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<strong>EqualVoice</strong><br />
dere Anlässe», betonte sie. «Aber normalerweise<br />
möchte ich etwas, das mir ein<br />
starkes Gefühl gibt.» Sie sehe immer<br />
wieder Uhren, die für Männer ver marktet<br />
werden, die aber ihr gefallen würden.<br />
«Warum werden diese Uhren überhaupt<br />
als Herrenuhren bezeichnet? Warum sind<br />
es nicht einfach – Uhren?» Barrett spricht<br />
eine alte Sünde der Branche an, die<br />
Frauen mit Uhren als aufreizende Sexsymbole<br />
darstellte. Diese Stereotypen<br />
seien «in keiner Weise mehr zeitgemäss»,<br />
sagte der Chef des Schweizer Uhrenunternehmens<br />
Breitling, Georges Kern,<br />
zur «Handelszeitung». Noch in den<br />
1980er-Jahren himmelten in Werbespots<br />
lang beinige Frauen fesche Piloten an,<br />
die Breitling-Uhren trugen. «Wir haben<br />
uns mit dem alten Macho-Image nicht<br />
mehr wohl gefühlt und uns entschieden,<br />
uns davon zu trennen.»<br />
Kern selbst hat eine Wandlung durchgemacht.<br />
Als er noch IWC Schaffhausen<br />
führte, warb der Schweizer Uhrenhersteller<br />
ein Jahrzehnt lang mit dem Slogan<br />
«IWC. Engineered for Men» – Hergestellt<br />
«In Bildung und Politik<br />
sind Frauen heute gleichberechtigt.<br />
In Wirtschaft<br />
und Sport wird dies durch<br />
überkommene Stereotype<br />
verhindert. Die herausragenden<br />
Leistungen der<br />
Schweizer Athletinnen an<br />
Olympia illustrieren,<br />
wie falsch dies ist.»<br />
Ingrid<br />
Deltenre,<br />
Medienmanagerin<br />
für Männer. Vor ein paar Jahren liess IWC<br />
den Slogan fallen. Genauso wie die Kampagne<br />
aus den frühen 2000er-Jahren<br />
(siehe Box). Heute hat das Unternehmen<br />
einen geschlechtsneutralen Anspruch<br />
und denkt in Kategorien wie «sportlich»<br />
und «klassisch».<br />
In den sozialen Medien haben Influencer<br />
bestimmte Uhren in geschlechtslose<br />
Modelle verwandelt, indem sie sie anders<br />
darstellen und inszenieren. Besonders<br />
gut gelungen ist ihnen das bei Zeitmessern<br />
von Rolex. Männer wie Frauen<br />
sowie Personen, die sich keinem der<br />
beiden Geschlechter zugehörig fühlen,<br />
tragen Modelle wie «Day-Date», «Daytona»,<br />
«Submariner» und «Datejust».<br />
Und sogar besonders maskulinen<br />
Marken gelingt es, das Geschlecht zu<br />
ignorieren. Letztes Jahr lancierte Hublot<br />
mit der «Big Bang Millennial Pink» eine<br />
Uhr, die Grenzen sprengen soll. Sie ist<br />
pink und gleichzeitig kräftig. «Ein neuer<br />
Ansatz für die Zeitmessung, der in die<br />
Zukunft blickt und Trends setzt», wirbt<br />
Hublot dafür. «Mehr als eine Uhr, sie<br />
ist eine Geisteshaltung.<br />
Geschlechtsneutral.»<br />
Beim Schmuck<br />
geht es den Fabrikanten<br />
wiederum darum,<br />
mehr Männer als<br />
Kunden zu gewinnen.<br />
Der britische<br />
Sänger Harry Styles<br />
trug bei den «Brit<br />
Awards» im Februar<br />
2020 eine schlichte<br />
Perlenkette. Bei den<br />
Grammys waren es Shawn Mendes und<br />
die Jonas-Brüder. Neu sind geschlechtsneutrale<br />
Schmuckstücke indes nicht.<br />
Dragqueens tragen reichlich Schmuck,<br />
ebenso die Rapper der Hip-Hop-Szene.<br />
Heute aber ist männlicher Schmuck<br />
mehrheitsfähig und etwas leiser. Männer,<br />
die Ringe oder Ohrschmuck tragen,<br />
greifen auf schnörkellose und reduzierte<br />
Stücke zurück, auf geometrische Formen,<br />
weniger verspieltes Design. Damit ist<br />
Marylin Monroes Motto «Diamonds Are<br />
a Girl’s Best Friend» endgültig überholt.<br />
Diamanten mögen mittlerweile alle.<br />
Anfang 2000er<br />
Vergangene Zeiten: Die Schaffhauser<br />
Uhrmacher von IWC spielten bei ihrer<br />
Werbekampagne mit Stereotypen. Heute<br />
würde das zu einem Shitstorm führen.<br />
Fotos: IWC<br />
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