Elbufer Rundschau: "Meyer's Gasthof" wird zu "Schillers Landhaus"
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Alt Garge<br />
„Die Nachfrage nach Porenbetonsteinen war enorm“<br />
Fortset<strong>zu</strong>ng über das HEW-Kraftwerk in Alt Garge: Das „Goldtöchterchen“<br />
Ein Bericht über das HEW-Werk in Alt Garge wäre unvollständig<br />
ohne die Beschreibung der Tochterfirma „Deutsche<br />
Porenbeton GmbH“. Friedrich Grube hat auch die Rolle<br />
dieses besonderen Unternehmens dokumentiert. Wesentliche<br />
Teile dieses Artikels gehen auf seine Überlieferung<br />
<strong>zu</strong>rück. – Wir freuen uns, dass wir mit dem jetzt 87jährigen<br />
Willi Karstens einen Zeitzeugen ausfindig gemacht haben,<br />
der noch etwas von dem Lebensgefühl der damals im Porenbetonwerk<br />
beschäftigten Mitarbeiter vermitteln kann.<br />
...Die ausgebeutete Kiesgrube im Barskamper Wald<br />
war bei der Hochkonjunktur des HEW-Kraftwerks bald<br />
mit Aschen und Schlacken der Kohleverbrennung gefüllt.<br />
Wohin mit dem Zeugs? In Kähne verfrachten und<br />
in der Nordsee verklappen? Die Problemlösung nahte<br />
auf andere Weise.<br />
Eine geniale Verwertungsstrategie<br />
In Schweden war schon in den 1920er Jahren ein Verfahren<br />
<strong>zu</strong>r Herstellung von „Porenbeton“ entwickelt<br />
worden. Auch in Dänemark betrieb eine Fabrik schon<br />
länger die Herstellung von Porenbeton. Basierend auf<br />
diesen Erfahrungen gründete man in Alt Garge 1949<br />
die „Deutsche Porenbeton GmbH“ (DP) als HEW-Tochter<br />
und baute am dortigen Hafen eine Anlage <strong>zu</strong>r<br />
Schlackenverwertung bei gleichzeitiger Baustofferzeugung.<br />
Die Flugasche des Kraftwerks wurde mit<br />
Kalk, Sand und Zement unter Zugabe von Alu-Pulver<br />
als Treibmittel vermengt. Letzteres wirkte wie Backpulver<br />
im Kuchenteig, und es blähte sich eine Masse<br />
mit einem hohen Anteil an Gaseinschlüssen auf. Diese<br />
wurde auf Spezial-Loren mittels Schneidegattern <strong>zu</strong><br />
Blöcken und Bauelementen zersägt, die dann noch im<br />
Dampfkessel gehärtet werden mussten.<br />
Vom Kraftwerk ist damals eine Dampf-Versorgungsleitung<br />
und je eine Leitung für Flugasche und Kesselschlacke<br />
<strong>zu</strong> den Lagerstätten der DP gelegt worden.<br />
Außer der leichten Flugasche fiel auch noch das schwerere<br />
Granulat der Kesselschlacke an. Dieses wurde Anfang<br />
1953 in einer speziellen Presse <strong>zu</strong> handlichen<br />
Mauersteinen gepresst.<br />
Aus den Ballastmengen der täglich im Kraftwerk verfeuerten<br />
1200 t Steinkohle wurden 75000 dp-Mauersteine,<br />
80 m 3 dp „Celonit“ und 20 m 3 dp Isoliermaterial<br />
gewonnen. Eine geniale Verwertungsstrategie!<br />
Die Produkte mit ihrer hervorragenden Wärmedämmung<br />
waren in der BRD ein begehrter Baustoff. Die<br />
Erzeugnisse gingen aber auch per Schiff ins Ausland,<br />
vor allem nach Afrika.<br />
Die Nachfrage stieg so enorm, dass das Kraftwerk<br />
den erforderlichen Nachschub an Rohmaterialien<br />
bald nicht mehr gewährleisten konnte.<br />
Darum wurden neue Rohrverbindungen <strong>zu</strong> den<br />
Kiesgruben im Barskamper Wald gelegt, damit<br />
die dort in der Anfangszeit abgelagerten Grundstoffe<br />
<strong>zu</strong>r Wiedergewinnung aufgespült und mit<br />
einer Pumpe <strong>zu</strong>m DP-Werk befördert werden<br />
konnten. Zudem wurde in Walmsburg ein sandiger<br />
Elbhang mittels Greifer und LKW-Transport<br />
abgetragen.<br />
Ein Mitarbeiter erzählt von früher<br />
Es gibt nur noch vereinzelte Zeitzeugen, die aus<br />
dem Betrieb des Porenbetonwerks berichten<br />
können.<br />
Einer von ihnen ist Willi Karstens aus Schutschur.<br />
Ursprünglich hat Willi in Hitzacker in der<br />
damaligen Jeetzel-Werft den Beruf des Bootsbauers<br />
gelernt. Nach einer Zwischenstation in<br />
Hamburg auf der Howaldtswerft, jedoch baldi-<br />
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