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dihw MAGAZIN 3/2021

Fachartikel aus Forschung und Industrie bilden die Grundlage für eine Berichterstattung im Sinne der spezifischen Nutzung und Anwendung von Werkzeugen mit superharten Beschichtungen.

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Werkstoffe<br />

PCBN-Pulver: DBN-B11<br />

Neues Produkt für Hon- und Präzisionsschleifwerkzeug<br />

Trotz seiner herausragenden Stellung<br />

unter den Schneidstoffen ist Diamant<br />

nicht universal anwendbar und<br />

nicht zwangsläufig die beste Lösung.<br />

Beim Honen und Präzisionsschleifen<br />

hat polykristallines kubisches Bornitrid<br />

(PCBN)-Pulver durch seine idealen Materialeigenschaften<br />

einen festen Platz<br />

unter den Schneidstoffen eingenommen.<br />

Seine Herstellung gilt als äußerst<br />

kompliziert, nur wenige Hersteller weltweit<br />

können PCBN-Pulver prozesssicher<br />

herstellen. Seit Kurzem zählt auch Dialux<br />

aus Südkorea zu jenen Herstellern,<br />

welcher mit seinem neuen PCBN-Pulver<br />

„DBN-B11“ die Vormachtstellung der<br />

Konkurrenz aufbrechen will.<br />

Als härtestes kommerziell verfügbares<br />

Material nimmt Diamant eine Sonderstellung<br />

unter den Werkstoffen ein. Einerseits<br />

fungiert er aufgrund seiner außerordentlichen<br />

Härte als Referenzpunkt<br />

für die Härteskala; anderseits lässt sich<br />

Diamant als „Naturprodukt“ kaum mit<br />

den gleichen Eigenschaften (feinste Kristallisationsebenen)<br />

synthetisieren. Deshalb<br />

ist Diamant auch als Schneidstoff<br />

sehr begehrt. Seine Vorteile liegen vor<br />

allem in seiner kubisch flächenzentrierten<br />

Gitterstruktur, die ihm neben der<br />

besonderen Härte und Schärfe auch<br />

eine gute Wärmeleitfähigkeit verleiht.<br />

Allerdings muss man konstatieren, dass<br />

der Anwendungsbereich vov Diamanten<br />

als Schneidstoff sehr begrenzt ist: Einerseits<br />

limitiert die chemische Reaktionsfreudigkeit<br />

des im Diamanten gebundenen<br />

Kohlenstoffes mit in Eisenmetallen<br />

enthaltenen Sauerstoff den Anwendungsbereich<br />

auf Nichteisenmetalle,<br />

Kompositmaterialen, Glas und Keramik<br />

etc. Anderseits ist Diamant als Schneid-<br />

DBN-B11: Das neue PCBN-Pulver von<br />

Dialux.<br />

stoff auch thermisch<br />

nur bedingt<br />

stabil und neigt<br />

bei erhöhter Temperatur<br />

zur Oxidation.<br />

Für klassische<br />

Anwendungen<br />

in der<br />

Automobilindustrie,<br />

wie zum Beispiel<br />

dem Honen<br />

von Zylindern von<br />

Verbrennungsmotoren<br />

aus Grauguss,<br />

oder der Bearbeitung<br />

anderer<br />

Komponenten aus<br />

gehärtetem Stahl<br />

ist Diamant also<br />

ungeeignet.<br />

Wurde dieser Anwendungsbereich bis<br />

in die 1970er-Jahre vorwiegend mit<br />

Schneidkeramik (vor allem Korund und<br />

Siliziumkarbid) abgedeckt, so nahm der<br />

Anteil von CBN als alternativer Schneidstoff<br />

seit seiner Entwicklung und kommerziellen<br />

Nutzung stetig zu. Besonders<br />

beim Honen von Grauguss (wenn die<br />

Grafitlamellen geschnitten und offen<br />

gehalten werden sollen) und beim Präzisionsschleifen<br />

von gehärtetem Stahl ist<br />

CBN als Schneidstoff heute nicht mehr<br />

wegzudenken.<br />

Dabei ist CBN weitaus mehr als ein Substituent<br />

für Schneidkeramik oder bloß<br />

der „kleine Bruder“ des Diamanten. Im<br />

Vergleich zur Schneidkeramik zeichnet<br />

CBN eine vergleichsweise hohe Zähigkeit<br />

bei sehr hoher Härte aus. Im Vergleich<br />

zum Diamanten ist insbesondere<br />

die chemische Beständigkeit gegenüber<br />

in Eisen enthaltenen Sauerstoff zu nennen,<br />

wodurch die Bearbeitung von Eisenmetallen<br />

möglich ist. Auch die hohe<br />

thermische Beständigkeit bis 1.400 °C<br />

bei gleichzeitig hoher Härte ist ein großer<br />

Vorteil des CBN gegenüber dem Diamanten.<br />

So ist CBN bei einer Einsatztemperatur<br />

von 1.000 °C sogar härter<br />

als Diamant in selbigem Versuchsaufbau.<br />

Da die Wärmeleitfähigkeit des CBN<br />

genau wie beim Diamanten hoch ist, ist<br />

in der Praxis Flüssigkühlung (Wasser-Öl-<br />

Emulsion) möglich, womit sich das CBN<br />

30-fach vergrößerte optische Aufnahme von PCBN-Korn der<br />

Mesh-Größe 100/120.<br />

auch von der Schneidkeramik deutlich<br />

abgrenzt. Darüber hinaus besteht außerdem<br />

ein Unterschied im Bruchverhalten<br />

des CBN-Korns gegenüber dem<br />

des Diamanten: Es bleibt bei größerer<br />

Bereitschaft zu feinen Absplitterungen<br />

schneidfreudiger als Diamant.<br />

Dass sich CBN als Schneidstoff speziell<br />

beim Honen und Präzisionsschleifen<br />

etablieren konnte, ist also nicht verwunderlich.<br />

Zwar ist der Preis von CBN ähnlich<br />

hoch wie der von Diamant, doch<br />

durch seine eingangs erwähnten technischen<br />

Vorteile ist die Nachfrage stetig<br />

gestiegen. Speziell das in Schleifmitteln<br />

als Pulver verarbeitete polykristalline<br />

(P)CBN gilt als kompliziert in der<br />

Herstellung. Dass weltweit nur sehr wenige<br />

Unternehmen dieses Produkt prozesssicher<br />

herstellen können, ist mit ein<br />

Grund für das hohe Preisniveau.<br />

Vor dem begehrten Endprodukt steht<br />

ein komplizierter Fertigungsprozess.<br />

Als Ausgangsmaterial für polykristallines<br />

CBN-Pulver dient monokristallines<br />

CBN. Als kristallines Produkt hat<br />

es anisopische Materialeigenschaften<br />

(Spannungszustand ist richtungsabhängig),<br />

wodurch es beim Schleifen<br />

mit geometrisch unbestimmter Schneide<br />

(Honen, Schleifen etc.) ungeeignet<br />

ist. Ein solches Schleifkorn würde<br />

im Schleifprozess ein äußerst heterogenes<br />

Schnittbild erzeugen, keinen kontrollierten<br />

Spanabtrag ermöglichen und<br />

20 <strong>dihw</strong> 13 · 3 <strong>2021</strong>

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