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» MANAGEMENT<br />
An diesen Beispielen wird deutlich, dass<br />
die Anreicherung der traditionellen Rollen<br />
mit Superkräften rein einem Zweck dient:<br />
Steigerung der Anpassungsfähigkeit, um<br />
jede Situation, Herausforderung oder Problemstellung<br />
im Einkauf zu meistern.<br />
Rollen ermöglichen es, mit einer ähnlichen Geschwindigkeit auf Veränderungen zu<br />
reagieren , wie sie entstehen und eintreten.<br />
1. Aufgaben: In welchem Arbeitsbereich<br />
ist die Rolle tätig? Welche Aufgaben hat<br />
die Rolle zu erledigen?<br />
2. Verantwortung: Für was ist die Rolle<br />
verantwortlich? Welche Befugnisse sind<br />
für die Rolle notwendig, um die Aufgaben<br />
zu erledigen?<br />
3. Erwartungen: Welche Erwartungen<br />
haben andere an die Rolle? Welche<br />
Ergebnisse oder Leistungen werden von<br />
der Rolle erwartet?<br />
4. Kompetenzen und Fähigkeiten: Welche<br />
Kompetenzen werden zur Ausübung der<br />
Rolle benötigt? Über welche Fähigkeiten<br />
sollte die Rolle verfügen?<br />
Neue Rollen im Einkauf<br />
Im Einkauf sind Rollen nichts Unbekanntes<br />
– es wird nach z. B. operativer Einkäufer,<br />
strategischer Einkäufer, Einkaufsanalyst<br />
oder Schnittstellenmanager unterschieden.<br />
Das Neuartige ist nun die Zuweisung<br />
von klassischen Eigenschaften<br />
unserer Kindheitshelden. Anstatt dem<br />
traditionellen Rollenverständnis des z. B.<br />
„operativen Einkäufers“ zu folgen, welcher<br />
überwiegend für die korrekte Bedarfsermittlung,<br />
-deckung bis zur Rechnungsprüfung<br />
verantwortlich ist, stellt<br />
die selbige Rolle im agilen Verständnis eine<br />
Art „Spider-Man“ dar. Nicht das strikte<br />
und korrekte abarbeiten temporär notwendiger<br />
Aufgaben zur Aufrechterhaltung<br />
der Bedarfsversorgung steht im Mit-<br />
telpunkt, sondern die Art und Weise, wie<br />
das operative Geschäft aufrechterhalten<br />
wird. Hierzu erhält die Rolle unter anderem<br />
die Superkraft einer „übermenschliche<br />
Schnelligkeit“, die sogar schneller ist<br />
als ein beschleunigendes Auto. Gleichzeitig<br />
erhält der operative Einkäufer die Balance,<br />
Koordination und Reflexe von „Spider-Man“,<br />
die ungefähr 40-mal so hoch<br />
sind wie bei gewöhnlichen Menschen.<br />
Mithilfe dieser Eigenschaften kann der<br />
operative Einkäufer die unvorhersehbarsten<br />
und waghalsigsten Herausforderungen<br />
meistern, welche das tägliche Geschäft<br />
aufs Neue bietet. Damit erhält die<br />
Rolle das Rüstzeug, die es im <strong>Beschaffung</strong>sdschungel<br />
benötigt.<br />
Dahingegen gleicht z. B. die Rolle des<br />
„strategischen Einkäufers“ dem Charakter<br />
des „Captain Americas“. Um die langfristig<br />
vorteilhaftesten <strong>Beschaffung</strong>swege aufzudecken,<br />
die geeignetsten Partnerschaften<br />
aufzubauen und die günstigsten Einkaufspreise<br />
zu sichern, benötigt es einen<br />
unglaublich guten Taktiker und Strategen.<br />
Gleichzeitig muss ein unbeugsamer Wille<br />
zur Realisation des besten Einkaufsergebnisses<br />
vorliegen. Hierzu bedarf es guter<br />
kämpferischer Fähigkeiten, damit auch<br />
der höchste Angebotspreis niedergerungen<br />
wird. Parallel hierzu erfordert es<br />
manchmal ein „großes, aber sympathisches<br />
Mundwerk“, um alle Argumente des<br />
Lieferanten schlagen zu können.<br />
Bild: lassedesignen/stock.adobe.com<br />
Superhelden als Treiber<br />
der Anpassungsfähigkeit<br />
In einer agilen Welt steht nicht mehr das<br />
Wissen oder Knowhow im Mittelpunkt,<br />
sondern die Fähigkeiten Unbekanntes und<br />
Neues zu meistern. Sicherlich verfügt jedes<br />
Unternehmen bereits über heldenhafte<br />
Einkäufer – manchmal muss man jedoch<br />
den Einkäufern auch die Möglichkeit<br />
geben, mit heldenhaften Eigenschaften<br />
das Einkaufsgeschehen neu zu ordnen.<br />
Denn Rollen ermöglichen es uns, mit einer<br />
ähnlichen Geschwindigkeit auf Veränderungen<br />
zu reagieren, wie sie entstehen<br />
und eintreten. Mithilfe der Rollen erhalten<br />
wir eine eigene und selbstregulierbare Dynamik,<br />
die uns langfristig hilft, unser<br />
„Überleben“ erfolgreich zu sichern. Gerade<br />
im Einkauf, wo die Kräfte der Veränderung<br />
vom <strong>Beschaffung</strong>s- als auch vom Absatzmarkt<br />
aufeinandertreffen, helfen uns agile<br />
Rollen schneller, flexibler und besser einzukaufen.<br />
So erkannte bereits Darwin im<br />
19. Jahrhundert, dass nicht die größten,<br />
stärksten oder intelligentesten einer Art<br />
überleben werden, sondern diejenigen, die<br />
sich am schnellsten einem Wandel anpassen<br />
können. Und dieser Auswahlprozess<br />
gilt in der heutigen Zeit mehr denn je.<br />
Christine Freye<br />
Purchasing,<br />
Jr. Business- & Process-<br />
Analyst bei einem<br />
deutschen Süßwarenhersteller<br />
20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> » 05|2021