2021-08_RegioBusiness
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12 Firmen & Märkte
August 2021 I Jahrgang 20 I Nr. 227
„Wir schaffen Heimat“
Regina Sofia Wagner über die Herausforderung, eine Top-Marke als Kommunikationschefin zu vertreten. INTERVIEW VON HERIBERT LOHR
Die Bausparkasse Schwäbisch
Hall feiert in diesem
Jahr ihr 90-jähriges Bestehen.
Die vier roten Steine auf gelbem
Grund und der Fuchs gehören
wohl zu den bekanntesten
Marken der deutschen Wirtschaft.
Sieben Millionen Kunden,
ein Bausparvolumen von 24,2
Milliarden Euro und Baufinanzierungen
von 17,1 Milliarden Euro
sind die Eckdaten eines Unternehmens,
das in seiner Geschichte
über neun Millionen Eigenheime
finanziert hat.
Seit April 2019 ist Regina Sofia
Wagner nun Kommunikationschefin
der Bausparkasse. Die gelernte
Journalistin und Kommunikationsexpertin
arbeitete zuvor
bereits zwei Jahre für Schwäbisch
Hall. In dieser Zeit hat sie maßgeblich
den neuen B2B-Immobilienfinanzierungs-Marktplatz
„Baufinex“
mit aufgebaut, mit dem sich
die genossenschaftliche Finanzgruppe
im wachsenden Markt des
Plattformgeschäfts positioniert.
Nach einem Hörfunk-Volontariat
und der Tätigkeit als Redakteurin
beim Bayerischen Rundfunk
arbeitete sie in verschiedenen
Funktionen bei namhaften Finanzdienstleistern.
Neben viel Kommunikations-Know-how
verfügt
sie über Erfahrung in der strategischen
Beratung, vor allem im Aufbau
von Start-up-Unternehmen.
REGIOBUSINESS Wenn Sie fünf
Eigenschaften benennen müssten,
die Sie mit der Bausparkasse
Schwäbisch Hall verbinden. Welche
wären das?
REGINA SOFIA WAGNER Bodenständig,
aber zukunftsorientiert.
Langfristig denkend aber
dennoch innovativ und spannender
als man von außen denkt.
REGIOBUSINESS Die Marke
Schwäbisch Hall ist Marktführer.
Worauf gründet dieser Erfolg?
Bausparen bieten auch veritable
Wettbewerber?
REGINA SOFIA WAGNER Genau,
Bausparen bieten viele, aber
wir schaffen Heimat – gemeinsam
mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken
in Deutschland. Wir
begleiten Menschen auf dem Weg
in die eigenen vier Wände. Das
bedeutet: wir helfen beim Ansparen,
beim Finanzieren und auch
nach der Finanzierung bei Umschuldung,
Modernisierung und
allen Finanzfragen rund um die
Immobilie. Wir sind also mittlerweile
viel mehr als eine Bausparkasse:
Wir bieten einen Rundum-Service
für alle, die sich für
Wohneigentum interessieren oder
welches besitzen.
REGIOBUSINESS Kritiker meinen,
Bausparen brächte zu wenig
Ertrag und wäre damit nicht mehr
so lukrativ. Was entgegnen Sie?
REGINA SOFIA WAGNER Diese
Kritik gibt’s schon lange. Klar
wünschen sich alle zinsorientierten
Institute ein Ende der Niedrigzinsphase.
Aber die Bausparkasse
brachte seit ihrer Gründung vor
90 Jahren immer stabile Erträge.
Das Prinzip einer Bausparkasse
ist nicht auf Gewinnmaximierung
ausgelegt: Viele helfen zusammen,
damit viele ihre Finanzierung der
eigenen vier Wände stemmen
können. Das zu organisieren und
zu managen ist die Aufgabe einer
Bausparkasse.
REGIOBUSINESS Wohneigentum
wird immer teurer. Ist es
noch eine realistische Annahme,
dass mit dem Bausparen auch
Menschen mit geringerem Einkommen
sich noch Wohneigentum
schaffen können?
REGINA SOFIA WAGNER
Richtig, Wohneigentum wird teurer,
aber auch die Mieten steigen.
Beim Blick in die Zukunft
sind folgende Trends gut erkennbar:
die staatlichen Renten werden
weiter sinken, die Kosten für
Bauen, Wohnen und Energie eher
steigen als sinken. Wer sich also
mit dem Thema Wohnen ernsthaft
auseinandersetzt und rechtzeitig
in Wohneigentum investiert, verfügt
im Alter über mehr Geld. Das
hat das Statistische Bundesamt
ermittelt. Danach haben Wohneigentümer
im Schnitt rund 600
Euro mehr pro Monat zur Verfügung,
weil sie die Miete sparen.
Größte Hürde fürs Wohneigentum
ist übrigens nicht die zu hohe
monatliche Belastung, sondern
das fehlende Eigenkapital. Daher
ist die staatliche Förderung in einer
Zeit ohne Zinsen eine wichtige
Hilfestellung, um Menschen
mit geringerem Einkommen auf
dem Weg ins Wohneigentum zu
unterstützen. Das hat die Politik
auch erkannt, und die Wohnungsbauprämie
seit Anfang des Jahres
deutlich verbessert.
Kommunikationsprofi: Regina Sofia Wagner: „Die Marke
Bausparkasse ist spannender als man von außen denkt.“ Foto: Bausparkasse
REGIOBUSINESS Es gibt Stimmen,
die das klassische Einfamilienhaus
unter ökologischen
Gesichtspunkten zum Auslaufmodell
erklären. Sollte die Meinung
Anklang finden, wäre das für das
Geschäftsmodell der Bausparkasse
wohl wenig hilfreich?
REGINA SOFIA WAGNER Diese
Stimmen gibt es schon seit
Jahrzehnten, mal lauter, mal leiser.
Spannenderweise ist der
Wunsch nach Wohneigentum in
unseren aktuellen Umfragen so
hoch wie lange nicht mehr. Selbst
bei den 14- bis 19-Jährigen. Die
Frage ist also nicht, ob, sondern
wie wir künftig bauen, um gleichzeitig
die Ressourcen zu schonen.
Ein Weg dahin sind sanierte Gebrauchtimmobilien,
um die Versiegelung
der Landschaft zu reduzieren
und den Abriss mit entsprechend
hohem Müllaufkommen
zu vermeiden.
Ein zweiter Ansatz: Setze ich beim
Neubau nachwachsende Rohstoffe
wie Holz ein? Und verwende ich
zum Beispiel beim Dämmen ökologische
Baustoffe? Dritter Gedanke:
Wie wollen wir künftig zusammenwohnen?
Wie viel Haus benötige
ich selbst? Welche Räume
will ich mit anderen teilen? Neue
Modelle wie Mehrgenerationenhäuser
oder Bauherrengemeinschaften
gibt es zwischenzeitlich
auch bei uns in der Region. Wie
die Bausparkasse Schwäbisch
Hall hier helfen kann, können wir
gern beim nächsten Gespräch vertiefen.
www.schwaebisch-hall.de
Sind die Top-Personalien geklärt?
Umbruch beim Lidl-Mutterhaus in Neckarsulm: Konzernchef Klaus Gehrig hat die Schwarz-Gruppe Anfang Juli nach einem Streit mit Inhaber
Dieter Schwarz verlassen. Nach einer Übergangszeit soll der Lidl-Vorstandsvorsitzende Gerd Chrzanowski die Nachfolge übernehmen.
Es waren bewegte Wochen
bei Europas größtem
Lebensmittelhändler:
Der langjährige Chef der
Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland)
Klaus Gehrig hat Anfang Juli
überraschend sein Amt niedergelegt.
Mit dem Ausscheiden des
73-jährigen Managers setzte sich
gleichwohl ein regelrechtes Personalkarussell
in Gang. Jetzt gilt
die Nachbesetzung der Top-Personalien
als weitestgehend gesichert:
Nach einer Übergangsphase,
während derer Inhaber Dieter
Schwarz die Geschicke selbst
lenken wird, übernimmt der derzeitige
Lidl-Vorstandsvorsitzende
Gerd Chrzanowski die Führung
des Konzerns. Und auch Chrzanowskis
Posten bei Lidl bleibt
perspektivisch selbstverständlich
nicht unbesetzt.
Schwarz vorübergehend
selbst an der Spitze
Es war eine ungewöhnlich kurze
Pressemitteilung, mit derer
der Konzern die Trennung von
Klaus Gehrig Anfang Juli verkündete.
Nur wenige Sätze reichten
aus, um die jahrzehntelange Zu
Umbruch: Wer folgt auf wen? Die Führungsriege der Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm, zu der auch das
Handelsunternehmen Lidl gehört, wurde in den vergangenen Wochen neu aufgestellt.
Foto: Marijan Murat/dpa
sammenarbeit zu beenden: „Klaus
Gehrig ist nicht mehr Chef der
Schwarz-Gruppe“, hieß es. Gehrig
habe demnach „spontan das
Mandat als Komplementär niedergelegt,
da er sich bezüglich einer
für ihn sehr wichtigen Personalie
nicht mit dem Inhaber einigen
konnte.“ Weiter hieß es: „Der Inhaber
beurlaubt Klaus Gehrig mit
der Maßgabe, die weitere Zusammenarbeit
in einem weiteren Gespräch
zu regeln und dankt ihm
für die großartige Aufbauleistung
der vergangenen Jahre.“ Das Verhältnis
zwischen Dieter Schwarz
und Klaus Gehrig sei weiterhin
ungetrübt. Dieter Schwarz selbst
nehme die Funktion des Komplementärs
nun so lange wahr,
„bis Gerd Chrzanowski, der designierte
Nachfolger und jetzige
Vorstandvorsitzende von Lidl, das
Mandat übernehmen kann.“
Über Gründe des Disputs
wird spekuliert
Chrzanowski war im März des
vergangenen Jahres als Nachfolger
Gehrigs eingesetzt worden.
Die Einarbeitung sollte planmäßig
allerdings erst bis zu dessen
75. Geburtstag – und somit freilich
erst in zwei Jahren – abgeschlossen
werden. Mit der Besetzung
des irischen Handelsexperten
Kenneth McGrath zum stellvertretenden
Vorstandschef bei
Lidl, wurde der Weg nun für einen
vorzeitigeren Wechsel Chrzanowskis
bereitet.
Welche Personalie den Ausschlag
für den Streit zwischen
Schwarz und Gehrig gab, wurde
offiziell nicht bekanntgegeben.
In Expertenkreisen wird
das Hauptaugenmerk allerdings
auf das abrupte Ausscheiden der
Top-Managerin Melanie Köhler,
bis dato Vorstandsvorsitzende
der Zentralgesellschaft Schwarz
Dienstleistungen, im Mai dieses
Jahres gelenkt. Sie galt als Gehrigs
große Nachwuchshoffnung
und als Kandidatin für die künftige
Führung der Unternehmensgruppe.
Darüber hinaus folgte
mit dem plötzlichen Ausscheiden
der Vorständin Annabel Ehm
im Juli der nächste Paukenschlag.
Die 28-Jährige war zuletzt als Bereichsvorständin
zuständig für interne
Prüfung und Beratung. Zudem
gehörte sie – ebenso wie
Melanie Köhler – der Gesellschafterversammlung
der Schwarz Unternehmenstreuhand
an.
Die Schwarz-Gruppe mit Sitz in
Neckarsulm gilt als Europas größter
Handelskonzern. Im vergangenen
Geschäftsjahr erwirtschaftete
sie rund 125,3 Milliarden Euro
Umsatz. Das Unternehmen zählt
mit mehr als 17 000 Mitarbeitern
als einer der größten Arbeitgeber
der Region, weltweit beschäftigt
der Konzern über 458 000 Mitarbeiter.
jw/pm
www.lidl.de