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» MANAGEMENT<br />
decken wie beispielsweise Brände, das<br />
Material an mehreren Lagerplätzen gelagert.<br />
Für unsere Hauptprodukte haben wir<br />
mehrere Lieferanten und splitten auch<br />
dadurch das Risiko.<br />
Wir haben<br />
damit schon vor<br />
ein paar Jahren<br />
begonnen, als an<br />
so etwas wie Corona<br />
noch gar<br />
nicht zu denken<br />
war, und alle<br />
möglichen Risiken<br />
beleuchtet,<br />
»Die steigenden<br />
Anforderungen sowohl<br />
des Gesetzgebers als<br />
auch der Kunden<br />
werden uns in den<br />
nächsten Jahren<br />
fordern .«<br />
um im Ernstfall<br />
unsere Lieferfähigkeit<br />
aufrechterhalten zu können. Das<br />
hat sich jetzt ausgezahlt.<br />
Neu etabliert wurde das Pandemie-Team,<br />
das sich um alle Fragen des Mitarbeiterschutzes<br />
kümmert. Da wir hygienezertifiziert<br />
sind, gab es schon diverse Vorschriften,<br />
zum Beispiel für Handhygiene, die eine<br />
gute Basis bilden. Aber das allein<br />
reicht natürlich nicht aus. Zusätzliche<br />
Maßnahmen sind beispielsweise Home<br />
Office, virtuelle Meetings, Maskenpflicht,<br />
versetzte Arbeits- und Pausenzeiten und<br />
einiges mehr.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie sieht Ihre<br />
Einkaufsstrategie aus?<br />
Samorski: Es ist uns sehr wichtig, langfristig<br />
mit den Lieferanten zusammen zu<br />
arbeiten. Uns ist nicht daran gelegen,<br />
kurzfristig das schnelle Geschäft zu machen,<br />
das vielleicht nur preislich interessant<br />
ist; wir setzen auf hohe Qualität, und<br />
die gibt es nur bei einer gemeinsamen<br />
Entwicklung mit unseren Lieferanten. Gerade<br />
in der <strong>aktuell</strong>en Pandemie hat sich<br />
das bewährt, wir ergänzen uns gut und<br />
arbeiten auf einer vertrauensvollen Basis<br />
zusammen. Das Thema Nachhaltigkeit ist<br />
für uns ebenfalls enorm wichtig. Wir stellen<br />
ja Papier aus Holz her, und das ist für<br />
die meisten Menschen ein emotionales<br />
Thema. Schon bevor das Thema Nachhaltigkeit<br />
in aller Munde war, hat Fripa<br />
nachhaltig eingekauft. Wir legen beispielsweise<br />
größten Wert auf kurze Transportwege,<br />
zertifizierte Lieferanten und<br />
nachhaltige Bezugsquellen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Worauf achten<br />
Sie vor allem bei neuen Lieferanten?<br />
Samorski: Bei allen Lieferanten setzen<br />
wir zum einen auf Regionalität – was<br />
beim Zellstoff nicht<br />
nur Deutschland bedeutet,<br />
sondern<br />
Europa. Wir setzen<br />
ausschließlich TCFgebleichte<br />
Zellstoffe<br />
ein, das heißt es wird<br />
kein Chlor oder<br />
Chlorverbindungen<br />
beim Bleichen verwendet.<br />
Diese Zellstoffe<br />
gibt es bis auf<br />
eine Ausnahme nur<br />
in Europa zu kaufen. Zum anderen müssen<br />
alle Lieferanten, die bei uns liefern<br />
möchten, FSC-oder PEFC-zertifiziert sein,<br />
das sind die beiden großen Forst-Zertifikate,<br />
die es am Markt gibt und die für<br />
nachhaltige Forstwirtschaft stehen. Das<br />
sind die Grundvoraussetzungen, um als<br />
Lieferant aufgenommen zu werden. Und<br />
dann geht es Schritt für Schritt weiter.<br />
Wir tauschen Spezifikationen aus, nach<br />
positiven Erst- und Großversuchen finden<br />
wir dann unter Umständen zueinander. Es<br />
ist ein langwieriger Prozess. Und durch<br />
die hohen Anforderungen, die wir haben,<br />
ist die Lieferantenauswahl schon eingeschränkt,<br />
aber Qualität und Zuverlässigkeit<br />
sind uns sehr wichtig.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie früh sitzen<br />
Sie als Einkauf bei dieser Art von<br />
Neuentwicklung von Produkten mit am<br />
Tisch?<br />
Samorski: Wir sind von Anfang an mit<br />
dabei. Oft bekommen wir auch Anregungen<br />
von unseren Lieferanten, dann ist der<br />
Einkauf innerhalb des Unternehmens der<br />
Impulsgeber. Umgekehrt ist der Einkauf<br />
auch bei Neuentwicklungen aus dem Produktmanagement<br />
ganz früh mit dabei.<br />
Wir haben kurze Wege und flache Hierarchien,<br />
das ist der Vorteil eines Familienunternehmens.<br />
Bei uns ist der Einkäufer nicht auf seinen<br />
Aufgabenbereich beschränkt. Er steht<br />
auch mal mit an der Maschine, wenn ein<br />
Test läuft, und ist in vielen andere Prozesse<br />
mit eingebunden. Unser Teller ist groß,<br />
wir müssen schon ziemlich weit gehen,<br />
um über den Tellerrand zu blicken. Wir<br />
sind nicht nur diejenigen, die Lieferanten<br />
suchen und günstige Preise verhandeln,<br />
sondern gestalten auch unsere Produkte<br />
maßgeblich mit.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie wichtig ist<br />
das Thema Digitalisierung für Ihr Unternehmen,<br />
Ihre Produkte und Ihre Einkaufsorganisation?<br />
Samorski: Für das Unternehmen ist es<br />
natürlich sehr wichtig. Heute kommt kein<br />
Unternehmen mehr daran vorbei. Wir haben<br />
ein nahezu papierloses Büro, viele<br />
Abläufe wie zum Beispiel Kennzahlenerfassung<br />
laufen wesentlich einfacher.<br />
Auch die Vertriebswege ändern sich, was<br />
durch die <strong>aktuell</strong>e Pandemie sicher noch<br />
mal verstärkt wird. Wenn wir die Entwicklung<br />
beim Online-Shopping betrachten,<br />
dann laufen immer mehr Produkte<br />
inzwischen über diesen Weg. Das sehen<br />
wir uns sehr genau an.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo sehen Sie<br />
die größten Herausforderungen für Ihr<br />
Unternehmen, Ihre Einkaufsorganisation<br />
und sich selbst als Einkaufsverantwortlichen<br />
in den kommenden Jahren?<br />
Samorski: Das Thema Nachhaltigkeit,<br />
beschäftigt uns schon lange und wird uns<br />
auch in Zukunft beschäftigen und zwar in<br />
allen Bereichen. Wir dürfen da auch nicht<br />
nur an Ressourcen denken, sondern es<br />
geht auch um Soziales, Ökonomie und<br />
Ökologie – daran hängt viel mehr, als nur<br />
den Wald zu schützen.<br />
Eine weitere Herausforderung, die allerdings<br />
nicht nur den Einkauf betrifft, sondern<br />
alle Unternehmensbereiche, ist es aus<br />
meiner Sicht, eine junge Generation ins<br />
Unternehmen zu integrieren, die eine völlig<br />
andere Einstellung zur Arbeitswelt mitbringt<br />
als die älteren Kollegen, auf die sie<br />
hier treffen – vom Umgang mit digitalen<br />
Tools bis hin zur Work-Life-Balance. Sie<br />
einzubinden und die alten und neuen Kollegen<br />
zusammenzubringen, das wird in<br />
den nächsten Jahren sicher eine große Herausforderung<br />
werden. Beide Seiten müssen<br />
offen sein und aufeinander zugehen.<br />
Für <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> führte<br />
Ulrike Dautzenberg das Interview.<br />
24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05|2021