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Naturwissenschaften<br />

SARAH SPRINGMAN<br />

Sarah Springman (64), geboren in<br />

London, studierte an der Universität<br />

Cambridge Ingenieurswissenschaften.<br />

Nach ihrem Abschluss arbeitete<br />

sie in England, Australien und<br />

auf Fidschi, wo sie den Dammbau<br />

für ein Wasserkraftwerk betreute.<br />

In den 80er-Jahren war sie Spitzensportlerin<br />

im Triathlon, dreimal wurde<br />

sie Europameisterin. Springman<br />

setzte sich als Vizepräsidentin des<br />

internationalen Triathlon-Dachverbands<br />

massgeblich dafür ein, dass<br />

der Sport olympische Disziplin wurde.<br />

Für ihre Verdienste im Sport erhielt<br />

sie von der Queen einen Orden. Ihre<br />

wissenschaftliche Laufbahn begann<br />

sie 1990, seit 1997 ist sie Professorin<br />

für Geotechnik an der ETH Zürich,<br />

seit 2015 Rektorin. Dieses Amt wird<br />

Springman Ende dieses Jahres zu<br />

ihrer Emeritierung abgeben. Ab 2022<br />

wird sie Vorsteherin des St Hilda’s<br />

College der Oxford-Universität.<br />

An der ETH stagniert der Frauenanteil bei<br />

den Studierenden trotz Förderprogrammen<br />

bei einem Drittel. Bei den ordentlichen Professuren<br />

machen Frauen nur 15 Prozent aus.<br />

Dank der Massnahmen steigt der Frauenanteil<br />

langsam. Aber nicht so schnell, wie wir das gerne<br />

hätten. 2019 ging immerhin die Hälfte aller Neuberufungen<br />

bei den Assistenzprofessuren an<br />

Frauen, bei den ordentlichen Professuren waren<br />

es seit 2020 über 40 Prozent. Vom Bund haben wir<br />

die Aufgabe, einen Frauenanteil von 35 Prozent zu<br />

erreichen. Wir haben unseren Job also gemacht.<br />

Warum braucht es in den MINT-Fächern<br />

mehr Frauen?<br />

Wenn sich talentierte Frauen aufgrund ihres Umfelds<br />

oder wegen Vorurteilen nicht für diese Fächer<br />

einschreiben, verliert man viele gute Fachkräfte<br />

und Talente. Das können wir uns einfach nicht<br />

mehr leisten. Wir haben monumentale Herausforderungen<br />

auf der Welt, vor allem der Klimawandel.<br />

Dafür braucht es einen bunten Strauss an Lösungen.<br />

Und die bekommen wir nicht, wenn die weibliche<br />

Perspektive fehlt.<br />

Machen Frauen anders Wissenschaft?<br />

Sie machen ein Team diverser. Das ergibt mehr<br />

Offenheit, freiere Gedanken und bessere Lösungen.<br />

Warum schrecken die Naturwissenschaften<br />

so viele Frauen ab?<br />

Das ist ein gesellschaftliches Problem und hat<br />

mit klassischen Rollenbildern zu tun. Den<br />

Mädchen wird in der Schule durch Bemerkungen<br />

der Lehrkräfte oder der Eltern von Naturwissenschaften<br />

abgeraten. Hinzu kommt, dass sich<br />

Frauen viele Gedanken über alle möglichen<br />

Probleme und Schwierigkeiten machen, anstatt<br />

von sich selbst überzeugt zu sein und es einfach<br />

zu versuchen.<br />

Wie lässt sich der Frauenanteil steigern?<br />

Wir müssen früh ansetzen, um Mädchen für<br />

Naturwissenschaften zu begeistern. Mit Begeisterung<br />

ist man gegen abfällige Bemerkungen eher<br />

immun, das weiss ich aus eigener Erfahrung. Ausserdem<br />

müssen wir die Frauen sichtbar machen.<br />

Daher habe ich viel Zeit investiert für «ETH<br />

unterwegs», um in den Mittelschulen bei jungen<br />

Frauen das Interesse an MINT-Fächern zu wecken.<br />

Sind Sie eine Feministin?<br />

Natürlich bin ich das. Aber ich bin nicht so radikal<br />

wie andere. Ich habe von den Feministinnen profitiert,<br />

die vor mir kämpften. Daher konnte ich als<br />

kollaborative, inklusive Frau wirken.<br />

Als Sie 1997 an die ETH kamen, waren Sie erst<br />

die neunte ordentliche Professorin.<br />

Ich war damals sogar die erste Professorin für Bauingenieurwissenschaft<br />

in der Schweiz. Ich wusste,<br />

dass die Schweiz etwas rückständig ist hinsichtlich<br />

Frauen im MINT-Bereich. Aber in kurzer Zeit hat<br />

sich hier viel verändert. Das passiert nicht zuletzt<br />

wegen mehr weiblichen Vorbildern.<br />

Was wollen Sie für ein Vorbild sein?<br />

Ich habe versucht, vorzuleben, dass man als Frau<br />

alles schafft, wenn man es nur will. Wer ein Ziel<br />

vor Augen hat und daran arbeitet, wird irgendwann<br />

eine Meisterin. Manchmal sagen die<br />

Menschen, ich sei eine Superfrau. Dabei bin ich<br />

eine normale Frau, die sich mit viel Engagement<br />

für ihre Ziele einsetzt.<br />

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