deHerisauer_07-22_WEB
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<strong>07</strong>/20<strong>22</strong> Schule · 31<br />
SCHULE HERISAU: ABSCHIED<br />
NACH JAHRZEHNTEN<br />
Drei Herisauer Lehrpersonen treten mit dem Ende des Schuljahres in den Ruhestand:<br />
Ruedi Looser (Sekundarschule Ebnet Ost), Doris Egli (Müli) und Edith Vetsch (Kreuzweg).<br />
Für ihren neuen Lebensabschnitt planen sie ganz verschiedenes.<br />
Sein letzter Schultag ist für Ruedi Looser der<br />
63. Geburtstag. Jener Jahrgang der Jugendlichen<br />
im Ebnet Ost, die er seit 2019 begleitet<br />
hat, tritt aus der Oberstufe aus. «Nun die Pension<br />
anzutreten, ist der richtige Zeitpunkt.»<br />
Ruedi Looser war nach der Ausbildung zum<br />
Primarlehrer während eines Jahres in Wattwil<br />
angestellt – vorwiegend als Musiklehrer. «Ich<br />
unterrichtete auch andere Fächer und merkte:<br />
Die Oberstufe gefällt mir.» 1981 begann<br />
er in der Realschule Herisau – während vier<br />
Jahren besuchte er in den Ferien die nötigen<br />
Kurse. Als wichtigen Moment bezeichnet er<br />
die Vereinheitlichung der kantonalen Anstellungsbedingungen<br />
für Sekundar- und Reallehrpersonen.<br />
2010 war er eine Lehrperson<br />
der ersten Generation im Modell Neigung.<br />
«Die Bilanz ist sehr gut. Es gab nur wenig anzupassen.»<br />
Begleitende Projekte waren ihm<br />
wichtig – ein Musical oder die Arbeit mit<br />
einer Schulband. Gegen Schluss hat er sein<br />
Pensum leicht reduziert. «Ich habe mehr Erholungszeit<br />
gebraucht.» Mindestens zwei<br />
Abende pro Woche verbringt er mit Musikformationen;<br />
nun freue er sich darauf, den Tagen<br />
neue Strukturen zu geben – zum Beispiel mit<br />
Kochen, Bierbrauen, dem Hüten von Enkeln.<br />
Für sich Kleider nähen<br />
Die zweite Herisauer Lehrperson, die (mit<br />
bald 64 Jahren) in Pension geht, hat einst das<br />
Arbeits- und Hauswirtschafts-Lehrerinnen-<br />
Seminar besucht: Doris Egli war zuerst an der<br />
Sekundarschule Appenzell tätig (auch im Fach<br />
Kochen), nachher über längere Zeit als Stellvertreterin<br />
in verschiedenen Herisauer Schulhäusern.<br />
Nach einer «Familien-Pause» stieg<br />
sie wieder ein; ihr Pensum im Textilen Werken<br />
wurde grösser und betrug in den vergangenen<br />
Jahren stets etwa 50 Prozent. Sie unterrichtete<br />
im Kreuzweg und nun seit 15 Jahren in der<br />
Müli. Auf der Primarstufe habe sie sich wohl<br />
gefühlt, sagt Doris Egli, bei deren Berufsstart<br />
nur die Mädchen das textile Werken besuchten.<br />
Die Ideen seien ihr nicht ausgegangen.<br />
Aber der Altersabstand zu den Kindern wurde<br />
immer grösser. «Deshalb galt es, immer zu<br />
schauen, was für die Schülerinnen und Schüler<br />
spannend ist – nicht nur für mich … » Sie<br />
freut sich, dass ihre Nachfolgerin eine ausgebildete<br />
Fachlehrperson ist. Ab dem Sommer<br />
plant sie zu reisen, in der Natur unterwegs zu<br />
sein, mehr Zeit für die Umgebungsarbeiten im<br />
Haus zu haben. Und für sich Kleider zu nähen.<br />
Vorteil der kurzen Wege<br />
«Ich habe nach zwei Jahren als Primarlehrerin<br />
gemerkt, dass mich die speziellen Kinder besonders<br />
interessieren», sagt Edith Vetsch. Sie<br />
absolvierte die Ausbildung zur Schulischen<br />
Heilpädagogin. Nach einer Pause, während<br />
der sie sich der Familie widmete, stieg sie<br />
wieder in die Schule ein – als Legasthenieund<br />
Dyskalkulie-Therapeutin an verschiedenen<br />
Orten, nachher im integrativen System<br />
als Heilpädagogin in St. Gallen. 2013 bis 2016<br />
war sie in Waldstatt tätig. «Dann hat mich die<br />
Eins-zu-eins-Betreuung nochmals gereizt.»<br />
Edith Vetsch arbeitete in den Ambulanten<br />
Diensten der Obvita-Institution, begleitete<br />
Die drei Neu-Pensionierten der Schule Herisau: Edith Vetsch, Ruedi Looser und Doris Egli (von links). (Bild: sh)<br />
sehbehinderte Schülerinnen und Schüler in<br />
Regelklassen. Vor drei Jahren wechselte sie als<br />
Schulische Heilpädagogin nach St.Gallen und<br />
übernahm ein Pensum im Herisauer Kreuzweg.<br />
Hier hat sie die kurzen Wege auf Gemeinde-<br />
wie Kantonsebene schätzen gelernt.<br />
Im Februar hat sie den 65. Geburtstag gefeiert<br />
und freut sich darauf, nun mehr Zeit für die<br />
Enkel zu haben. Und sie wird intensiv mit der<br />
Fotokamera unterwegs sein. Schon mehrmals<br />
brachte sie einen Kalender mit Sujets der Drei<br />
Weieren heraus. Zuerst war der für den Bekanntenkreis<br />
vorgesehen, später öffentlich<br />
erhältlich. (sh)<br />
«Ein enorm intensives Jahr»<br />
Corona, der Ukraine-Krieg und die Herausforderungen<br />
bei den Stellenbesetzungen<br />
folgten fast nahtlos aufeinander.<br />
«Auf der operativen Seite war das ein<br />
enorm intensives Jahr. Aber die Schulleitung<br />
hat ihre Arbeit sehr gut gemacht»,<br />
sagt Schulpräsidentin Irene Hagmann.<br />
Als man gedacht habe, Corona sei<br />
überstanden, seien viele Lehrpersonen<br />
ausgefallen, erzählt Abteilungsleiter<br />
Michael Häberli. «Wir erhielten grosse<br />
Unterstützung durch Lehrerinnen und<br />
Lehrer, die kurzfristig Stunden übernahmen.<br />
Auch als es galt, Lösungen<br />
für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine<br />
zu finden, haben wir Solidarität<br />
gespürt.» Gewisse optimistisch gefällte<br />
Entscheide hätten sich als richtig erwiesen,<br />
blickt er zurück. Er nennt die Durchführung<br />
des Wintersportlagers oder das<br />
Kinderfest als Beispiele. Die Arbeit der<br />
Schulleitung war in den vergangenen<br />
Wochen auch geprägt von den Schwierigkeiten,<br />
Lehrpersonen zu finden. «Wir<br />
haben alle Stellen mit fähigen Personen<br />
besetzt», konnte Michael Häberli Mitte<br />
Juni festhalten. Es gelte, die Schule<br />
weiterzuentwickeln. So wird im Zyklus<br />
2 der «Herisauer Rahmen» eingeführt;<br />
in der Oberstufe gibt es Ansätze, blockweise<br />
zu unterrichten, «weg vom Stundentakt».<br />
Der Abteilungsleiter und die<br />
Schulpräsidentin freuen sich, dass der<br />
Einwohner- und der Gemeinderat gegenüber<br />
der Schule positiv eingestellt<br />
seien. «Wir spüren Wohlwollen und<br />
freuen uns an einer unkomplizierten Zusammenarbeit»,<br />
sagt Michael Häberli.<br />
Irene Hagmann stellt fest, bei Vorhaben<br />
wie baulichen Erweiterungen und Projekten<br />
zahle sich die fundierte Vorarbeit<br />
durch die beiden Ressorts Schule und<br />
Hochbau / Ortsplanung und die offene<br />
Kommunikation aus. (sh)