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Bild: petrsvoboda9/stock.adobe.com<br />
Polyurethan bietet Schutz gegen<br />
mechanische, thermische und<br />
chemische Einwirkungen. Bauschäume<br />
überbrücken und isolieren.<br />
Rohstoff des Monats: Polyurethan<br />
Gut gepolsterte Schaumstoffpreise<br />
Wenn Polyethylen vereinfachend für Plastik steht, dann steht Polyurethan für Schaumstoff.<br />
Ein omnipotenter Stoff für die Industrie, eine Herausforderung für EinkäuferInnen.<br />
Denn die <strong>Beschaffung</strong>spreise kennen seit Monaten nur eine Richtung : Es geht aufwärts!<br />
Es gibt mehrere Gründe für die derzeitige<br />
Preisrallye bei Polyurethan: So<br />
sorgen eine überraschend (wieder) erstarkte<br />
Automobilindustrie sowie der Immobilienboom<br />
für einen hohen Bedarf an<br />
Dämm- und Schaumstoffen. Dazu verteuerte<br />
sich allein im letzten halben Jahr der<br />
Ausgangsstoff Benzol von 545 Euro auf<br />
742 Euro pro Tonne – ein Anstieg um<br />
mehr als 36 Prozent. Dazu kommt, dass<br />
wichtige Hersteller ausfallen bzw. ihre<br />
Produktion gedrosselt haben. So sind die<br />
US-amerikanischen Produktionsanlagen<br />
immer noch durch den extremen Wintereinbruch<br />
gekennzeichnet, die TDI-Produktion<br />
von BASF in Ludwigshafen wird<br />
durch zeitweise Abschaltungen beeinträchtigt<br />
und das Dow-Joint Venture Sadara<br />
Chemical führt schon seit Monaten<br />
umfangreiche Wartungsarbeiten durch.<br />
Das alles führt (wie auch bei Polyethylen)<br />
zu einem klassischen Verkäufermarkt. Laut<br />
dem Branchendienst Kunststoff Information<br />
KI verhandeln die Verkäufer derzeit<br />
nicht, sie teilen zu. Allokationen waren in<br />
den letzten Wochen an der Tagesordnung<br />
und wer den verlangten Preis nicht bezahlte,<br />
erhielt nicht einmal verringerte<br />
Kontingente. Für den europäischen Poly -<br />
urethan-Markt ist nach Einschätzung von<br />
KI in den nächsten Wochen kaum mit einer<br />
Entlastung zu rechnen.<br />
PURe Fakten<br />
Die Kunststoffproduktion wächst seit Jahren<br />
konstant auf derzeit 380 Mio. Tonnen<br />
weltweit. Dieser Trend wird vor allem<br />
durch die asiatischen Länder befeuert –<br />
allen voran China. In Europa dagegen<br />
stagnieren die Produktionsmengen. Die<br />
deutsche Kunststoffindustrie ist die größte<br />
ihrer Art in Europa und<br />
macht ungefähr ein Drittel<br />
des europäischen Marktes<br />
aus – allerdings mit<br />
rückläufiger Tendenz.<br />
Am häufigsten wird<br />
Kunststoff in Europa<br />
für Verpackungen genutzt<br />
(40 %), gefolgt<br />
INSIDE<br />
Evonik Venture Capital<br />
beteiligt sich an<br />
der B2B-Plattform<br />
Chembid.<br />
von der Bauindustrie (20 %) sowie der<br />
Automobilbranche (10 %). Polyurethan<br />
macht ungefähr sieben Prozent des weltweit<br />
verarbeiteten Kunststoffes aus.<br />
Die Eigenschaften von Polyurethan (PUR)<br />
werden von den beiden verwendeten Ausgangsmaterialien<br />
bestimmt: Polyol und<br />
Isocyanat. Polyole werden aus Mineralöl<br />
hergestellt und sind bei Raumtemperatur<br />
zähflüssig. Sie dienen neben der PUR-Herstellung<br />
beispielsweise auch als Zuckeraustauschstoff<br />
oder als Frostschutzmittel.<br />
Als Isocyanat dienen Methylen-Diphenyldiisocyanat<br />
(MDI) oder Toluol-Diisocyanat<br />
(TDI). Wird ein Polyol mit einem dieser Isocyanate<br />
vermischt, entsteht durch eine<br />
sogenannte Polyadditionsreaktion<br />
Polyurethan. Geschieht dies<br />
in einer wasserhaltigen<br />
Umgebung, entsteht Gas<br />
und das wiederum führt<br />
zu einer Schaum -<br />
bildung. Dabei wird<br />
zwischen PUR-Hartschäumen<br />
und PUR-<br />
12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05|2021