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Unterschiede: Gartenarbeit vs. Training
Der Aufschrei unter Sportwissenschaftlern
und Fitness-Unternehmern
war groß, als die
Bundesregierung Ende März
mit Blick auf die in den meisten
Bundesländern geschlossenen
Fitnessstudios zur Gartenarbeit
riet. Doch wo liegt eigentlich
der Unterschied zwischen körperlicher
Beanspruchung – wie
beispielsweise der genannten
Gartenarbeit – und einem Training
im Sportstudio?
Training als gesteuerter
Prozess
Während man bei der Beanspruchung
des Körpers im Alltag
meist den Erfolg der zu
erledigenden Aufgabe in den
Vordergrund stellt und die körperliche
Beanspruchung darauf
ausrichtet, steht beim Training
die gezielte Steuerung der Belastung
im Vordergrund. Letzte
führt bei korrekter Anwendung
zu einem trainingswirksamen
Reiz, der in der Regenerationsphase
nach dem Training
zu den gewünschten Anpassungseffekten
im Körper führt.
Je nach Art des Trainings wird
der Körper also stärker, belastungsfähiger,
ausdauernder
oder effizienter in seinen Körperfunktionen.
Im Gegensatz
zu Haushalts- und Gartenarbeit
kann ein Training zudem ausgeglichener
gestaltet werden,
so dass Dysbalancen gezielt
beseitigt werden, welche in der
Regel durch Bewegungsmangel
oder eine einseitige Alltagsbelastung
entstehen. Bei der Beanspruchung
der Muskulatur im
Haushalt oder Garten werden
zwar auch Kalorien verbraucht,
jedoch sprechen wir hier nicht
von einer gesteuerten Belas-
tung und können deshalb auch keine
der genannten Anpassungseffekte erwarten.
Kurzum: Im Training wird die Voraussetzung
für die körperliche Leistungsfähigkeit
geschaffen, mit der die
Aufgaben des Alltags wie Garten- und
Hausarbeit sowie Herausforderungen
in Beruf und Freizeit dann gemeistert
werden können.
Umdenken erforderlich
Warum mussten dann aber unsere Vorfahren
nicht konsequent in Fitness- &
Gesundheitsstudios gehen, um ihre
körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten?
Beschäftigt man sich mit diesem
Thema, stößt man zwangsläufig
auf die Bewegungsarmut unseres Alltags,
die unserem Körper u.a. durch
Technologie und Fortbewegungsmittel
immer mehr Belastungen abnimmt. Das
Maß an Belastung, für das unser Körper
ursprüngllich ausgelegt ist, erreichen
heute nur noch die wenigsten Deutschen,
so dass der Bewegungsmangel
in der Tat schwerwiegende gesundheitliche
Folgen hinterlässt. Der altersbedingte
Muskelverlust (Sarkopenie)
beschleunigt sich, die Stoffwechselaktivität
nimmt ab und auch die Versorgung
des Körpers mit den so wichtigen
Myokinen, die bei der Muskelbelastung
als Gesundheits-Botenstoffe ausgeschüttet
werden, verringert sich immer
mehr. Das, und meist in Kombination
mit Stress und keinem guten
Essverhalten, lösen sehr schnell die
gesellschaftstypischen Krankheiten
wie Diabetes Typ II und Übergewicht,
Bandscheibenvorfälle, Bluthochdruck
uvm. aus.
Ein gezieltes Training der Muskulatur
und des Herz-Kreislauf-Systems kann
hier als Alternative entgegenwirken,
so dass wir unserem Körper das richtige
Maß an Belastung geben und die
Körperfunktionen sowie die Muskulatur
damit erhalten bleiben – und das
zu jeder Jahreszeit, denn der Muskelauf-/abbau
kennt keine Sommer oder
Winterausreden. Unter anderem dieses
Umdenken, selbst für die Gesundheit
aktiv zu werden und präventiv zu
trainieren, hat bereits mehr als 10 Millionen
Deutsche in die Fitness- & Gesundheitszentren
geführt. Training ist
ein fester Bestandteil der persönlichen
Körperpflege – wie das tägliche Zähneputzen.
Und Voraussetzung dafür, dass
man den Herausforderungen des Alltags
in einem körperlich guten Zustand
begegnet – auch der Gartenarbeit.
Zum Autor
Emir Smajic ist Sportwissenschaftler,
Dipl. Sportmanager, Mitglied im
IHK-Prüfungsausschuss und Geschäftsführer
des Seidon. Seit fast 20 Jahren
motiviert das Seidon gemeinsam mit
einem Team von Personal-Trainern,
Physiotherapeuten und Fitnesstrainern
Menschen dabei, selbst für ihre Gesundheit
aktiv zu werden. flj
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FLENSBURG JOURNAL • 07/2021
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