Elbufer Rundschau: "Meyer's Gasthof" wird zu "Schillers Landhaus"
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Umwelt und Technik<br />
Wann kommt die Bahnverbindung von Bleckede nach Lüneburg?<br />
Interview mit Bürgermeister Dennis Neumann<br />
Bei den Diskussionen um klimafreundliche Fortbewegungsmittel<br />
gilt der Auf- und Ausbau eines gut angenommenen<br />
Bahnnetzes als wichtiger Schlüssel auf<br />
dem Weg <strong>zu</strong> einer umweltverträglichen Mobilität.<br />
Seit Jahren <strong>wird</strong> daher von Politik und Bürgern die Forderung<br />
erhoben, die stillgelegte Strecke Bleckede–Lüneburg<br />
wieder <strong>zu</strong> beleben. Schon vor fünf Jahren – im<br />
Mai 2017 – fand diesbezüglich ein fünftägiger Testbetrieb<br />
zwischen Lüneburg und Bleckede statt, der großes<br />
Interesse und Anklang fand. Doch auf einen positive<br />
Bescheid warten wir noch immer.<br />
Da bekannt ist, dass viele der rund 2700 Bleckeder<br />
Pendler das Thema mit großer Aufmerksamkeit verfolgen,<br />
haben wir den Bleckeder Bürgermeister gebeten,<br />
uns den derzeitigen Stand der Bemühungen und die<br />
Chancen für diesen Prozeß <strong>zu</strong> erläutern.<br />
In dem Gespräch im April 2022 haben wir nicht nur<br />
nach dem Stand in Sachen Bahnreaktivierung gefragt,<br />
sondern bei der Gelegenheit auch Fragen gestellt,<br />
die uns von Nutzern des jetzigen Busliniennetzes als<br />
Schwachpunkte genannt wurden.<br />
Frage: Wir hören von vielen Menschen, dass es sie<br />
sehr interessiert, ob wir denn irgendwann wieder eine<br />
Bahnverbindung von Bleckede nach Lüneburg bekommen.<br />
Aus unserer Sicht ist dieses Vorhaben ein ganz<br />
wichtiger Baustein für die von der Politik angestrebte<br />
Verkehrswende. Auch in Hinblick auf die wieder stark<br />
gestiegenen Energie- und Benzinpreise ist die Förderung<br />
umweltfreundlicher Verkehrsmittel aktueller<br />
denn je. Wie sehen Sie die Chancen für eine Reaktivierung<br />
der Strecke?<br />
Dennis Neumann: Die von Ihnen vorgebrachten Gründe<br />
sehe ich genauso, sie treffen den Kern. Der Vorteil bei<br />
dieser Bahnverbindung ist, dass eine Infrastruktur noch<br />
vorhanden ist. Das versetzt uns überhaupt in die Lage,<br />
Die Bahn zwischen Bleckede und Lüneburg <strong>wird</strong> <strong>zu</strong>r Zeit<br />
nur von den Aktiven der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde<br />
Lüneburg e. V. mit historischen Zügen betrieben<br />
darüber <strong>zu</strong> diskutieren. Der Schwachpunkt besteht darin,<br />
dass das Netz seit vielen Jahren nur ehrenamtlich<br />
erhalten wurde. Bei aller Hochachtung vor dem großen<br />
Engagement der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft<br />
Verkehrsfreunde Lüneburg in Sachen Unterhalt und<br />
Investitionen für die Strecke ist sie natürlich in technisch<br />
veraltetem Zustand. Es besteht hier ein riesiger<br />
Investitionsbedarf. Trotzdem kann die Chance einer<br />
Wiederbelebung als ordentlich bezeichnet werden.<br />
Die Idee einer Reaktivierung muss derzeit mit Fakten für<br />
eine Wirtschaftlichkeit belegt werden. Wir erstellen gerade<br />
ein Gutachten.<br />
Wie Sie vielleicht aus den Medien erfahren haben, hat<br />
ein Gutachterbüro unsere Strecke <strong>zu</strong>gleich mit der von<br />
Lüneburg nach Soltau bewertet, dabei hat unsere Trasse<br />
schlechter abgeschnitten. Das wundert mich aber überhaupt<br />
nicht. Denn Bund und Land haben der Trasseneigentümerin,<br />
der OHE, bereits vorher mit einer kräftigen<br />
Finanzspritze für eine Vollsanierung unter die Arme gegriffen.<br />
Ich bin aber der Meinung, man muss den Streckenausbau<br />
als ein Projekt betrachten!<br />
„Es besteht ein riesiger Investitionsbedarf“<br />
Bei der Planung stellen sich natürlich einige Herausforderungen,<br />
die <strong>zu</strong> diskutieren und <strong>zu</strong> klären sind:<br />
1. Je näher man von Bleckede nach Lüneburg kommt,<br />
desto enger ist das bestehende Busnetz, es gibt dort also<br />
weniger Bedarf.<br />
2. Ein wichtiger Punkt ist der <strong>zu</strong> erwartende Widerstand<br />
von Anliegern. Es ist ein Unterschied, ob ein „Bummel<strong>zu</strong>g“<br />
in großen Abständen vorbeifährt oder ob eine moderne<br />
Bahn in regelmäßigem Takt Bleckede mit Lüneburg<br />
verbindet.<br />
3. Weitere Diskussionspunkte sind die Geschwindigkeit<br />
(wie schnell wo gefahren werden darf), die Zahl der Haltepunkte,<br />
die Bahnübergänge. Das sind alles politisch<br />
dicke Bretter, die gebohrt werden müssen.<br />
Am Ende des Ringens um die nötigen Kompromisse halte<br />
ich unter den heutigen Ausgangsbedingungen eher eine<br />
Dauer von ca. 10 bis 12 Jahren bis <strong>zu</strong>r Inbetriebnahme<br />
für realistisch.<br />
Frage: Wenn möglichst viele Pendler und andere Reisende<br />
auf die Schiene gelockt werden sollen, sollte der<br />
künftige Zug möglichst weniger als 30 Minuten Fahrzeit<br />
von Bleckede bis <strong>zu</strong>m Bahnhof Lüneburg brauchen.<br />
Ist das technisch machbar?<br />
Dennis Neumann: Das ist machbar. Die Geschwindigkeit<br />
würde dann 60 bis 80 km/h betragen. Das gibt das<br />
Netz her. Nicht jeder jetzige Punkt würde dabei als eine<br />
Haltestelle eingerichtet werden. Die nötige technische<br />
Sicherung wäre gegeben.<br />
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