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FREUDE AM LEBEN, SPASS AM GENUSS

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so nahm er am Wettbewerb zum „Mister<br />

Universum“ in London teil. Mit dem<br />

Sieg wurde es zwar nichts, aber für das<br />

Musical „South Pacific“ war man in der<br />

Metropole auf der Suche nach kräftigen<br />

Nebendarstellern, die sehr gut bezahlt<br />

wurden. Stattliche 14 britische Pfund die<br />

Woche sowie eine eigene Fußballmannschaft<br />

des Ensembles überzeugten Connery<br />

sofort, mit der Truppe in den folgenden<br />

zwei Jahren durch Großbritannien<br />

zu touren. Wenn der Jungdarsteller also<br />

nicht auf der Bühne Holz sägend „There<br />

Is Nothing Like A Dame“ schmetterte,<br />

spielte er mit den anderen gegen jede<br />

Mannschaft, die zu einem Match bereit<br />

war. Und dann erhielt der 22-jährige von<br />

Manchester United ein Angebot, von dem<br />

er immer geträumt hatte. Ganz euphorisiert<br />

überraschte er seinen Schauspielkollegen<br />

Robert Henderson mit dieser<br />

Nachricht. Doch der brachte ihn aus dem<br />

Konzept: „Aber hast du nicht gesagt,<br />

dass dir die Schauspielerei großen Spaß<br />

macht?“ Und dass ihm als Fußballer<br />

vielleicht noch zehn Jahre blieben, während<br />

er als Darsteller bis zum Umfallen<br />

dabeibleiben könne, leuchtete Connery<br />

schmerzlich ein. Das Hauptproblem war<br />

nur sein unverständliches schottisches<br />

Genuschel, weswegen ihn ein Ensemblemitglied<br />

anfangs für einen Polen gehalten<br />

hatte. Der Arbeitersohn krempelte<br />

die Ärmel hoch, leistete sich für 60 Pfund<br />

ein Tonbandgerät und arbeitete stetig an<br />

seiner Aussprache. Außerdem empfahl<br />

ihm Henderson zehn Werke der Weltliteratur<br />

– von Shakespeare, über Hemingway<br />

bis Proust – die den Leser in ihren<br />

Bann zogen. Er hatte viel nachzuholen<br />

und er warf sich voller Begeisterung in<br />

diese neue Welt.<br />

„Ich würde Bond gerne töten“<br />

In der Folgezeit schlug er sich mit<br />

kleineren Film-, Fernseh- und Theaterrollen<br />

durch und freundete sich mit<br />

seinem Schauspielkollegen Michael<br />

Caine an, der ebenfalls der Arbeiterklasse<br />

entstammte und nicht viel von<br />

den gestelzten Figuren jener Zeit hielt.<br />

„Der britische Film – das waren damals<br />

seichte Geschichten, nichts für Sean“,<br />

meinte Caine in einem Interview. „Ich<br />

wusste, dass seine Zeit kommen würde,<br />

wenn das Filmbusiness soweit war.“<br />

Als die Produzenten Albert R. Broccoli<br />

und Harry Saltzman Anfang der 1960er<br />

Ian Flemings populäre Romanserie um<br />

den Geheimagenten James Bond verfilmen<br />

wollten, ging es um die elementare<br />

Frage: Wer soll ihn verkörpern? Eigentlich<br />

sollte es ein noch unbekannter<br />

Schauspieler sein, der die Rolle nicht<br />

durch seine Vergangenheit überlagert.<br />

Als der schottische Newcomer ins Gespräch<br />

kam, der dem Team durch seine<br />

maskuline Präsenz aufgefallen war,<br />

sträubte sich der Autor Fleming mit<br />

Händen und Füßen – „zu haarig, zu grobschlächtig“.<br />

Möglich, dass der ehemalige<br />

Eton-Schüler Standesdünkel gegenüber<br />

dem ehemaligen Milchmann hatte. Seine<br />

Vorstellung von Bond war jedenfalls<br />

geschmeidiger, doch die meisten seiner<br />

Favoriten gaben ihm einen Korb: Cary<br />

Grant (wollte nur einen einzigen Film<br />

machen), Richard Burton (angeblich zu<br />

teuer), Patrick McGoohan (war die Rolle<br />

zu promiskuitiv). Schließlich überzeugte<br />

Connery durch seine Ausstrahlung und<br />

selbstsichere Art. Mit einem Budget von<br />

lediglich 1,1 Millionen US-Dollar ging<br />

„Dr. No“ 1962 an den Start und landete<br />

eine Hit: So viel Sex Appeal, gepaart<br />

mit zynischem Pragmatismus, hatte das<br />

britische Publikum noch nicht auf der<br />

Leinwand erlebt. Auch international war<br />

der Film erfolgreich. 60 Millionen spielte<br />

der Streifen ein, lächerliche 17.000<br />

Dollar erhielt Sean Connery, während<br />

Ursula Andress (das erste Bond-Girl) mit<br />

6.000 Dollar abgespeist wurde. Für den<br />

Schauspieler mit dem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn<br />

war das eine lehrreiche<br />

Erfahrung. In den Folgejahren kämpfte<br />

er manchmal auch rückwirkend für eine<br />

angemessene Gage und riskierte, wenn<br />

er sich mit Hollywood anlegte, dabei Kopf<br />

und Kragen. Aber er gewann. Und jedes<br />

Jahr, wenn ein neuer 007 in die Kinos<br />

kam und das Vorjahresergebnis übertraf,<br />

konnte der Leinwandstar entsprechend<br />

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