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2021-08_RegioBusiness

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August 2021 I Jahrgang 20 I Nr. 227

Politik & Wirtschaft 03

Endlich mehr Optimismus

Die Wirtschaft schaut positiv in die Zukunft: Die meisten Unternehmen wollen mehr

produzieren, mehr Mitarbeiter einstellen und mehr investieren. VON ADINA BAUER

Pünktlich zur beginnenden

Urlaubszeit schaut endlich

auch die deutsche Wirtschaft

wieder sonnigen Zeiten entgegen:

Erstmals seit Beginn der

Coronapandemie stehen die Zeichen

auf Zuversicht. Die Konjunkturumfrage

des Instituts der deutschen

Wirtschaft, für die wieder

2000 Betriebe befragt wurden,

kommt zu folgenden Ergebnissen:

51 Prozent der Firmen rechnen

für das Jahr 2021 mit einer höheren

Produktion, 42 Prozent wollen

zudem mehr investieren und

43 Prozent planen mit mehr Beschäftigten

als im vorangegangenen

Krisenjahr.

Ein ähnliches Bild wie für die gesamtdeutsche

Wirtschaft lässt sich

auch für die Unternehmen im

Bezirk der Industrie- und Handelskammer

Heilbronn-Franken

zeichnen. „Die Zuversicht der heimischen

Betriebe ist so groß wie

seit zehn Jahren nicht mehr. Die

Zeichen stehen auf Aufschwung“,

betont IHK-Hauptgeschäftsführerin

Elke Döring. Und sie blickt

ebenfalls optimistisch in die Zukunft:

„Wenn jetzt keine vierte

Welle kommt, gibt es weniger Insolvenzen

als bisher befürchtet.

Die Fördermaßnahmen der Politik

haben viel aufgefangen.“

INDUSTRIE In puncto Entwicklung

und Aussichten gibt es große

Unterschiede bei den einzelnen

Wirtschaftszweigen. Vom Aufschwung

profitiert besonders die

Industrie. „Sie hat das Vorkrisenniveau

bereits hinter sich gelassen“,

weiß Döring. Die Auftragseingänge

aus dem In- und Ausland

konnten weiter an Schwung

gewinnen. Die durchschnittliche

Kapazitätsauslastung ist auf 84

Prozent gestiegen. Und besonders

erfreulich: Die Beurteilung der

weiteren Geschäftsentwicklung ist

auf ein neues Allzeithoch geklettert:

52 Prozent der Unternehmen

rechnen mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung.

HANDEL Selbst die gebeutelten

Branchen Gastgewerbe und

Handel berichten von einer Belebung

der Geschäfte. Im Großhandel

fällt die Lageeinschätzung sogar

so positiv aus wie zuletzt vor

zwei Jahren. „Und im regionalen

Einzelhandel gibt es den größten

jemals verzeichneten Stimmungssprung“,

legt Döring dar. 36 Prozent

der Händler blicken optimistisch

in die Zukunft, im Vorquartal

waren es gerade einmal 13

Prozent. Vor allem der Einzelhandel

mit Bekleidung spricht allerdings

noch immer von einer äußerst

schlechten Lage.

BAUBRANCHE Das Stimmungsbild

im regionalen Baugewerbe

hält sich auf einem hohen Niveau.

„Diese Branche ist weiterhin der

absolute Gipfelstürmer. Kein einziger

der Betriebe sagt, es gehe

ihm schlecht“, betont Döring. In

allen Teilbereichen des Baugewerbes

haben sich die Auftragseingänge

verbessert. Kein Unternehmen

will Personal abbauen.

ÄNGSTE Von einer normalen

Geschäftstätigkeit ist die regionale

Wirtschaft jedoch nach wie vor

deutlich entfernt. Noch immer beurteilen

45 Prozent der Unternehmen

ihre Finanzierungssituation

als problematisch. Und es

gibt weitere Risiken, die die Firmen

beschäftigen. An erster Stelle

stehen hierbei die steigenden

Rohstoff- und Energiepreise. Panemiebedingte

Einschränkungen

und der Fachkräftemangel

machen die Top drei der Sorgen

komplett.

HANDWERK Diese Unsicherheiten

verspürt auch das heimische

Handwerk. „Viele Betriebe

berichten von gestiegenen Einkaufspreisen,

die sie nicht in gleichem

Maße in die Verkaufspreise

umsetzen können. Die Handwerker

bleiben also zum einen auf

den Mehrkosten sitzen, zum anderen

muss so mancher Handwerksbetrieb

seine Mitarbeiter

bei vollen Auftragsbüchern teilweise

in Kurzarbeit schicken, da

durch Materialmangel oder lange

Lieferzeiten einzelne Gewerke

nicht rechtzeitig fertig werden“,

erklärt Ulrich Bopp, Präsident

der Handwerkskammer Heilbronn-Franken.

Trotzdem überwiegt im Handwerk

derzeit die sommerliche Zuversicht.

Für mehr als zwei Drittel

der befragten Betriebe liefen

die Geschäfte im zweiten Quartal

2021 gut, nur noch jeder zehnte

Handwerker klagte indes über

schlechte Geschäfte. Die Auftragslage

hat sich bei vielen Handwerkern

ebenfalls verbessert. Von

den Befragten berichteten 38 Prozent

von gestiegenen und nur 13

Prozent von gesunkenen Aufträgen.

Die Auslastung der Unternehmen

in der Region Heilbronn-Franken

hat sich ebenso wieder deutlich

verbessert. Fast doppelt so viele

Betriebe wie im Jahr zuvor, waren

über ihre eigentlichen Kapazitäten

hinaus ausgelastet.

„Und der Aufschwung zeigt sich

auch in der Bereitschaft der Betriebe,

trotz der Unsicherheiten

weiter zu investieren und mehr

Mitarbeiter einzustellen“, fasst Ulrich

Bopp diesen Optimismus zusammen.

www.heilbronn.ihk.de

www.hwk-heilbronn.de

Konjunktur: In allen Teilbereichen des Baugewerbes sind die Aufträge

im zweiten Quartal gestiegen. Die heimischen Betriebe sind insgesamt

voller sommerlicher Zuversicht.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

In der Spur bleiben

Die IHK nimmt das Zukunftsfeld Infrastruktur ins Blickfeld. Vor allem der sechsspurige Ausbau der A6

zwischen Weinsberg und Feuchtwangen soll vorangetrieben werden. VON ADINA BAUER

Überlastet: Über 18 000 Lkw befahren am Tag die Strecke – das hohe Verkehrsaufkommen ist häufig zu viel

für die vierstreifige Autobahn.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Was bei der Datenautobahn

schon von Erfolg gekrönt

war, soll nun auch bei

der A6 helfen. Die Industrie- und

Handelskammer Heilbronn-Franken

hat in ihrer Vollversammlung

eine Resolution beschlossen, um

den sechsspurigen Ausbau der

Strecke zwischen Weinsberg und

Feuchtwangen voranzutreiben.

In der virtuellen Kammersitzung

im Juli ging es insgesamt um die

Infrastruktur in der Region. Bei

diesem Zukunftsfeld sieht die IHK

noch viel Handlungsbedarf. Vor

allem die Themen Neckarschleusen,

Gigabit und Bundesautobahn

A6 stehen im Fokus.

Bereits 2019 hat die Vollversammlung

der IHK mit einer Resolution

zur Gründung einer Gigabit-Allianz

Heilbronn-Franken einen regionalen

Entwicklungsprozess angestoßen.

2020 haben die Wirtschaftsregion

Heilbronn-Franken

(WHF) und die IHK eine Markterkundung

durchgeführt, im Juni

wurde nun eine Kooperationsvereinbarung

zwischen der WHF und

der Deutschen GigaNetz GmbH

unterzeichnet. „Wir sind auf einem

guten Weg und interessant

für den Markt geworden“, lautet

das positive Fazit der Hauptgeschäftsführerin.

Und nun setzt die IHK eben wieder

auf eine Resolution. In der

aktuellen zum Ausbau der A6 fordern

die Unternehmensvertreter

von den Verantwortungsträgern

in Politik und Bauverwaltung: Die

Planfeststellung aller Abschnitte

ist abzuschließen, um den Baubeginn

bis 2026 sicherzustellen und

eine Fertigstellung bis zum Jahr

2030 zu realisieren. Die Finanzierung

über den Bundeshaushalt

oder über eine öffentlich-private

Partnerschaft soll gesichert werden.

Und um den sechsspurigen

Ausbau zielführend voranzutreiben,

sollen regelmäßig Spitzengespräche

zwischen Politik, Region

und der Autobahn GmbH stattfinden.

„Wir haben das Gefühl, dass

der A6-Ausbau von der Politik

vernachlässigt wird. Wir befinden

uns bei diesem Thema in einer

Dauerschleife“, gibt IHK-Hauptgeschäftsführerin

Elke Döring die

Motivation für die Resolution an.

Verzögerungen trotz

klarer Dringlichkeit

Dabei sei die Dringlichkeit des

Projekts unbestritten. Die Autobahn

gilt als eine der wichtigsten

Ost-West-Achsen, über 18 000

schwere Lkws sind jeden Tag zwischen

dem Weinsberger Kreuz

und der bayerischen Landesgrenze

unterwegs. Im Bundesverkehrswegeplan

2030 ist der Ausbau

in der höchsten Kategorie

„Vordringlicher Bedarf Engpassbeseitigung“

eingestuft. Der Deutsche

Bundestag hat den Abschnitt

in die Liste der Bauprojekte mit

der erstinstanzlichen Zuständigkeit

des Bundesverwaltungsgerichts

aufgenommen. „Und dennoch

verzögert sich das Vorhaben

seit Jahren. Daher müssen wir

das Thema wieder stärker ins Bewusstsein

bringen“, erklärt Elke

Döring vehement.

www.heilbronn.ihk.de

IHK sucht Prüfer

NEWSLINE

HEILBRONN. Rund 1900 ehrenamtliche Prüfer engagieren

sich aktiv im Prüfungswesen der IHK Heilbronn-Franken.

Sie begutachten jährlich rund 15 000 Personen.

Gerald Fichtner, Leiter Berufsbildung der IHK betont:

„Ohne dieses Ehrenamt ist moderne Berufsbildung nicht

denkbar.Alle Prüfer kommen direkt aus der Praxis von

den Betrieben, Berufsschulen und Fortbildungseinrichtungen

der Region. So sind sie am Puls der Zeit und haben

Kenntnis über aktuelle Innovationen und Entwicklungen.“

In fast allen Berufen und Profilen der Aus- und

Weiterbildung werden in den kommenden Jahren zusätzliche

Prüfer benötigt. Gerald Fichtner: „Gerne kommen

wir mit Menschen, die sich für das Ehrenamt begeistern

in Kontakt.“ Wer Interesse hat, meldet sich per

E-Mail an gerald.fichtner@heilbronn.ihk.de. pm

Entwicklungsprogramm:

Fördergelder jetzt beantragen

REGION. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen

Raum und Verbraucherschutz hat das Jahresprogramm

2022 zum Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum

(ELR) ausgeschrieben. Die Anträge sind bis spätestens

Donnerstag, 16. September bei den Bürgermeisterämtern

einzureichen. Das ELR hat sich in den vergangenen

25 Jahren als eines der wichtigsten Strukturförderprogramme

bewährt. Das erklärte Ziel: die Wohnraum- und

Ortskernentwicklung zu unterstützen, eine wohnortnahe

Versorgung zu sichern sowie zukunftsfähige Arbeitsplätze

zu schaffen. Im Förderschwerpunkt Arbeiten können

daher Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten

Zuwendungen erhalten. Dazu zählen auch neue Organisationsformen

wie etwa Co-Working oder Kooperationen

in Multifunktionszentren.Auskünfte zu den Fördervoraussetzungen

und zur Antragstellung gibt es bei den

hiesigen Bürgermeisterämtern.

pm

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