BS 10-2017
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Wasserstraßen | Häfen<br />
So feiert Bayern – und so macht die CSU Wahlkampf: Bundesverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann reisen<br />
von Kelheim nach Riedenburg und zurück<br />
die Bedeutung als Zentrum eines Biotopverbunds<br />
»bei voller Nutzung« aufzählte.<br />
»Herzlich willkommen auf dem<br />
dümmsten Bauwerk seit dem Turm zu<br />
Babel«, mit diesen Worten begrüßte Ministerialdirektor<br />
Reinhard Klingen vom<br />
Bundesverkehrsministerium die Gäste<br />
und zitierte damit den einstigen Bundesverkehrsminister<br />
Volker Hauff, der<br />
den Bau am liebsten eingestellt hätte<br />
– ohne freilich dessen Namen zu erwähnen.<br />
Klingen ließ die Kritik jedoch<br />
schnell hinter sich und erwähnte die Anforderungen,<br />
die auf die Schifffahrt zukommen,<br />
unter anderem die Problematik<br />
der Dieselabgase. »Gesehen auf die<br />
Foto: Martin Schwarzott<br />
Gütertonne ist das Schiff aber trotzdem<br />
das umweltfreundlichste Transportmittel«,<br />
so Klingen. Martin Staats, Präsident<br />
des BDB, pflichtete Witte im Hinblick auf<br />
die Frachtzahlen bei. »Aber auch im Bereich<br />
Emissionen haben wir in den nächsten<br />
Jahren viel vor«, sagte er an die Adresse<br />
von Klingen.<br />
Heute wird der Kanal von vielen als Erfolgsgeschichte<br />
gesehen. Die hohe Wirtschaftlichkeit<br />
betonte auch Ministerialrätin<br />
Karin Jäntschi-Haucke von der<br />
Obersten Baubehörde im Bayerischen<br />
Staatsministerium des Innern, für Bau<br />
und Verkehr: »Der Kanal hat die Prognosen<br />
bereits im zweiten Jahr übertroffen«,<br />
sagte sie und erwähnte nicht nur die<br />
reinen Frachtzahlen, sondern unter anderem<br />
auch die etwa 6.000 Arbeitsplätze,<br />
die allein im Nürnberger Hafen entstanden<br />
sind. »An jedem Arbeitsplatz hängen<br />
wiederum drei bis vier weitere Arbeitsplätze<br />
im Umland.«<br />
Wie wichtig der Kanal für Wirtschaft<br />
und Gütertransport in Deutschland<br />
ist, hatte Guido Zander, als Leiter des<br />
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts<br />
Nürnberg Hausherr auf dem Kanal, bereits<br />
in seiner Begrüßung deutlich gemacht:<br />
»Wir müssen heute warten, bis<br />
wir die Schleuse fahren können, weil<br />
vor uns noch ein Koppelverband aus<br />
zwei Schiffen ist. Zum Vergleich: Stünden<br />
wir jetzt an der Autobahn, müssten<br />
etwa 200 Lkw an uns vorbeifahren<br />
- so viele sind nötig, um die Ladung dieses<br />
Frachters aufzunehmen.« Die Gäste<br />
nahmen es gelassen und freuten sich am<br />
schönen Herbstwetter.<br />
Die Schifffahrt zum Kanalgeburtstag<br />
führte von Hilpoltstein zum Denkmal<br />
für die Europäische Hauptwasserscheide<br />
in Höhe der Autobahn A9. Dort spendete<br />
die Geistlichkeit wie vor 25 Jahren bei der<br />
Einweihung den geistlichen Segen, ehe es<br />
zurück nach Hilpoltstein ging.<br />
Nachdem der 25. September <strong>2017</strong> ausgerechnet<br />
auf den Tag nach der Bundestagswahl<br />
gefallen ist, hatte der Freistaat<br />
Bayern bereits Anfang September gefeiert.<br />
So geht Wahlkampf in Bayern: Mit<br />
Blasmusik wurden Bundesverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt und Bayerns<br />
Innenminister Joachim Herrmann und<br />
viel Politprominenz an der Kelheimer<br />
Schiffsanlagestelle empfangen. Zu der<br />
Fahrt auf dem Ausflugsschiff »Altmühlperle«<br />
waren neben den lokalen Politprofis<br />
aus den Kreisen Kelheim, Eichstätt<br />
und Neumarkt auch Diplomaten<br />
aus den Anrainerstaaten der Donau gekommen.<br />
Landrat Martin Neumeyer bejubelte<br />
die »Traumlandschaft« im Altmühltal.<br />
Der Stadt Riedenburg attestierte<br />
er gar Toscana-artige Schönheit - und er<br />
schrieb Verkehrsminister Dobrindt zum<br />
Vergnügen der Festgäste ins Stammbuch,<br />
dass der Kanal unbedingt frei von Maut<br />
bleiben müsse.<br />
Der Verkehrsminister brach eine<br />
Lanze für den Kanal: »Die Wasserstraße<br />
sichert Arbeitsplätze, gibt der Natur<br />
Raum, ist ein Tourismusmagnet<br />
und eine Lebensader der EU.« Dobrindt<br />
zeigte sich erleichtert, dass in den<br />
1970er-Jahren, als das Projekt vor dem<br />
Aus stand, nicht auf die Bedenkenträger<br />
gehört wurde.<br />
62 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong>