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Sexualität<br />
es gegen sie ausgelegt wird im Sinne:<br />
«Siehst du? Du willst es ja doch!» Aber<br />
nicht die Person mit der tabuisierten<br />
Fantasie hat das Problem, sondern die<br />
Person, die nicht zwischen Fantasie und<br />
Realität unterscheiden kann.<br />
Sie propagieren, dass sexuelle<br />
Kompetenz und sexuelle Bildung<br />
wichtig sind für die Prävention<br />
von Über griffen. Warum?<br />
Da sind viele Mechanismen am Werk.<br />
Zum einen ist es wichtig, dass früh und<br />
klar kommuniziert wird, was geht und<br />
was nicht geht. Gute sexuelle Bildung<br />
dreht sich aber nicht nur um Verbote.<br />
Es geht auch darum, dass Menschen lernen,<br />
wie sie Sex geniessen und Befriedigung<br />
finden können. Allein und auch<br />
zu zweit. Wir dürfen als Gesellschaft<br />
das Vermitteln von Lust und Erregungssteigerung<br />
nicht Pornos überlassen.<br />
Aber wie genau soll Lust vor<br />
Übergriffen schützen?<br />
Wenn ich weiss, was ich will und was<br />
mir guttut, dann kann ich Wünsche und<br />
Grenzen viel besser kommunizieren<br />
und durchsetzen. Zudem sind es nicht<br />
«Wir<br />
dürfen<br />
das Vermitteln<br />
von Lust<br />
nicht<br />
Pornos<br />
überlassen»<br />
die kompetenten, guten, sicheren Liebhaber,<br />
die Übergriffe begehen. Es sind<br />
jene, die sich nicht anders zu helfen<br />
wissen oder die sich und ihr Gegenüber<br />
nicht spüren. Eine lustvolle Sexualität<br />
auf Augenhöhe ist auch eine Lebensschule.<br />
Gerade weil sie auf Unterschiede<br />
eingeht und Selbstentwicklung fördert.<br />
Wie viel Platz gibt es heute überhaupt<br />
noch für Männlichkeit und Weiblichkeit?<br />
Ich finde: viel. Gleichberechtigung<br />
und Professionalität basieren für mich<br />
nicht darauf, dass wir unsere Geschlechtsidentitäten<br />
verstecken. Schön<br />
ist, wenn wir uns in diesen Themen sicher<br />
fühlen. Und das geht nur, wenn wir<br />
uns damit auseinandersetzen. Etwa<br />
damit, was für Konzepte von Weiblichkeit<br />
und Männlichkeit man überhaupt<br />
im Kopf hat und ob man sich bewusst<br />
ist, dass diese für andere eben auch<br />
nicht stimmen oder ausreichen können.<br />
Je mehr man sich damit auseinandersetzt,<br />
desto mehr kann ich meinem<br />
Gegenüber auf Augenhöhe begegnen.<br />
Und zwar auch dann, wenn wir sehr<br />
verschieden sind.<br />
Caroline Fux, Sexologin<br />
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