2021-08_RegioBusiness
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August 2021 I Jahrgang 20 I Nr. 227
Firmen & Märkte 13
Gutes Image hilft im Aufschwung
Franz & Wach: Der Personaldienstleister ist seit 25 Jahren am Markt. Das Geschäft zog zuletzt wieder kräftig an.
VON HERIBERT LOHR
Die Ergebnisse einer Studie
der HAW Würzburg-Schweinfurt
werden
am Sitz des Personaldienstleisters
Franz & Wach gerne aufgegriffen.
Denn laut der Erhebung sind gerade
auch die intern Beschäftigten
bei Zeitarbeit- und Personaldienstleistern
mit ihren Arbeitgebern
sehr zufrieden.
Wie die Projektgruppe des Studienschwerpunktes
„International
Human Resources“ an der Hochschule
für angewandte Wissenschaften
dabei herausfand, wird
die Zeitarbeitsbranche zudem
auch „als idealer Einstieg in das
Berufsleben für künftige Personalmanager“
gesehen.
Branche ist ein
Karrieresprungbrett
„Solche Einschätzungen sind für
uns wichtig“, sagt Dr. Ralf Eisenbeiß,
bei Franz & Wach für Marketing
und Öffentlichkeitsarbeit
verantwortlich, „denn auch wir
sind auf Mitarbeiter angewiesen,
die sich mit uns identifizieren“.
Rund 170 intern Beschäftigte
zählt Franz & Wach an seinen
aktuell 23 Standorten im gesamten
Bundesgebiet. „Gute Abläufe,
saubere Prozesse und Kundennähe
sind für uns ungemein bedeutsam,“
weiß auch Geschäftsführer
Chancen: Personaldienstleister sind gerade auch für Frauen ein gutes Karrieresprungbrett. Mehr als die
Hälfte der Führungspositionen in der Zeitarbeitsbranche sind weiblich besetzt.
Foto: Franz & Wach
Andreas Nusko, der seine eigene
berufliche Karriere im Jahr 2004
selbst als Personaldisponent bei
Franz & Wach begann und heute
auch Vorstandsmitglied des Bundesarbeitgeberverbandes
der Personaldienstleister
ist: „In keiner
anderen Branche kann man so
schnell so viel über Personalwesen
lernen“, fasst er auch seine
eigenen Erfahrungen zusammen.
Die Studie wurde von den Branchenverbänden
BAP und iGZ und
von Franz & Wach unterstützt. Für
Andreas Nusko bringt sie wichtige
Impulse für das Personalmarketing
der gesamten Branche: „Auch
wenn wir hin und wieder mit negativen
Berichterstattungen zu
kämpfen haben, wandelt sich das
Image der Zeitarbeitsbranche immer
mehr. Dies spiegeln mir auch
unsere eigenen Mitarbeiterinnen
regelmäßig wieder und darauf
müssen wir unser Personalmarketing
noch stärken ausrichten.“
Gerade Frauen scheinen in
HR-Branche gut voranzukommen.
Fast 52 Prozent der Führungspositionen
sind mit Frauen
besetzt. Dr. Ralf Eisenbeiß: „Die
Gleichstellung von Mann und
Frau in der Arbeitswelt ist damit
in der Zeitarbeitsbranche schon
heute Realität, während sich andere
Branchen noch sehr schwer
damit tun.“ Bei den eigenen Anstrengungen
in Sachen Personalmarketing
können Franz & Wach
nicht viele Fehler unterlaufen
sein. Denn mit dem bisherigen
Geschäftsverlauf im Jubiläumsjahr
– das Unternehmen wurde
am 1. April 1996 gegründet – ist
Andreas Nusko derzeit durchaus
zufrieden. Rund 1850 Mitarbeiter
führt Franz & Wach derzeit
auf der Gehaltsliste und es könnten
zwischenzeitlich auch schon
wieder deutlich mehr sein: „Gerade
Fachkräfte sind in zahlreichen
Bereichen aber nur schwer
zu bekommen.“ Dabei macht die
Corona-Krise auch dem Personaldienstleister
sehr zu schaffen.
„Vor allem der erste Lockdown
hat uns schwer getroffen“, blickt
Andreas Nusko zurück: „Wir hatten
Umsatzeinbußen von 40 Prozent.
Es war eine große Verunsicherung
da, viele Kundenfirmen
wussten nicht wie sie die nähere
Zukunft einschätzen sollten und
waren dementsprechend zurückhaltend
in ihren Planungen. Zwischenzeitlich
hat sich der Wind
aber wieder gedreht. „Die Konjunktur
hat angezogen, das merken
wir vor allem bei unseren
Kunden im Maschinenbau oder
Automobilbranche, aber ganz generell
ist eine Belebung am Arbeitsmarkt
deutlich spürbar. Touristik,
Gastronomie, Gesundheit
– die Nachfrage nach Personal
steigt stetig und schlägt direkt
auf den Zeitarbeiter durch. Andreas
Nusko: „Wir sind ja nun
mal so etwas wie der Frühindikator
und wir spüren daher die
Veränderungen mit am ersten.“
Dass Franz & Wach die wirtschaftliche
Erholung so direkt erlebt,
führt Andreas Nusko aber eben
auch auf das gute positive Image
als Arbeitgeber zurück: Gute Bezahlung,
ordentliche Sozialleistungen,
aber eben auch passgenaue
Vermittlung: sind für Andreas
Nusko die Basis für den weiteren
Aufschwung.
Vermittlung als
weiteres Standbein
Weitere Zuwächse verspricht sich
der Firmenspitze gerade auch von
der neugegründeten Tochterfirma
Conneoo: „Wir bringen hier als
Dienstleister für Personalvermittlung
vor allem unsere große Beratungsexpertise
zum Tragen. Gerade
auch mittelständischen und
kleineren Betrieben, umfassend
bei der Personalarbeit zu unterstützen,
ist eine Aufgabe die uns
praktisch auf den Leib geschrieben
ist.
Und so geht die Firmenspitze derzeit
davon aus, dass Franz & Wach
beim Umsatz in diesem Jahr wieder
das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Zuletzt standen 78 Millionen
Euro zu Buche.
www. franz-wach.de
„Auch dieser Umbruch bietet große Chancen“
Gerhard Wach gehört im hohenlohisch-fränkischen Raum zweifelsfrei zu den Pionieren der Zeitarbeit. Der Unternehmer über veränderte Ansprüche von
Kunden, notwendige Anpassungen der eigenen Firma und die absehbaren Veränderungen in der Branche. INTERVIEW VON HERIBERT LOHR
Die architektonisch sehr ansprechende
Firmenzentrale
an der Rote Bühlstraße
in Crailsheim ist ein bauliches
Synonym für die Entwicklung
des Zeitarbeitsunternehmens
Franz & Wach. In einem Vierteljahrhundert
arbeitet sich der Personaldienstleister
zu einem der
Top-25-Unternehmen unter den
rund 7500 Firmen der Branche
empor. Im Jahr 1996 gründete
Gerhard Wach gemeinsam
mit Jürgen Franz den Betrieb. Die
beiden Unternehmer wollten den
Bereich Personaldienstleistung
qualitativer gestalten. Ihr Motto
„Wahres sagen, Vertrauen schaffen
und Ziele erreichen“. 1998
trennten sich ihre Wege.
Gerhard Wach bietet Personaldienstleistungen
in seiner Heimatregion
Heilbronn-Franken an,
Jürgen Franz fokussierte sich weiter
auf den Ballungsraum München.
Beide behielten den etablierten
Markennamen bei. Gerhard
Wach eröffnete 1998 und
1999 Niederlassungen in Crailsheim,
Schwäbisch Hall und
Öhringen. Spätere kamen weitere
in der Region hinzu. Im Gespräch
über Erreichtes und weitere Ziele.
REGIOBUSINESS Als Sie vor
25 Jahren ihre Firma in Crailsheim
eröffneten, war der hohenlohisch-fränkische
Markt in Sachen
Zeitarbeit noch ein weißer
Flecken auf der Landkarte. Hätten
Sie gedacht, dass sich Ihr Unternehmen
so gut entwickelt?
GERHARD WACH Zumindest
war ich mir sicher, dass die Region
Heilbronn-Franken mit den
vielen Maschinenbauern und den
mittelständisch geführten Industriebetrieben
einen guten Markt
für Personaldienstleistung darstellt.
Diese Unternehmen hatten
und haben einen hohen Personalbedarf.
Dass wir danach auch
über die Region hinaus so stark
wachsen werden, war damals
aber noch nicht absehbar.
REGIOBUSINESS Ursprünglich
hatten Sie mit Zeitarbeit nichts am
Hut. Wie hat es denn Sie in diese
Branche verschlagen?
GERHARD WACH Tatsächlich
war ich nach dem BWL-Studium
zunächst einige Zeit im Rohstoffhandel
tätig und habe europaweit
Malz verkauft. 1996 kam
ich dann erstmals mit Zeitarbeit
in Kontakt. Ich fand diesen Ansatz
faszinierend und fortschrittlich,
dass Arbeitnehmer ihr Können
und ihre Arbeitskraft wechselnden
Unternehmen für eine begrenzte
Zeit zur Verfügung stellen
und Unternehmen so gleichzeitig
flexibler planen können. Aber ich
hatte gleich den Eindruck, dass
man diese Dienstleistung besser
machen kann, als es viele Anbieter
damals taten. Deshalb gründete
ich zusammen mit Jürgen Franz
die Firma Franz & Wach.
REGIOBUSINESS Sie haben das
Unternehmen mehrfach umstrukturiert
und den Markenauftritt geschärft.
Warum?
GERHARD WACH Einerseits,
weil das Unternehmen sehr stark
gewachsen ist und irgendwann
nach neuen Strukturen verlangte.
Andererseits hat sich aber
auch die Personaldienstleistung
in den vergangenen 25 Jahren extrem
gewandelt, vom Notnagel für
Personalengpässe hin zum strategischen
Partner in der Rekrutierung
und nachhaltigen Personalplanung.
Das hatte dann natürlich
auch Auswirkungen auf unser
Selbstverständnis und unser
Dienstleistungsangebot. Einzelne
Entwicklungen haben wir dann
auch ausgegliedert, wenn sie sich
von der Zeitarbeit entfernt hatten,
zum Beispiel die äußerst innovative
Recruiting-App „omnium“
oder zuletzt die Unternehmensberatung
„Coneoo“.
Frontmann: Bei aller Ernsthaftigkeit hat Gerhard Wach auch einen
humorvollen Sinn für lockere Posen. Bei der strukturellen Ausrichtung
seines Unternehmens erlaubt er sich dagegen keine Abstriche von den
eigenen Vorgaben.
Foto: Heribert Lohr
REGIOBUSINESS Klar.Klug.
Kompetent. Mit diesem Motto beschreiben
Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal.
Gibt es in diesem engen
Wettbewerb, tatsächlich noch so
etwas, das man für sich allein reklamieren
kann?
GERHARD WACH Ich denke,
Franz & Wach hat sich mit dem
außergewöhnlichen, auf Vertrauen
basierenden Führungsmodell,
dem Smart-Matching-Ansatz in
der Vermittlung und mit dem professionellen
Erscheinungsbild tatsächlich
bundesweit eine Einzigartigkeit
geschaffen. Das ist auch
wichtig, weil es uns hilft, mehr
Bewerber zu erreichen und so
unsere Kunden bedienen zu können.
Konkret steht das Motto für
den wichtigen Dreiklang aus klaren
Prozessen, klugem Recruitment
und kompetenter Beratung
für unsere Kunden.
REGIOBUSINESS Franz & Wach
hat den Geschäftszweig Personalvermittlung
verstärkt ausgebaut.
Wächst hier der Bedarf?
GERHARD WACH Ja, denn der
zunehmende Fachkräftebedarf
verschärft die Konkurrenzsituation
auf dem Bewerbermarkt. Dadurch
wird der Rekrutierungsaufwand
immer größer und dass belastet
die Personalabteilungen in
den Unternehmen.
Diese haben aber heute ohnehin
mehr zu tun mit Weiterbildungen,
Homeoffice Betreuung,
BGM-Maßnahmen und so weiter.
Da liegt es doch nahe, sich von
externen Personalprofis unterstützen
zu lassen.
REGIOBUSINESS Lassen Sie
uns mit Ihrer Erfahrung mal ein
wenig unter die Auguren gehen.
Die Arbeitswelt steht ja gerade
auch durch die Digitalisierung
vor dramatischen Umbrüchen.
Für Ihr Unternehmen eher Chance
oder Risiko?
GERHARD WACH Wer bereit
ist, unkonventionell zu denken
und innovativ zu handeln, dem
bietet auch dieser Umbruch große
Chancen. Ich glaube, wir haben
in der Vergangenheit mehrfach
gezeigt, dass wir das können.
Die Digitalisierung wird in
unserer Branche große Erleichterung
bei den Prozessen, schnelle
Rekrutierung und aussagekräftige
Kennzahlen bringen. Das setzen
wir für unsere Kunden um.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
bleiben aber die Leistungsträger
für wirtschaftlichen Erfolg
und daher auch im Fokus unseres
Handelns.