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Bautechnik Eurocodes Mit Ende Juni 2009 sind nun die nationalen Konstruktions- und Bemessungsnormen für Stahlbeton- und Spannbetonbau, Stahlbau, Stahlbeton-Stahl-Verbundbau, Holzbau, Mauerwerksbau sowie die Normen bzgl. der Belastungsannahmen im Bauwesen Geschichte. Was am 15. April 1927 mit der Publikation der ÖNORM B 2101 „Belastungen im Hochbau“ begann, endete 83 Jahre später. Und doch ist das nicht das Ende einer langen Tradition von bewährtem österreichischem Ingenieurwissen, sondern lediglich eine Verschiebung des Schauplatzes, auf dem die Norminhalte diskutiert werden. Die Überarbeitung der Eurocodes im Jahr 2015 werden österreichische Experten wesentlich mitbestimmen. Die Voraussetzungen dafür wurden in den letzten Jahren mit der vergleichsweise frühzeitigen Einführung der Eurocodes in Österreich geschaffen. Die über Europa hinaus bekannte Informationsplattform www.eurocode. at hat auch in Ländern wie Weißrussland oder Georgien Beachtung gefunden. Österreichische Experten sind dort als Berater zum Thema Eurocodes aktiv. In Österreich hat die stärkere Einbindung der Ingenieur- und Architektenkammer und großer Auftragnehmer, wie z. B. ÖBB Infrastruktur, neuen Schwung in das nunmehr europäische Normungsgeschehen gebracht, das in den nächsten Jahren weiter forciert wird. So ist z. B. geplant, das Sekretariat und den Vorsitz für „Verkehrslasten auf Brücken“ nach Österreich zu bringen. Im Vergleich zu den anderen Mitgliedsländern von CEN ist Österreich bei der Einführung und Umsetzung der Eurocodes unverändert im Spitzenfeld. Zusammen mit Slowenien und Dänemark war Österreich das erste Land, in dem als gültiges Regelwerk für die Bemessung und Konstruktion von Bauwerken nur noch die Eurocodes herangezogen werden. Während andere europäische Länder, wie z. B. Ungarn und Deutschland, noch an der Entwicklung der nationalen Anhänge arbeiten, beginnt Österreich bereits mit der Überarbeitung 12 Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 dieser Dokumente und der Erstellung der zweiten Generation, in die erste Erfahrungen aus der Praxis mit einfließen werden. Dabei beschreitet Austrian Standards Institute neue Wege: Im Rahmen einer an 1 000 Personen gerichteten Umfrage zur Umstellung auf die Eurocodes bzw. deren Vor- und Nachteile konnten wichtige Rückschlüsse für die Überarbeitung der nationalen Anhänge sowie neue Experten für diesen Themenbereich gewonnen werden. Durch direkten Kontakt zu den Anwendern, sei es in Seminaren und Workshops, aber auch in Informationsveranstaltungen in Kooperation mit Austrian Standards plus Trainings, konnten Vorurteile gegenüber den Eurocodes abgebaut und neues Interesse am Europäischen Normungsgeschehen geweckt werden. In diesem Sektor konnte Austrian Standards Institute seinen Anspruch als international anerkanntes neutrales und unparteiisches Kompetenzzentrum für Standards zu sein und zu den bestorganisierten Normungsorganisationen im internationalen Vergleich zu gehören, einmal mehr unter Beweis stellen. Die rasche Umstellung auf die neuen Berechnungsmethoden hat beste Voraussetzungen für den Export von Dienstleistungen der Tragwerksplaner und Ingenieure geschaffen, die der gesamten Baubranche zugutekommen. Erdbeben – Bauen im Bestand Auf besonders hohes nationales Interesse ist die Veröffentlichung der ÖNORM B 1998-3 gestoßen. Dieses Dokument enthält die nationalen Festlegungen zur Beurteilung und Ertüchtigung von Gebäuden im Falle eines Erdbebens (= Nationaler Anhang zum Eurocode EN 1998-3). Gleichzeitig war dies auch Startschuss für die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zum Thema Nachweis der Standsicherheitsund Gebrauchstauglichkeit in bestehenden Hochbauten. Insbesondere durch die Etablierung der Eurocodes drängte sich die Frage auf, wie Bauten aus dem „Vor-Eurocode-Zeitalter“ beurteilt und umgebaut werden können. Die entsprechende ON-Regel wird für Anfang 2011 erwartet. Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonbau Durch intensives Engagement der Arbeitsgruppe „Eurocode 2“ gelang es, eine konsolidierte Fassung der EN 1992-1-1 „Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau“ zu erarbeiten. Dies ist insbesondere erwähnenswert, da es kein vergleichbares Dokument in englischer und deutscher Sprache gibt, in das sämtliche im CEN TC 250/SC 2 erfassten Berichtigungen und die aus der Praxis gekommenen Stellungnahmen eingearbeitet sind. Die Arbeitsgruppe „Eurocode 2“ ist auch der treibende Motor für die Überarbeitung des dazugehörenden Nationalen Anhangs B 1992-1-1. Zieldatum ist die zweite Jahreshälfte 2010. Mit der ON-Regel ONR CEN/ TS 1992-4-1 wurde ein weiterer Teil der Eurocode-Familie (vier Technische Spezifikationen) über die Bemessung der Verankerung von Befestigungen in Beton publiziert. Neben allgemeinen Hinweisen sind spezielle Regelungen für Kopfbolzen, Ankerschienen sowie mechanische und chemische Dübel- Systeme enthalten. Stahl-, Verbund- und Aluminiumbau Die noch ausständigen Nationalen Anhänge zu Teilen des Eurocode 3 (hier: zusätzliche Regeln für Stahlsorten bis S 700 sowie Regelungen für Türme, Maste und Schornsteine bzw. Rohrleitungen) wurden im ersten Halbjahr 2009 abgeschlossen. Mit der ÖNORM B 1993-4-3 wurden nicht nur die nationalen Festlegungen zum entsprechenden Eurocode-Teil veröffentlicht, sondern auch Regelungen für Konstruktion und Bemessung von Druckrohrleitungen aus Stahl aufgenommen, die als Triebwasserweg von Kleinkraftwerken dienen oder für den Wassertransport von Anlagen (z. B. Beschneiungsanlagen) im öffentlichen Bereich zum Einsatz kommen.
Dem aus hochqualifizierten Ingenieuren, Wissenschaftern sowie Vertretern von Stahlbaufirmen zusammengesetzten Komitee „Stahl-, Verbundund Aluminiumbau“ gelang es 2009, durch Herausgabe einer österreichischen Fassung der EN 1090-2 „Technische Anforderungen an die Ausführung von Stahltragwerken“ eine Brücke zwischen den hierzulande bekannten Begriffsbestimmungen und der Einhaltung der CEN-Regeln zu schlagen. Ebenso wurden konsolidierte Neuausgaben für die drei Eurocode-Teile für den Verbundbau fertig gestellt. Hingegen hat sich die Herausgabe der fünf Eurocode-Teile für Aluminiumbau weiter verzögert. Grund dafür sind neue technische Diskussionen auf europäischer Ebene, aber auch fehlerhafte deutschsprachige Übersetzungen. Mit der Publikation wird noch im ersten Halbjahr 2010 gerechnet. Holzbau Rechtzeitig mit Ende der so genannten Koexistenzperiode (hier: Zurückziehung der ÖNORM B 4100-2) wurde die Überarbeitung des Nationalen Anhangs ÖNORM B 1995-1-1 mit 1. Juli 2009 publiziert. Dem war ein zähes Ringen im Komitee 012 „Holzbau“ vorausgegangen, in dem schließlich eine Vielzahl von nationalen Erläuterungen und Ergänzungen aufgenommen wurde, wie z. B. Blockscherversagen von Verbindungen, nachgiebig verbundene Biegestäbe, zusammengesetzte Druckstäbe sowie zimmermannsmäßige Verbindungen. Komplettiert wird dieser Nationale Anhang, wie schon zuvor im Bereich Betonbau und Stahlbau, durch eine konsolidierte und fehlerbereinigte Neuausgabe des europäischen Grundlagendokuments EN 1995-1-1 „Bemessung und Konstruktion von Holzbauten“. Belastungsannahmen im Bauwesen Die schon 2008 auf europäischer Ebene begonnene Erarbeitung von Korrekturen und Änderungen in den Einwirkungs- und Erdbeben-Eurocodes wurde 2009 intensiviert und werden voraussichtlich 2010 abgeschlossen. Besonders heftig diskutiert wird eine Änderung zur EN 1991-1-4 „Windlasten auf Bauwerke“, die auch von österreichischer Seite maßgeblich mitgestaltet wurde. Geotechnik Berechnungsverfahren – Eurocode 7: In den Arbeitsgruppen des Komitees 023 wird weiter an der Anpassung der nationalen Berechnungsnormen, z. B. für Flächengründungen und Pfahlgründungen, gearbeitet. Als Grundlage steht seit Mai 2009 die ÖNORM EN 1997-1 als konsolidierte Fassung zur Verfügung. Dafür haben die Experten eine Reihe von Berechnungsbeispielen entwickelt, die in drei Bänden bei Austrian Standards plus Publishing herausgegeben werden. Der erste Teil wurde 2009 veröffentlicht, die Teile 2 und 3 folgen 2010. Die Inhalte der ÖNORM EN 1997-1 wurden im Juni 2009 im Rahmen eines zweitägigen Seminars von Austrian Standards plus Trainings vorgestellt. Zur nationalen Umsetzung der ÖNORM EN 1997-2 wird derzeit an der ÖNORM B 1997-2 gearbeitet, die die ÖNORM B 4402 über die Baugrunderkundung für bautechnische Zwecke ersetzen wird. Baugrunderkundung und -untersuchung: Zum Themenbereich Baugrunderkundung und -untersuchung wurden die ÖNORMEN B 4410 über die Bestimmung des Wassergehalts, B 4411 über die Bestimmung von Fließ-, Plastizitäts- und Schrumpfgrenzen sowie die ON-Regel ONR 24405 für genutete Sondiernadeln publiziert. ÖNORM B 4400 Teil 1 mit Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Böden und Teil 2 mit Benennung, Beschreibung und Klassifizie- rung von Fels wurden als Entwürfe fertig gestellt und werden im Frühjahr 2010 erscheinen. Seit Herbst 2009 wird außerdem an einer ON-Regel zum Thema Baugrunderkundung hinsichtlich Kriegsrelikten gearbeitet – ein besonders aktuelles Thema bei den derzeitigen Großbauvorhaben der Bahn. Spezialtiefbau: Die Europäischen Normen über Bohrpfähle, Schlitzwände und Verankerungen werden derzeit überarbeitet. Die EN 14490 „Bodenvernagelung“ wird voraussichtlich bis zum Herbst 2010 fertig gestellt sein. Erdbau: Im Herbst 2009 fand die erste Sitzung des CEN/TC 396 „Erdbau“ statt. Dieses Komitee mit fünf Arbeitsgruppen behandelt die Themen Grundlagen (Prinzipien des Erdbaus, Entwurfsregeln, Umweltaspekte, Terminologie, nationale Vorgangsweisen), Klassifizierungssysteme für den Erdbau und Beschreibung der Lösbarkeit. Weiters geht es um Bauverfahren, Qualitätskontrolle und Bauüberwachung sowie Schüttung durch Spülung. Schwerpunkte & Trends in der Normung 2009 13
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