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» MANAGEMENT<br />
Carmen Samorski, Leiterin Rohstoffeinkauf und innerbetriebliche Logistik, Fripa<br />
„Wir müssen weit gehen , um über<br />
den Tellerrand zu blicken“<br />
Die Fripa Papierfabrik Albert Friedrich KG ist ein 1911 gegründetes, mittelständisches<br />
Familienunternehmen zur Herstellung von Hygieneprodukten. Mit Carmen Samorski,<br />
Leiterin des Rohstoffeinkaufs und der innerbetrieblichen Logistik bei Fripa, sprach<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> über Hamsterkäufe und Tissue aus Gras, die Generation Z im<br />
Betrieb und die Produktion von Blockbustern in Zeiten der Pandemie.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Frau Samorski,<br />
Sie leiten bei Fripa den Rohstoffeinkauf<br />
und die innerbetriebliche Logistik. Wie<br />
sind Sie zum Einkauf gekommen?<br />
Carmen Samorski: Ich bin Einkäuferin<br />
von der Pike auf. 1983 habe ich bei<br />
Fripa eine Ausbildung zur Industriekauffrau<br />
begonnen, die im Einkauf startete.<br />
Nach vier Monaten bin ich im Rohstoffeinkauf<br />
gelandet, und als dort vier Monate<br />
später eine Stelle frei wurde, hat<br />
man mich gefragt, ob ich mir vorstellen<br />
könnte, den Posten zu übernehmen. Ich<br />
habe zugesagt und dann meine ganze<br />
Ausbildung im Einkauf verbracht. 1989<br />
habe ich den Rohstoffeinkauf übernommen<br />
und ein paar Jahre später die Leitung<br />
für Rohstoffe und innerbetriebliche Logistik.<br />
Ich war also immer bei Fripa<br />
und auch immer im Einkauf,<br />
aber es war nie langweilig,<br />
weil immer wieder neue<br />
Aufgaben dazukamen. Vermutlich<br />
werde ich hier auch<br />
mal in Rente gehen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie<br />
ist Ihre Einkaufsorganisation<br />
strukturiert?<br />
Samorski: Unser Einkauf ist geteilt in<br />
technischen Einkauf und Rohstoffeinkauf.<br />
Ich bin für den Rohstoffeinkauf verantwortlich,<br />
also Zellstoff und Mutterrollen.<br />
Daneben bin ich verantwortlich für die<br />
Zertifizierungen und das Thema Nachhaltigkeit.<br />
Der technische Einkauf umfasst<br />
Hilfs- und Betriebsstoffe, technische Teile,<br />
Investitionen, Baumaßnahmen sowie<br />
Carmen Samorski kennt den Betrieb seit ihrer<br />
Ausbildung.<br />
»Wir sind nicht nur diejenigen, die<br />
Lieferanten suchen und günstige<br />
Preise verhandeln, sondern<br />
gestalten auch unsere Produkte<br />
maßgeblich mit.«<br />
Dienstleistungen. Wir sind sieben Personen<br />
im Einkauf, zwei davon im Bereich<br />
Rohstoff, die anderen fünf kümmern sich<br />
um den technischen Bereich.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Fripa stellt unter<br />
anderem Toilettenpapier her, in Coronazeiten<br />
ein gefragtes Gut. Wie haben<br />
sich die Hamsterkäufe der letzten Monate<br />
auf Ihre Abläufe ausgewirkt?<br />
Bild: HeidelbergCement<br />
Samorski: Es gehört zu unserer Strategie,<br />
mit unseren Lieferanten langfristige<br />
Geschäftsbeziehungen einzugehen und zu<br />
pflegen, wir stehen immer in sehr engem<br />
Kontakt miteinander. Deshalb haben wir<br />
hier ein belastbares Fundament mit gewachsenen<br />
und nachhaltigen Verbindungen,<br />
die vor allem auf Vertrauen basieren.<br />
Dadurch haben wir in unseren Lieferantenbeziehungen<br />
eine hohe Qualität, sowohl<br />
bei den Produkten als auch bei nicht<br />
weniger wichtigen Aspekten wie Service<br />
und Zuverlässigkeit. Natürlich wurde es<br />
im letzten Jahr auch mal eng – das fing<br />
Ende Februar mit der ersten Welle an und<br />
hat sich dann in mehr oder weniger dramatischen<br />
Wellenbewegungen durch das<br />
ganze Jahr gezogen. Unsere Lieferanten<br />
sind da sehr gut mitgegangen.<br />
Wir sind grundsätzlich im Lager<br />
recht gut aufgestellt, und<br />
dadurch, dass wir bei unseren<br />
Lieferanten immer sehr langfristig<br />
vorbestellen, sind diese<br />
auch gut auf unsere Bedarfe<br />
eingestellt. Das hat uns sehr<br />
geholfen, denn im letzten<br />
Frühjahr ging dann ja doch alles<br />
relativ schnell. Hinzu kam, dass nicht<br />
nur wir mit unseren Hygieneprodukten in<br />
die Bredouille kamen, sondern auch unsere<br />
Wettbewerber. Und da wir alle ähnliche<br />
Lieferanten haben, wurden diese dementsprechend<br />
mit Aufträgen bombardiert.<br />
Aber es hat alles wunderbar funktioniert –<br />
manchmal war es sehr knapp, aber es hat<br />
immer gereicht, um die Produktion aufrechterhalten<br />
zu können.<br />
22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05|2021