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» MANAGEMENT<br />
»Strafrechtliche<br />
Konsequenzen sind<br />
bislang nicht<br />
vorgesehen .<br />
Es drohen aber hohe<br />
Bußgelder.«<br />
Um die hierfür erforderlichen Maßnahmen auf den<br />
Weg zu bringen und dauerhaft in der Praxis zu verankern,<br />
sollten zunächst die relevanten Beteiligten<br />
im Unternehmen identifiziert, umfassend informiert<br />
und mit ihren Aufgaben und Rollen betraut werden.<br />
Neben der Implementierung des geforderten Risikomanagements<br />
muss festgelegt<br />
werden, welche Stelle die geforderte<br />
Grundsatzerklärung<br />
formuliert, wer das Beschwerdeverfahren<br />
einrichtet und<br />
wer die Dokumentation über<br />
die Erfüllung der Sorgfaltspflichten<br />
und die Erstellung<br />
des Berichts übernimmt.<br />
Um die dafür notwendigen<br />
Informationen zu erhalten,<br />
bedarf es einer gründlichen Vorbereitung, die mit der<br />
Identifizierung und Dokumentation der Liefer ketten<br />
beginnt. Dem folgt zur Ermittlung zentraler Risiken<br />
eine sog. Wesentlichkeitsanalyse, die Auskunft über<br />
Relevanz und Umfang einzelner Themen/ Risiken innerhalb<br />
der Lieferkette(n) gibt.<br />
Wesentlichkeitsanalyse und -matrix<br />
als zentrale Werkzeuge<br />
Die Wesentlichkeitsanalyse (auch „Materialitätsanalyse“)<br />
ist für Unternehmen eine wichtige Methode,<br />
um die wesentlichen Themen ihrer relevanten interessierten<br />
Parteien zu identifizieren, besonders mit<br />
Blick auf die soziale und umweltbezogene Verantwortung<br />
für den eigenen Geschäftsbereich, aber<br />
auch für die Lieferkette. Diese Form der Risikoanalyse<br />
wird von allen bedeutenden Nachhaltigkeits-Formaten<br />
erwartet, die CSR-Richtlinie der EU macht sie<br />
sogar zur Pflicht. Zur Erfüllung der Anforderungen<br />
Sorgfaltspflichtengesetz<br />
Das Sorgfaltspflichtengesetz soll der<br />
Verbesserung der internationalen<br />
Menschenrechtslage dienen, indem es<br />
Anforderungen an ein verantwortliches<br />
Management von Lieferketten für<br />
bestimmte Unternehmen festlegt.<br />
www.bmas.de<br />
aus dem neuen Sorgfaltspflichtengesetz ist sie praktisch<br />
unverzichtbar. Zentrale Tätigkeiten für eine<br />
aussagekräftige Wesentlichkeitsanalyse sind:<br />
• Klärung unternehmensinterner Zielkonflikte<br />
• Ermittlung und Einbindung relevanter interessierter<br />
Parteien<br />
• Identifizierung entscheidender interner und<br />
externer Themen<br />
• Betrachtung damit verbundener Risiken und<br />
Chancen<br />
• Bewertung und Visualisierung der Ergebnisse<br />
• Ableiten von Handlungsbedarf und Kontrollen<br />
Interne Zielkonflikte bestehen oft zwischen Abteilungen,<br />
deren Einschätzung von Nachhaltigkeitsthemen<br />
vor allem aufgaben- und zielbedingt, aber auch<br />
nach deren Wissen unterschiedlich sind. Die Klärung<br />
solcher Konflikte erfolgt durch die Abstimmung der<br />
betroffenen Unternehmensbereiche, z. B. in Workshops<br />
oder Meetings etc.<br />
Interessierte Parteien und ihre<br />
Erwartungen<br />
Die Ermittlung interessierter Parteien und ihrer Erwartungen,<br />
vielen bereits bekannt aus ISO 9001,<br />
konzentriert sich meist auf die Bereiche<br />
• Wirtschaft (Kunden, Lieferanten, Investoren,<br />
Banken …),<br />
• Gesellschaft (Verbraucher, Politik, Behörden …),<br />
• intern (Mitarbeiter, Gewerkschaften, oberste<br />
Leitung …),<br />
• „Anwaltsgruppen“ (NGOs, Verbände,<br />
Umweltgruppen …).<br />
Entscheidend für die Relevanz von und den Umgang<br />
mit interessierten Parteien ist, ob sie Einfluss auf die<br />
Erreichung der Unternehmensziele haben können, ob<br />
sie selbst durch die Aktivität des Unternehmens beeinflusst<br />
werden (können) oder ob beides zutrifft. Ihre<br />
Einbindung erfolgt durch Befragungen, gemeinsame<br />
Workshops oder Kontakte über soziale Netzwerke.<br />
Wird die Wesentlichkeitsanalyse um den Kreis der<br />
Anspruchsgruppen (Stakeholder) erweitert, spricht<br />
man von einer Wesentlichkeitsmatrix.<br />
Ermittlung von Themen, Bewertung<br />
damit verbundener Risiken<br />
Für die Identifizierung entscheidender interner und<br />
externer Themen muss das gesamte Umfeld eines<br />
Unternehmens betrachtet werden. Im Zusammenhang<br />
mit dem Sorgfaltspflichtengesetz ist das – neben<br />
dem eigenen Geschäftsbereich eines Unternehmens<br />
– vor allem die direkte Lieferkette, und zwar in<br />
Zusammenhang mit ökonomischen, ökologischen<br />
und sozialen Themen: Korruption, Rohstoffe, politische/rechtliche<br />
Aspekte, Abfall, Umweltverschmut-<br />
30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05|2021