24.02.2022 Aufrufe

Seltene Krankheiten

„Wenn du Hufschläge hörst, denk an Zebras.” Eine seltene Erkrankung bedeutet für betroffene Personen oft einen langen und beschwerlichen Weg bis zur richtigen Diagnose und Therapie. In dieser Ausgabe sprechen Betroffene, Angehörige sowie Ärztinnen und Ärzte über den Diagnoseprozess, Therapien, Transition und wie man trotz seltener Krankheit seine Lebensqualität bewahren kann.

„Wenn du Hufschläge hörst, denk an Zebras.”

Eine seltene Erkrankung bedeutet für betroffene Personen oft einen langen und beschwerlichen Weg bis zur richtigen Diagnose und Therapie.

In dieser Ausgabe sprechen Betroffene, Angehörige sowie Ärztinnen und Ärzte über den Diagnoseprozess, Therapien, Transition und wie man trotz seltener Krankheit seine Lebensqualität bewahren kann.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MEDIAPLANET | 19<br />

INSIGHT<br />

<strong>Seltene</strong> Erkrankungen: Der<br />

Faktor Zeit entscheidet<br />

Durchschnittlich vergehen sechs bis acht Jahre bis Menschen mit einer seltenen Erkrankung<br />

die richtige Diagnose und damit Zugang zu einer angemessenen Therapie erhalten. Bis dahin<br />

suchen sie im Schnitt mehr als sieben Ärztinnen und Ärzte auf. Doch gerade bei seltenen<br />

Erkrankungen wie den Erbkrankheiten Duchenne-Muskeldystrophie oder Aromatische-L-<br />

Aminosäure-Decarboxylase-(AADC-)Mangel – einer Erkrankung des Zentralnervensystems –<br />

ist die frühzeitige Diagnose entscheidend für den Krankheitsverlauf.<br />

Duchenne-Muskeldystrophie ist<br />

die häufigste Muskelkrankheit im<br />

Kindesalter<br />

Duchenne-Muskeldystrophie<br />

(DMD) tritt bei etwa einem von<br />

3.600 bis 6.000 neugeborenen<br />

Buben auf. Erste Anzeichen können<br />

sich bereits im Kleinkindalter<br />

zeigen. Den betroffenen Kindern<br />

fehlt das funktionsfähige Muskeleiweiß<br />

„Dystrophin“, das vor allem<br />

für die Stabilität der Zellmembran<br />

zuständig ist. Ohne dieses Eiweiß<br />

kommt es bereits in der frühen<br />

Kindheit – vorerst unbemerkt – zu<br />

einem fortschreitenden Abbau<br />

der Bewegungsmuskulatur und<br />

später auch der Atem- und Herzmuskulatur.<br />

Ab etwa dem dritten<br />

Lebensjahr treten bei DMD erste<br />

spezifische muskuläre Symptome<br />

auf, wie häufiges Stolpern und<br />

Niederfallen, „watschelnder Gang“,<br />

auffälliges Bewegungsmuster beim<br />

Laufen sowie Schwierigkeiten beim<br />

Stiegensteigen und Aufstehen vom<br />

Boden. Zwischen dem achten und<br />

dem 15. Lebensjahr verlieren die<br />

Buben ihre Gehfähigkeit. Zusätzlich<br />

zu den Symptomen kann<br />

die Bestimmung eines einfachen<br />

Laborwertes, der Kreatinkinase<br />

(CK), Aufschluss geben, ob es<br />

sich um DMD handelt. Ist der<br />

CK-MM-Wert in den Muskelzellen<br />

des Bewegungsapparats deutlich<br />

erhöht, empfiehlt sich die weitere<br />

Abklärung durch Neuropädiater:innen.<br />

Seit Ende 2014 steht erstmalig<br />

auch in Österreich eine kausale<br />

Therapie für Träger:innen einer<br />

Nonsense-Mutation (10–15 % aller<br />

DMD-Patient:innen) zur Verfügung;<br />

inzwischen bereits ab dem zweiten<br />

Lebensjahr, was eine frühzeitige<br />

Diagnose noch wichtiger macht.<br />

Symptome bei AADC-Mangel<br />

können auf die falsche Fährte<br />

locken<br />

Aromatische L-Aminosäure-<br />

Decarboxylase-Mangel ist eine sehr<br />

seltene genetische Erkrankung, die<br />

sich auf das Gehirn auswirkt, sodass<br />

wichtige Signale im Nervensystem<br />

nicht mehr transportiert werden.<br />

Folgende Symptome bei Kindern<br />

können ein Hinweis auf AADC-<br />

Mangel sein: schlaffe Muskeln, isst<br />

oder trinkt nicht richtig, schreit<br />

ständig, verdreht immer wieder die<br />

Augen, schwitzt sehr stark, krampft,<br />

hat eine dauerhaft verstopfte Nase.<br />

Da diese Symptome nicht immer<br />

gemeinsam auftreten und auch ein<br />

Hinweis auf Epilepsie oder<br />

Cerebralparese sein können, führen<br />

sie oft auf die falsche Spur. Bei<br />

Auftreten dieser Symptome sollte<br />

eine einfache Blutabnahme<br />

(3-OMD-Test) als Untersuchung<br />

angeordnet werden. Auch wenn<br />

AADC-Mangel aktuell nicht geheilt<br />

werden kann, ermöglicht eine<br />

frühzeitige Diagnose dennoch, die<br />

Behandlung und Versorgung der<br />

kleinen Patient:innen zu verbessern.<br />

Hilfreiche Links:<br />

www.hinterher<br />

stattvolldabei.at<br />

www.duchenne.at<br />

www.aadc-mangel.at<br />

www.aadc-testen.de<br />

PTC1804KK098<br />

Hinter einer Entwicklungsverzögerung bei Jungen kann mehr stecken.<br />

Könnte es Duchenne Muskeldystrophie sein?<br />

Mehr erfahren: www.hinterherstattvolldabei.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!