21.09.2021 Aufrufe

EqualVoice

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>EqualVoice</strong><br />

Frauen im Blick –<br />

vom Anhängsel<br />

zum Vorbild<br />

Text: Katia Murmann<br />

«Danke für die Rosen», steht neben<br />

der unbekleideten Frau auf dem<br />

riesigen Foto, das im Februar 1971<br />

auf der Titelseite des Blick prangt.<br />

Eine Männerhand reicht der Dame<br />

einen Strauss. Tags zuvor hatte das<br />

Stimmvolk Ja gesagt zur Einführung<br />

des Frauenstimmrechts. Blick, das<br />

Schweizer Boulevardmedium, griff<br />

dazu tief in die Klischeekiste – und<br />

erntete schon damals, obwohl es das<br />

Wort noch gar nicht gab, einen Shitstorm<br />

seiner Leserinnen.<br />

Der deplatzierte Titel zum Frauenstimmrecht<br />

zeigt beispielhaft, welches<br />

Frauenbild im Blick und in weiten<br />

Teilen der Gesellschaft jahrzehntelang<br />

dominierte: Frauen wurden<br />

als Ausstellungsstück und hübsches<br />

Anhängsel eines Mannes gezeigt. Zu<br />

sagen hatten sie nicht viel. Ausser<br />

vielleicht einmal Danke.<br />

Oft waren Frauen nackt im Blatt.<br />

Nicht nur das Blick-Girl, das regelmässig<br />

auf der Seite 3 zu finden war, sondern auch<br />

zu Ereignissen wie der EM zeigte man Frauen gerne<br />

unbekleidet. Titel wie «Po là là» oder «Die schärfsten<br />

Miezen der GP» waren Normalität.<br />

Doch die Gesellschaft verändert sich – und der<br />

Blick sich mit ihr. Dank der Initiative <strong>EqualVoice</strong> ist<br />

Blick heute eine der Vorreiterinnen in Sachen Gleichberechtigung<br />

in den Schweizer Medien. Blick macht<br />

Katia Murmann war<br />

von 2017 bis Juni 2021<br />

Chefredaktorin<br />

von Blick.ch und ist<br />

Mitinitiantin von<br />

<strong>EqualVoice</strong>. Heute ist<br />

sie Chief Product<br />

Officer der Blick-Gruppe<br />

und der Ringier<br />

Global Media Unit.<br />

Frauen sichtbar, als Vorbilder,<br />

Expertinnen, Protagonistinnen. Und<br />

die Veränderung ist messbar: ​Der<br />

Anteil Frauen in Titeln und auf<br />

Bildern ist innerhalb eines Jahres um<br />

4 Prozentpunkte auf 32 Prozent gestiegen.<br />

Der Anteil Frauen in Texten<br />

stieg von 28 auf 30 Prozent.<br />

Die Redaktion diskutiert viel: Darf<br />

man das noch schreiben? Dieses<br />

Bild so zeigen? Ist dieser Titel sexistisch?<br />

Gleichzeitig gibt es Workshops<br />

zum sogenannten «Equal-<br />

Voice Frame», die sich bewusst damit<br />

auseinandersetzen: Wie zeigen<br />

wir bei Blick Frauen, in welchem<br />

Kontext stellen wir sie dar? Auch<br />

erotische Anzeigen auf Blick.ch und<br />

im gedruckten Blick sind mittlerweile<br />

abgeschafft. Weil es nicht nur<br />

bei Inhalten wichtig ist, welches<br />

Frauenbild sie vermitteln, sondern<br />

auch in der Werbung.<br />

Erst im Juli zeigte eine Studie der<br />

Universität Zürich: Blick zählt zu den Schweizer<br />

Medien mit dem höchsten Frauen anteil in der Berichterstattung.<br />

Gleichzeitig besteht die Leserschaft<br />

heute zu 50 Prozent aus Frauen. Und das Titelbild zum<br />

Frauenstimmrecht hat SP-Nationalrätin und Feministin<br />

Tamara Funiciello mit Blick neu interpretiert.<br />

Sie sagt: «Dass Blick die Frau heute nicht auf den Körper<br />

reduziert, sondern ihr eine Stimme gibt, zeigt,<br />

dass sich einiges verändert hat in der Schweiz.»<br />

84

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!