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Fotografie<br />
(1) Leonardo<br />
DiCaprio und<br />
Martin Scorsese,<br />
Filmset von<br />
«The Aviator»,<br />
Montreal, 2003<br />
(2) Nelson<br />
Mandela, Johannesburg,<br />
2002<br />
(3) Meryl Streep,<br />
New York City,<br />
1988<br />
Mittlerweile nehme sie<br />
sich die Zeit, das zu tun,<br />
worauf sie Lust habe. Und so<br />
findet sich Brigitte Lacombe<br />
am IPFO – International Photo<br />
Festival Olten – wieder, um<br />
neben anderen grossen Fotografinnen<br />
und Fotografen<br />
ihre Werke zu zeigen.<br />
Und warum fiel Chiuris Wahl auf Sie?<br />
Sie sagte mir, sie sei überzeugt, ich sehe<br />
die Frauen gleich wie sie.<br />
Wie sehen Sie die Frauen?<br />
Ich betrachte Frauen gleichberechtigt.<br />
Ich anerkenne, was es bedeutet, Frau zu<br />
sein. Weil ich selbst eine bin. Ich weiss<br />
um die Erwartungen, die man an unser<br />
Aussehen hat. Ich weiss um die Verletzlichkeit,<br />
die damit einhergeht. Wie wehrlos<br />
ausgeliefert wir diesen kritischen Blicken<br />
sind. Immer wird geurteilt. In diesem<br />
Bewusstsein begegne ich Frauen.<br />
Liess Sie das Wissen um die Wirkung<br />
gewisser vermeintlich starker Bilder<br />
auf deren Publikation verzichten?<br />
Ja, denn ich fühle mich verantwortlich<br />
für die Menschen, die ich fotografiere.<br />
So limitiere ich mich zwar selber, doch<br />
ich will achtsam sein.<br />
Models, die jahrelang von Männern fotografiert<br />
wurden, standen nun vor Ihrer<br />
Linse. Das Ende des Kamera-Flirts?<br />
Die Verführung – so war es damals wirklich<br />
– funktionierte bei mir nicht mehr.<br />
Viele reagierten darauf erleichtert. Ich<br />
wollte andere Bilder. Mich interessiert<br />
vor allem eines: das Aufeinandertreffen,<br />
der Moment, den wir uns teilen. Mir geht<br />
es um die Person vor meiner Kamera. Ich<br />
verlange von meinem Gegenüber, präsent<br />
zu sein und alles andere loszulassen.<br />
Wie erreichen Sie das?<br />
Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Ich weiss<br />
einzig, dass ich dasselbe biete. Nämlich<br />
uneingeschränkte Präsenz. Diesem «1-to-<br />
1-Moment» stehe ich sehr offen gegenüber.<br />
Er ist noch immer mein Thrill.<br />
Ein Moment, der auch von Ihnen<br />
viel abverlangt?<br />
77<br />
Ein interessanter Punkt. Denn ich nehme<br />
dabei die Gefühle meines Gegenübers<br />
stark wahr. Das muss ich danach erst<br />
verarbeiten. Am liebsten alleine.<br />
Wenn möglich zu Hause, umgeben<br />
von Ihren Bildern?<br />
Zu Hause, ja. Aber dort hängen keine<br />
meiner Fotografien – ausser Aufnahmen<br />
von meinem stolzen Kater «Studio Cat».<br />
Apropos, wer ist eitler: Männer<br />
oder Frauen?<br />
Sagen wir’s so: Männer sind bestimmt<br />
gleich eitel wie Frauen.<br />
Sie haben in der Fotografie gefunden,<br />
was Sie lieben – hat die Fotografie diese<br />
Liebe erwidert?<br />
Nicht nur die Fotografie. Das Leben liess<br />
mich meine Berufung finden. Das Leben<br />
hat mich geliebt.