BS 10-2017
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Schifffahrt<br />
Elektromobilität bald per Schiff?<br />
Die Binnenschifffahrt legt große Hoffnungen in das beschlossene Gesamtkonzept Elbe,<br />
die künftige Bundesregierung soll es zügig umsetzen. Indes könnten bald elektrisch<br />
angetriebene Schiffe zwischen Berlin und Hamburg Realität werden<br />
Von Christian Knoll<br />
Die Veranstaltung Berlin-Maritim<br />
von Hafen Hamburg Marketing und<br />
der Transfracht-Niederlassung Berlin am<br />
12. September im Historischen Hafen<br />
Berlin an der Fischerinsel widmete sich<br />
der aktuellen Lage der Binnenschifffahrt<br />
im Osten und der Elektromobilität in der<br />
Langstreckenschifffahrt.<br />
Stefan Kunze, Leiter der Hafen-Hamburg-Repräsentanz<br />
Ost, beschrieb die<br />
Leistungen der Binnenschifffahrt im ostdeutschen<br />
Kanalgebiet als durchaus normal,<br />
während besonders auf Elbe und<br />
Oder die Schifffahrt nur noch in äußerster<br />
Eingeschränktheit wegen des seit Mai<br />
anhaltenden Niedrigwassers möglich sei.<br />
Er sprach die große Erwartung aus,<br />
dass sich der neue Bundestag zügig der<br />
Umsetzung des Gesamtkonzepts Elbe<br />
(GKE) widmen möge. Der bisherige<br />
Bundestag hatte kurz vor Ende der Legislaturperiode<br />
das in dreijähriger Arbeit<br />
entstandene Gesamtkonzept Elbe<br />
einstimmig bei zwei Enthaltungen beschlossen.<br />
Damit habe das GKE Gesetzeskraft<br />
erhalten und der Bundestag als<br />
Legislative habe zu kontrollieren, dass<br />
die Exekutive, also das Bundesverkehrsministerium,<br />
dieses auch umsetze, so<br />
Kunze. Bereits jetzt sei viel zu viel Zeit<br />
verstrichen, und der Zustand der Elbe<br />
Schiffswerft Hermann<br />
Barthel GmbH<br />
Die Werft ist<br />
Schweißbetrieb im<br />
Schiffbau mit Zulassung<br />
durch den<br />
Germanischen Lloyd<br />
Wir leisten für Sie:<br />
• Instandsetzung von Binnenschiffen und technischen Fahrzeugen<br />
• Konstruktion und Neubau bis 60 m Länge,<br />
Slipkapazität bis 60 m Länge und 600 t Eigengewicht<br />
• diverse Stahlbauarbeiten, schiffstheoretische Berechnungen<br />
Schiffswerft Hermann Barthel GmbH<br />
Hauptstraße 123 • 39317 Derben/Elbe<br />
Tel.: (03 93 49) 2 58 • Fax: (03 93 49) 5 18 95 • www.barthelwerft.de<br />
E-Mail: info@barthel-werft.de<br />
als Transportweg für die umweltfreundliche<br />
Binnenschifffahrt habe sich gerade<br />
in den vergangenen Jahren erheblich<br />
verschlechtert.<br />
Kunze machte, auch als Vorsitzender<br />
der Elbe-Allianz, darauf aufmerksam,<br />
dass die Binnenschifffahrtsunternehmen<br />
Tschechiens und die tschechische<br />
Wasser- und Schifffahrtverwaltung<br />
sehr wohlwollend auf den Bundestagsbeschluss<br />
zum GKE reagiert hätten und<br />
nun für ihre eigenen Vorhaben, wie zum<br />
Beispiel für die Staustufe bei Decin, mehr<br />
Planungssicherheit gewonnen sähen.<br />
Schifffahrt soll elektrisch werden<br />
»Das elektrisch angetriebene<br />
Stromschubschiff kann eine neue<br />
Ära in der Güterschifffahrt<br />
einleiten«<br />
Gerd Holbach, TU Berlin<br />
Foto: Knoll<br />
Einen Blick noch weiter in die Zukunft<br />
gewährte Professor Gerd Holbach von<br />
der Technischen Universität Berlin. Er<br />
berichtete von der Entwicklung eines hybridbetriebenen<br />
Stromschubschiffes, das<br />
gemeinsam mit der Technischen Hochschule<br />
Wildau und der Schiffauversuchsanstalt<br />
Berlin entwickelt wird. Beim<br />
Berlin-Maritim im September 2014 hatte<br />
Holbach bereits die Bestrebungen der<br />
BEHALA zur vollständigen Elektrifizierung<br />
des Straßen- und Gleisverkehrs im<br />
Hafengebiet und die Geschichte aller früheren<br />
Elektromobilitäten auf dem Wasser<br />
dargestellt. Unser Bericht konnte aus redaktionstechnischen<br />
Gründen in der damaligen<br />
Oktober-Ausgabe 2014 nicht veröffentlicht<br />
werden.<br />
Seit 2008 arbeitet die BEHALA daran,<br />
ihren Fuhr- und Hafenbahnverkehr<br />
auf Elektromobilität und damit für die<br />
Hauptstadt auf Emissionsfreiheit umzustellen.<br />
2008 nämlich war mit einem<br />
kleinen Transporter für den Hafeninnenverkehr<br />
begonnen worden. Bis September<br />
2014 wurden alle dem Bereich Logistik<br />
unterstehenden Fahrzeuge, ob Pkw,<br />
Kleintransporter oder Schwerlastbegleitfahrzeuge,<br />
auf Elektroantriebe umgerüstet<br />
bzw. neu angeschaff. Eine Hafenbahnlok<br />
verkehrt im Hafen und von<br />
und zum DB-Netz mit Strom.<br />
Ebenso war im Juli 2014 ein großer<br />
Lkw für den innerstädtischen Containertransport<br />
von und zu den Hafenkunden<br />
in Betrieb genommen worden. Damit<br />
ist die BEHALA das Öko-Beispiel in der<br />
Region Berlin-Brandenburg für die elektromobile<br />
Hafenwirtschaft.<br />
Holbach hob hervor, dass die Berliner<br />
Baustofffrma Seyd & Heinrichs in<br />
den 1920er-Jahren rund <strong>10</strong>0 elektrisch<br />
betriebene Finowmaßkähne zwischen<br />
Berlin und Zehdenick für den Transport<br />
von Ziegelsteinen betrieb, deren Akkus<br />
während jeder Be- oder Entladung neu<br />
aufgeladen wurden. Der Siegeszug des<br />
16 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong>