Heimat, um<br />

„die schottische Sache“ voranzutreiben.<br />

Ob er noch mal vor die Kamera wolle?<br />

„Wenn mich noch irgendetwas aus dem<br />

Ruhestand holen könnte, dann ein Indiana<br />

Jones-Film. Aber letztlich macht<br />

Ruhestand einfach zu viel Spaß.“ So<br />

lehnte er auch die Vaterrolle im 2008 erschienenen<br />

„Indiana Jones und das Königreich<br />

des Kristallschädels“ ab. Connery<br />

ist immer authentisch geblieben.<br />

Deswegen hatte er auch in keiner Rolle<br />

den schottischen Akzent oder seine vernuschelte<br />

Aussprache beim „S“ wegpoliert.<br />

„Warum auch? Alle Emotionen sind<br />

international gleich“, lautete sein Credo.<br />

So ist einer seiner vielen Vermächtnisse<br />

die Tatsache, dass der schottische Zungenschlag<br />

heute nicht mehr so belächelt<br />

wird. „Ich habe viele gute Zeiten erlebt“<br />

steht als Schlusssatz in seiner Autobiografie.<br />

Sean Connery starb am 31.Oktober<br />

2020 im Alter von 90 Jahren. An seinem<br />

Todestag schrieben in den sozialen<br />

Medien viele Fans „Rest in Peace“ so, wie<br />

es Connery ausgesprochen hätte: „Resht<br />

in Peash.“<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2021 69

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