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AUSBILDUNG<br />

IM WANDEL<br />

Innovative Ausbildungskonzepte in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Michael Ruff<br />

Mit 17 Jahren begann Petra von<br />

Würtzen-Pieper ihre Ausbildung<br />

in der Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />

Heute betreut sie als Ausbildungsleiterin<br />

selbst junge Menschen auf ihrem<br />

beruflichen Weg in die Verwaltung. Uns<br />

erzählt sie, was sich in knapp vierzig Jahren<br />

verändert hat und worauf es ihr heute<br />

bei der Ausbildung angehender Fachkräfte<br />

ankommt.<br />

Worauf wurde vor 39 Jahren, als Sie Ihr<br />

Bewerbungsgespräch bei der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen hatten, Wert gelegt?<br />

Und was hat sich heute verändert?<br />

Damals wie heute ist das Beherrschen der<br />

deutschen Sprache sehr wichtig, um in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen eine Ausbildung<br />

zu absolvieren. Wir erteilen viele<br />

Bescheide, Briefe und E-Mails an Bürgerinnen<br />

und Bürger, Schülerinnen und Schüler,<br />

Firmen und andere Behörden – da sollte<br />

die Rechtschreibung einfach sitzen. Zu<br />

meiner Zeit lag der Schwerpunkt auf der<br />

Merkfähigkeit der Bewerber: Wir mussten<br />

Zahlenkolonnen im Kopf rechnen, um unser<br />

Konzentrationsvermögen unter Beweis zu<br />

stellen. Heutzutage wird eine korrekte<br />

Rechtschreibung erwartet und bereits im<br />

Vorstellungsgespräch thematisieren wir die<br />

besondere Bedeutung.<br />

Wie steht es um die soziale Kompetenz?<br />

Auch hier beobachte ich eine große Entwicklung.<br />

Im Allgemeinen waren wir damals<br />

etwas zuverlässiger, ernsthafter und nicht so<br />

gechillt. Positiv fällt mir bei der Jugend von<br />

heute auf, dass sie besser für ihre Meinung<br />

einstehen können. Als Ausbildungsleiterin<br />

bemühe ich mich um ein offenes Verhältnis<br />

zu unseren Auszubildenden und das wird<br />

sehr positiv angenommen. Mir fällt auch<br />

auf, dass die Jugendlichen heutzutage viel<br />

mehr erwarten, als es zu meiner Zeit der Fall<br />

war: Sie sind kritisch, hinterfragen und nehmen<br />

sich und ihre Arbeit sehr ernst – das<br />

gefällt mir. Zu meiner Zeit wurden Aufgaben<br />

einfach erledigt.<br />

Während der Ausbildung stehen die<br />

Azubis in engem Kontakt mit ihren Praxisanleitern.<br />

Wie gut werden diese auf<br />

den Umgang mit einer neuen Generation<br />

vorbereitet?<br />

Wir bieten regelmäßig Fortbildungen für<br />

Praxisanleiter an, die auch von älteren<br />

Kollegen gut besucht werden. Themen sind:<br />

Wie spreche ich heute einen Azubi an? Mit<br />

welchen Erwartungen beginnen die Azubis<br />

eine Ausbildung und wie funktioniert die<br />

Kommunikation mit der Jugend von heute?<br />

Warum ist der persönliche Kontakt zu den<br />

Azubis so wichtig?<br />

Eine offene Kommunikation ermöglicht<br />

sowohl den Azubis als auch mir und meinen<br />

Kollegen, Wünsche und Anforderungen klar<br />

zu kommunizieren und Missverständnisse<br />

von Anfang an aus dem Weg zu räumen. Das<br />

erleichtert die Zusammenarbeit und schafft<br />

Identifikation. Wir wollen, dass sich unsere<br />

Auszubildenden in der Kreisverwaltung wohl<br />

und ernst genommen fühlen. Unser Ziel ist,<br />

bei vernünftiger Leistung, so viele Azubis<br />

wie möglich zu übernehmen. Den Grundstein<br />

dafür lege ich in der Ausbildung.<br />

Worauf legen Sie bei der Einstellung der<br />

Azubis Wert?<br />

Mir ist besonders wichtig, dass die angehenden<br />

Fachkräfte offen und aufgeschlossen an<br />

die Ausbildung rangehen und bereit sind,<br />

etwas zu lernen. Ich rate immer dazu, so<br />

viele Fragen wie möglich zu stellen und<br />

eigene Ideen einzubringen. Heute kommen<br />

in einem Ausbildungsjahrgang Menschen mit<br />

ganz unterschiedlichen Grundvoraussetzungen<br />

zusammen: einige kommen direkt aus<br />

der Schule, andere vom RBZ, wieder andere<br />

haben schon eine Ausbildung absolviert und<br />

wollen sich umorientieren, wieder andere<br />

lernen bei uns in Teilzeit. Umso wichtiger<br />

ist mir, dass am Ende alle ihr Bestes geben.<br />

Grundsätzlich betrachte ich die Durchlässigkeit<br />

unseres heutigen Bildungssystems<br />

durchaus als Gewinn, da die Azubis viel<br />

voneinander lernen können.<br />

Was macht den Reiz Ihrer Arbeit in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen aus?<br />

Für mich als Ausbildungsleiterin ist es eine<br />

große Freude, die Entwicklung unserer Azubis<br />

zu begleiten. Unser Ziel ist, sie innerhalb<br />

der drei Jahre auf einen Arbeitsplatz in der<br />

Kreisverwaltung vorzubereiten. Ich arbeite<br />

seit 40 Jahren in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

und gehe immer noch sehr gerne<br />

zur Arbeit. Besonders weil ich mich in all<br />

den Jahren immer wieder neu erfinden und<br />

weiterentwickeln konnte, sodass ich Arbeitsund<br />

Privatleben in jeder Lebensphase optimal<br />

vereinen konnte. Damals wie heute<br />

bietet die Kreisverwaltung so viele Arbeitszeitmodelle,<br />

dass jeder Mitarbeitende ganz<br />

nach seinen Bedürfnissen Karriere machen<br />

kann. Das finde ich großartig!<br />

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