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Elbufer Rundschau: "Meyer's Gasthof" wird zu "Schillers Landhaus"

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Walmsburg<br />

Eine Zeitreise in das dörfliche Walmsburg von früher (3)<br />

Wenn in Walmsburg die Landwirtschaft auch die<br />

Hauptgrundlage des menschlichen Daseins gewesen<br />

ist, so hat es aber auch eine Reihe von anderen Erwerbsmöglichkeiten<br />

gegeben.<br />

Da waren z. B. Maurer-, Zimmerei-, Elektro- und Installationsunternehmen<br />

in der Umgebung. In Schutschur<br />

und in Ventschau arbeiteten je eine Ziegelei, auch jenseits<br />

der Elbe in Konau. Dieser Betrieb ist aber mit der<br />

Zuziehung des „Eisernen Vorhangs“ für Walmsburger<br />

nicht mehr <strong>zu</strong> erreichen gewesen.<br />

In Barskamp war der Sitz der Kieswerke Müller, die<br />

Kiesvorkommen in den Wäldern ausbeutete.<br />

Das Wasserwirtschaftsamt beschäftigte eine Reihe<br />

von Arbeitern, die den unermüdlich an seinen Eingren<strong>zu</strong>ngen<br />

nagenden Elbestrom mit Faschinen und Buhnenköpfen<br />

im Schach gehalten haben.<br />

Auch im Straßenbau und der -unterhaltung boten sich<br />

Verdienstmöglichkeiten.<br />

Jeder betrieb noch eine kleine Landwirtschaft<br />

Die Arbeitslöhne, die hier allesamt vor dem Kriege und<br />

auch bis weit nach dem Kriege gezahlt worden sind,<br />

waren aber so gering, dass eine Familie kaum davon<br />

leben konnte. Durch die Bank unterhielten deshalb alle<br />

Arbeiter und Handwerker nebenbei eine kleine Landwirtschaft<br />

mit einer, zwei, manchmal auch mit drei<br />

Kühen, mit Schweinen, auch Schafen und einem reichhaltigen<br />

Federviehbestand. Mochte das Bargeld auch<br />

noch so knapp sein, hungern brauchte niemand. Der<br />

Essenstisch war für die ländliche Bevölkerung immer<br />

gedeckt, was anderswo beileibe keine Selbstverständlichkeit<br />

gewesen ist, erst recht nicht in den Slums und<br />

Mietskasernen der Großstädte.<br />

Mehrere Generationen auf dem Hof<br />

waren die Regel<br />

Freilich galten für die Kleinlandwirte die gleichen<br />

Zwänge wie für die Bauern. Die gesamte Familie musste<br />

am gleichen Strang ziehen. Kindern z. B. wurden<br />

zwar notgedrungenerweise die Zeiten für den Schulbesuch<br />

und die Erledigung der Hausaufgaben eingeräumt,<br />

dann bedeutete aber auch schon ihr Alltag Anpacken<br />

und Arbeit! Die Kleineren hatten das Vieh <strong>zu</strong><br />

weiden, die Größeren hatten schwerere Verrichtungen<br />

<strong>zu</strong> erledigen, hatten aus<strong>zu</strong>misten, <strong>zu</strong> streuen, <strong>zu</strong> futtern,<br />

<strong>zu</strong> häckseln, <strong>zu</strong> melken.<br />

In den Zeiten der Frühjahrsbestellungen, der Heu-, der<br />

Getreide- und der Kartoffelernte arbeiteten sowieso<br />

alle Familienmitglieder einträchtig für den gemeinsamen<br />

Segen, und zwar vom jüngsten Spross, der schon<br />

ein Gerät führen konnte, bis <strong>zu</strong>m Ahnen, der dieses<br />

auch noch vermochte.<br />

Mehrere Generationen auf einem Hof waren nicht die<br />

Ausnahme, sondern die Regel. Nebenerwerbsbauern<br />

bestellten ihre Ländereien meistens mit eigenen Kühen,<br />

die als Zugtiere abgerichtet worden waren. Die<br />

1939 eingeführte Kriegswirtschaft hatte aber auch<br />

Kleinlandwirte mit Lieferverpflichtungen belegt, die<br />

sich z. B. auf Eier, Kartoffeln, Getreide und vor allem<br />

auf die Milch erstreckten. Wer aber damals bei der<br />

Behörde seine Rinder als Zugkühe angemeldet hatte,<br />

Wenn die Männer also ihre berufliche Arbeit erledigt<br />

hatten, dann begann ihr zweites Tagewerk, dessen<br />

Dauer und körperliche Belastung die des ersten<br />

Tagewerkes meistens noch übertroffen hat. Sie bewirtschafteten<br />

ihre Äcker, die, wenn auch gepachtet,<br />

<strong>zu</strong>mindest den eigenen Kartoffel-, den Brot- und den<br />

Futtergetreidebedarf deckten.<br />

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