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Beschaffung aktuell 05.2021

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» MANAGEMENT<br />

decken wie beispielsweise Brände, das<br />

Material an mehreren Lagerplätzen gelagert.<br />

Für unsere Hauptprodukte haben wir<br />

mehrere Lieferanten und splitten auch<br />

dadurch das Risiko.<br />

Wir haben<br />

damit schon vor<br />

ein paar Jahren<br />

begonnen, als an<br />

so etwas wie Corona<br />

noch gar<br />

nicht zu denken<br />

war, und alle<br />

möglichen Risiken<br />

beleuchtet,<br />

»Die steigenden<br />

Anforderungen sowohl<br />

des Gesetzgebers als<br />

auch der Kunden<br />

werden uns in den<br />

nächsten Jahren<br />

fordern .«<br />

um im Ernstfall<br />

unsere Lieferfähigkeit<br />

aufrechterhalten zu können. Das<br />

hat sich jetzt ausgezahlt.<br />

Neu etabliert wurde das Pandemie-Team,<br />

das sich um alle Fragen des Mitarbeiterschutzes<br />

kümmert. Da wir hygienezertifiziert<br />

sind, gab es schon diverse Vorschriften,<br />

zum Beispiel für Handhygiene, die eine<br />

gute Basis bilden. Aber das allein<br />

reicht natürlich nicht aus. Zusätzliche<br />

Maßnahmen sind beispielsweise Home<br />

Office, virtuelle Meetings, Maskenpflicht,<br />

versetzte Arbeits- und Pausenzeiten und<br />

einiges mehr.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie sieht Ihre<br />

Einkaufsstrategie aus?<br />

Samorski: Es ist uns sehr wichtig, langfristig<br />

mit den Lieferanten zusammen zu<br />

arbeiten. Uns ist nicht daran gelegen,<br />

kurzfristig das schnelle Geschäft zu machen,<br />

das vielleicht nur preislich interessant<br />

ist; wir setzen auf hohe Qualität, und<br />

die gibt es nur bei einer gemeinsamen<br />

Entwicklung mit unseren Lieferanten. Gerade<br />

in der <strong>aktuell</strong>en Pandemie hat sich<br />

das bewährt, wir ergänzen uns gut und<br />

arbeiten auf einer vertrauensvollen Basis<br />

zusammen. Das Thema Nachhaltigkeit ist<br />

für uns ebenfalls enorm wichtig. Wir stellen<br />

ja Papier aus Holz her, und das ist für<br />

die meisten Menschen ein emotionales<br />

Thema. Schon bevor das Thema Nachhaltigkeit<br />

in aller Munde war, hat Fripa<br />

nachhaltig eingekauft. Wir legen beispielsweise<br />

größten Wert auf kurze Transportwege,<br />

zertifizierte Lieferanten und<br />

nachhaltige Bezugsquellen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Worauf achten<br />

Sie vor allem bei neuen Lieferanten?<br />

Samorski: Bei allen Lieferanten setzen<br />

wir zum einen auf Regionalität – was<br />

beim Zellstoff nicht<br />

nur Deutschland bedeutet,<br />

sondern<br />

Europa. Wir setzen<br />

ausschließlich TCFgebleichte<br />

Zellstoffe<br />

ein, das heißt es wird<br />

kein Chlor oder<br />

Chlorverbindungen<br />

beim Bleichen verwendet.<br />

Diese Zellstoffe<br />

gibt es bis auf<br />

eine Ausnahme nur<br />

in Europa zu kaufen. Zum anderen müssen<br />

alle Lieferanten, die bei uns liefern<br />

möchten, FSC-oder PEFC-zertifiziert sein,<br />

das sind die beiden großen Forst-Zertifikate,<br />

die es am Markt gibt und die für<br />

nachhaltige Forstwirtschaft stehen. Das<br />

sind die Grundvoraussetzungen, um als<br />

Lieferant aufgenommen zu werden. Und<br />

dann geht es Schritt für Schritt weiter.<br />

Wir tauschen Spezifikationen aus, nach<br />

positiven Erst- und Großversuchen finden<br />

wir dann unter Umständen zueinander. Es<br />

ist ein langwieriger Prozess. Und durch<br />

die hohen Anforderungen, die wir haben,<br />

ist die Lieferantenauswahl schon eingeschränkt,<br />

aber Qualität und Zuverlässigkeit<br />

sind uns sehr wichtig.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie früh sitzen<br />

Sie als Einkauf bei dieser Art von<br />

Neuentwicklung von Produkten mit am<br />

Tisch?<br />

Samorski: Wir sind von Anfang an mit<br />

dabei. Oft bekommen wir auch Anregungen<br />

von unseren Lieferanten, dann ist der<br />

Einkauf innerhalb des Unternehmens der<br />

Impulsgeber. Umgekehrt ist der Einkauf<br />

auch bei Neuentwicklungen aus dem Produktmanagement<br />

ganz früh mit dabei.<br />

Wir haben kurze Wege und flache Hierarchien,<br />

das ist der Vorteil eines Familienunternehmens.<br />

Bei uns ist der Einkäufer nicht auf seinen<br />

Aufgabenbereich beschränkt. Er steht<br />

auch mal mit an der Maschine, wenn ein<br />

Test läuft, und ist in vielen andere Prozesse<br />

mit eingebunden. Unser Teller ist groß,<br />

wir müssen schon ziemlich weit gehen,<br />

um über den Tellerrand zu blicken. Wir<br />

sind nicht nur diejenigen, die Lieferanten<br />

suchen und günstige Preise verhandeln,<br />

sondern gestalten auch unsere Produkte<br />

maßgeblich mit.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie wichtig ist<br />

das Thema Digitalisierung für Ihr Unternehmen,<br />

Ihre Produkte und Ihre Einkaufsorganisation?<br />

Samorski: Für das Unternehmen ist es<br />

natürlich sehr wichtig. Heute kommt kein<br />

Unternehmen mehr daran vorbei. Wir haben<br />

ein nahezu papierloses Büro, viele<br />

Abläufe wie zum Beispiel Kennzahlenerfassung<br />

laufen wesentlich einfacher.<br />

Auch die Vertriebswege ändern sich, was<br />

durch die <strong>aktuell</strong>e Pandemie sicher noch<br />

mal verstärkt wird. Wenn wir die Entwicklung<br />

beim Online-Shopping betrachten,<br />

dann laufen immer mehr Produkte<br />

inzwischen über diesen Weg. Das sehen<br />

wir uns sehr genau an.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo sehen Sie<br />

die größten Herausforderungen für Ihr<br />

Unternehmen, Ihre Einkaufsorganisation<br />

und sich selbst als Einkaufsverantwortlichen<br />

in den kommenden Jahren?<br />

Samorski: Das Thema Nachhaltigkeit,<br />

beschäftigt uns schon lange und wird uns<br />

auch in Zukunft beschäftigen und zwar in<br />

allen Bereichen. Wir dürfen da auch nicht<br />

nur an Ressourcen denken, sondern es<br />

geht auch um Soziales, Ökonomie und<br />

Ökologie – daran hängt viel mehr, als nur<br />

den Wald zu schützen.<br />

Eine weitere Herausforderung, die allerdings<br />

nicht nur den Einkauf betrifft, sondern<br />

alle Unternehmensbereiche, ist es aus<br />

meiner Sicht, eine junge Generation ins<br />

Unternehmen zu integrieren, die eine völlig<br />

andere Einstellung zur Arbeitswelt mitbringt<br />

als die älteren Kollegen, auf die sie<br />

hier treffen – vom Umgang mit digitalen<br />

Tools bis hin zur Work-Life-Balance. Sie<br />

einzubinden und die alten und neuen Kollegen<br />

zusammenzubringen, das wird in<br />

den nächsten Jahren sicher eine große Herausforderung<br />

werden. Beide Seiten müssen<br />

offen sein und aufeinander zugehen.<br />

Für <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> führte<br />

Ulrike Dautzenberg das Interview.<br />

24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05|2021

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