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Ami du Vin 1/22-D

Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV

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cholfirst

Wanderung durch die Dörflinger Rebberge

Perlen auf dem Weg

Die erste Degustation des Jahres fand erst im Herbst

statt. Dazu eingeladen haben Rosmarie und Roland Bernath.

Viele Mitglieder haben sich zur Rebwanderung mit

Degustation auf dem Buck in Dörflingen eingefunden.

Bei schönstem Septemberwetter begrüsste Roli Bernath,

Ehrenbürger von Dörflingen, die Weinfreunde mit einem

Zitat des früheren Zürcher Staatsschreiber Gottfried Keller:

"Alles Grosse und Edle ist einfacher Art". Zum Apero wurde

ein Chlosterwy, ein Blanc de Noir von Marlies Keller ausgeschenkt.

Dazu gab es selbstgebackenen Speckzopf und Bauernbrot.

Roli begleitete den Apero mit spannenden Erzählungen

über die Entwicklung des Rebbaus in Dörflingen.

Etwa, dass es in Dörflingen im Jahr 1891 rund 22 Hektaren Reben

hatte. Daraus ergaben sich etwa 40 Hektoliter Blauburgunder, 28

Hektoliter Elbling und 22 Hektoliter gemischtes Gewächs. Der

Traubenmost hatte damals rund 68 Öchslegrade. Der Wein

wurde im Gemeindehaus, der Morgensonne, dem heutigen

Freihof und im Gasthaus Krone ausgeschenkt.

Weniger Beizen und weniger Reben

Inzwischen hat sich die Anzahl der Restaurants in Dörflingen

auf ein Restaurant und ein Café verringert, ebenso wurde die

Rebfläche kleiner. Aktuell sind es noch ungefähr sechs Hektaren.

Ähnlich erging es den Trotten: ursprünglich gab es vier,

heute noch eine, die aber nur für Festanlässe dient.

Dörflingen wurde von der Reblaus eher verschont, jedoch hat

in früheren Jahren der aus Amerika eingeschleppte falsche

Mehltau zu Ertragsausfällen geführt. Zudem bestand während

der Güterzusammenlegung kein grosses Interesse die Rebfläche

gross zu halten und zu bewirtschaften. Im September 1947

wurde die Rebbaugenossenschaft gegründet. Bis 1950 wurde

der Wein an den LVZ (Lebensmittelverein Zürich) verkauft, später

an Coop in Basel. Ab 1997 werden die Trauben direkt an die

GVS, Wein Stamm und Gasser in Ellikon geliefert. Die Arbeiten in

der Dörflinger Trotte wurden eingestellt.

Weinbau ermöglicht, was Peter Zimmermann am Herzen liegt.

Wir verkosteten den Blanc de Noir, der allen mundete.

Anschliessend führte uns der Weg zum Rebberg von Fritz

und Marlies Keller. Marlies Keller bewirtschaftet insgesamt

eine Rebfläche von sechs Hektaren in Schaffhausen und Gailingen,

mit 19 verschiedenen Weinsorten. Ihre Weine werden

regelmässig mit Medaillen ausgezeichnet und sind bei vielen

von unseren Mitgliedern bekannt. Einige haben die eine oder

andere Lieblingssorte im eigenen Weinkeller. Hier gab es einen

Rosé Chlosterwy zu degustieren.

Ein neues Hobby für den Ruhestand

Weiter ging es zum nächsten begeisterten Hobby-Winzer. Herbert

Roth hatte schon früher grosses Interesse an der Natur

und den Wunsch, als Winzer tätig zu sein, was im beruflichen

Alltag nicht einfach umzusetzen war. Nach seiner Pensionierung

im Jahre 2006 konnte er diesen Wunsch verwirklichen und

hat «seinen» Rebberg» mit einer Grösse von 40 Aren gepachtet.

Für ihn als Quereinsteiger sei dies genau die richtige Grösse.

Vorgängig hat er Weinseminare und Kurse besucht. Auch war

zu erfahren, dass es für ihn als Städter und Greenhorn durchaus

eine Herausforderung war, sich in die während Jahren gewachsene

Winzer- und Dorfgemeinschaft in Dörflingen einzufinden.

Die Natur gibt den Takt vor und jedes Jahr bringt neue Herausforderungen.

So sei die Arbeit immer wieder spannend, wie

auch in diesem Jahr. Seine Reben hätten den Rückstand aufgeholt.

Die Rebstöcke sind über 50 Jahre alt. Wenn die Qualität

stimmt und die Öchslegrade über 90 sind, wird aus der Hälfte

eigener Wein produziert. Der Wein kommt zuerst in den Stahltank

und anschliessend für ein Jahr in die Barrique. Der Ertrag

beträgt 300 Flaschen. In den Genuss dieses Weines kommen

jeweils Freunde, die Herbert Roth auch immer wieder beim

Wümmen unterstützen. Auch wir durften das Ergebnis verkosten.

Vielleicht haben sich spontan weitere Erntehelfer gemeldet.

Bereits wartete der gedeckte Tisch mit Treberwurst, Kartoffelsalat

und selbstgebackenem Brot. Zum leckeren süssen

Abschluss gab es Brownies, Cantuccini, Wiigueteli und Kuchen.

Monika Reale

Nach einer kurzen Wanderung begrüsste uns Peter Zimmermann.

Er erzählte unterhaltsam, dass er ursprünglich mit Reben

und allem darum herum wenig am «Hut hatte». Eigentlich gar

nichts. Sein Vater hatte jedoch 30 Aren Reben. Und irgendwann

kam er nicht mehr darum herum, sich um die Reben zu

kümmern. Dies macht er mit viel Engagement. Die Begeisterung

über sein Hobby ist deutlich zu spüren. Heute baut er die

multi-resistente Rebsorte Divico an, die einen ökologischen

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