Jahresbericht 2021 der Stiftung Liebenau
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Dr. Janina Loh leitet die Stabsstelle<br />
Ethik in <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
und hat die Geschäftsführung des<br />
Ethikkomitees inne.<br />
wortung und Gerechtigkeit im Kern zunächst einmal ethische<br />
Phänomene, die es ernst zu nehmen gilt, wollen wir<br />
Nachhaltigkeit ernst nehmen. Die darüber hinaus in ihrer<br />
gesellschaftlichen Verankerung stets auch bestehenden<br />
ökonomischen, politischen und rechtlichen Aspekte von<br />
Verantwortung und Gerechtigkeit werden dadurch nicht<br />
unterschlagen o<strong>der</strong> in ihrer Bedeutung geschmälert. Aber<br />
Nachhaltigkeit beginnt bei <strong>der</strong> Ethik, kann gar nicht ohne<br />
Ethik gedacht werden.<br />
Was heißt also moralische Verantwortung in <strong>der</strong> nachhaltigen<br />
Unternehmenskultur? Moralische Verantwortung für<br />
Nachhaltigkeit zu übernehmen, erfor<strong>der</strong>t in einem Unternehmen<br />
das freiwillige und transparente Einstehen sowie<br />
den Einsatz für die Realisierung zentraler Nachhaltigkeitswerte<br />
und -ziele. Auf Führungsebene ist damit die Nutzung<br />
des eigenen Einflusses top down dahingehend gemeint,<br />
nachhaltige Prozesse und Strukturen anzuregen, zu ermöglichen<br />
und zu för<strong>der</strong>n – auch und gerade dort, wo (noch)<br />
keine rechtliche Verantwortung für nachhaltige Entwicklung<br />
greift. Darüber hinaus sind alle Bemühungen für eine<br />
nachhaltige Unternehmenskultur offen zu legen, da nur auf<br />
diese Weise für die gesellschaftliche Öffentlichkeit die Möglichkeit<br />
besteht, über Kritik das fragliche Unternehmen für<br />
sein Tun immerhin moralisch zu sanktionieren. Auf Seiten<br />
<strong>der</strong> Mitarbeitenden bedeutet moralische Verantwortung für<br />
Nachhaltigkeit bottom up, ein Bewusstsein über die persönlichen<br />
Potenziale für die Unterstützung nachhaltiger Unternehmenskultur<br />
auszubilden, sich in <strong>der</strong> täglichen Arbeitspraxis<br />
nach Möglichkeit zu einem nachhaltigen Handeln zu<br />
verpflichten und die För<strong>der</strong>ung von Nachhaltigkeit durch<br />
Vorstand und Leitung einzufor<strong>der</strong>n.<br />
Gerechtigkeit mit Blick auf die nachhaltige Einrichtung<br />
eines Betriebs fokussiert insbeson<strong>der</strong>e die freiwillige und<br />
transparente Inklusion und Gleichstellung aller Menschen<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Möglichkeit einer Wahrnehmung von Chancen<br />
(Stichwort „Chancengerechtigkeit”), Gesundheitsschutz,<br />
Mitbestimmung und Arbeitssicherheit. Auch hier bedeutet<br />
eine ernsthafte Orientierung an den ethischen Aspekten <strong>der</strong><br />
Nachhaltigkeit eine För<strong>der</strong>ung auch und gerade dort, wo<br />
(noch) keine rechtlichen Verpflichtungen bestehen. Die<br />
Inklusion und Gleichstellung aller Menschen bezieht sich<br />
auf ihre religiöse / spirituelle, kulturelle sowie sexuelle /<br />
geschlechtliche Identität. Gerechte Nachhaltigkeitsmaßnamen<br />
fangen bei geschlechtergerechter Sprache an und<br />
reichen über die Etablierung von diskriminierungsfreien<br />
und diversitätsbewussten Arbeitsstrukturen bis hin zu<br />
Angeboten und För<strong>der</strong>möglichkeiten speziell für Min<strong>der</strong>heiten<br />
unter den Mitarbeitenden, etwa für LGBTQIA+<br />
(Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexuell, Transsexuell<br />
und Transgen<strong>der</strong>, Queer (nichtbinär), Intersexuell, Asexuell<br />
und weitere sexuelle / geschlechtliche Identitäten). (jl)<br />
Schwerpunkt<br />
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