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Wirtschaft<br />
1919<br />
Schon vor über 100 Jahren<br />
lancierte Cartier mit der<br />
«Tank» eine Unisex-Uhr.<br />
Zumindest bei den<br />
Dandys kamen solche<br />
Modelle gut an.<br />
wahl erhalten – und wenn Männer in den<br />
Auslagen Schmuckstücke finden, die auch<br />
ihnen zusagen. Frauen, die gerne teure<br />
Uhren tragen und diese zeigen, sind oft<br />
erfolgreich, sie führen Unternehmen und<br />
entscheiden für sich selbst. Sie wollen<br />
nicht in eine Kategorie eingeteilt werden,<br />
von «einer Branche, die sich auf veraltete<br />
Geschlechterklassifizierungen verlässt,<br />
die durch jahrzehntelange sexistische<br />
Marketingkampagnen geschürt wurden»,<br />
stellte die «New York Times» fest. Oder<br />
wie es die Herausgeberin der Genfer<br />
Uhren-Site «WorldTempus», Suzanne<br />
Wong, schrieb: «Was ist eine Frauenuhr?<br />
Es ist eine Uhr, die einer Frau gehört.»<br />
Neue Konkurrenz treibt die Zeitenwende<br />
zusätzlich an. Der grösste Uhrenhersteller<br />
der Welt trägt mittlerweile<br />
kein Schweizerkreuz mehr im Logo, sondern<br />
einen angebissenen Apfel. Die Apple<br />
Watch ist seit ihrer Lancierung im Frühling<br />
2015 geschlechtsneutral gehalten.<br />
Alle gestalten das Zifferblatt und das<br />
Armband nach Belieben. Zur Unisex-Uhr<br />
fehlte Nicolas G. Hayek noch der Mut, als<br />
er 1983 am Jurasüdfuss in der Schweiz die<br />
Swatch lancierte, zuerst als Herren und<br />
kurze Zeit später als kleineres Damen-<br />
Modell. Mittlerweile hat sich auch die<br />
Swatch zur Unisex-Uhr entwickelt.<br />
Zusätzlich hat ein Blick in die Vergangenheit<br />
den Trend zur geschlechtsneut<br />
ralen Uhr befeuert. Sogenannte<br />
Vintage-Uhren – die Oldtimer unter den<br />
Zeitmessern – sind kleiner als zeitgenössische<br />
Chronographen. Sie sind in den<br />
letzten Jahren ausgesprochen beliebt geworden.<br />
Da manche Männer sie mögen,<br />
haben Uhrmacher die Durchmesser ihrer<br />
Zifferblätter generell reduziert, statt sie<br />
wie bisher an männliche wie weibliche<br />
Handgelenke anzupassen. Männer realisieren,<br />
dass eine kleinere Uhr oft eleganter<br />
wirkt, ähnlich einer schmal<br />
geschnittenen Hose.<br />
Das Spiel mit den Stereotypen<br />
«Alle Uhren sollten Unisex sein – und<br />
das sind die Gründe dafür», lautete so<br />
auch der Titel einer Kolumne, die Uhren-<br />
Kennerin Cara Barrett im Februar verfasste.<br />
«Sicher, ich liebe gelegentlich<br />
einen zierlichen Diamanten für beson- →<br />
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