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SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

DIE KUNST DER PFLEGE<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Anna Leste-Matzen, Sebastian Weimar<br />

Britta Schmidt gibt Einblicke in drei<br />

medizinische Ausbildungsberufe, die im<br />

Bildungszentrum des Städtischen Krankenhaus<br />

es in Kiel erlernt werden können.<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Anna Leste-Matzen<br />

„Krankenpflege ist keine Ferienarbeit. Sie<br />

ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst<br />

werden soll, eine ebenso große Hingabe,<br />

eine ebenso große Vorbereitung, wie<br />

das Werk eines Malers oder Bildhauers“,<br />

betonte die britische Krankenpflegerin Florence<br />

Nightingale bereits im 19. Jahrhundert.<br />

Wie „systemrelevant” Pflegeberufe<br />

tatsächlich sind, legte die Situation in den<br />

Krankenhäusern während der Pandemie mit<br />

aller Deutlichkeit offen. Was es für junge<br />

Menschen bedeutet, diesen Beruf zu erlernen<br />

und welche beruflichen Möglichkeiten<br />

der Bereich Pflege eröffnet, erfahren wir<br />

von Britta Schmidt, der Leiterin des Bildungszentrums<br />

vom Städtischen Krankenhaus<br />

in Kiel.<br />

Frau Schmidt, mit welcher Vision übernahmen<br />

Sie 2002 die Leitung für das Bildungszentrum<br />

des Städtischen Krankenhauses?<br />

Ich wollte ein bestimmtes Menschenbild<br />

vermitteln – ein Gebäude schaffen, in dem<br />

wir die Auszubildenden atmosphärisch gut<br />

begleiten können. Mein Verständnis von<br />

Bildung reichte immer weit über die Ausbildung<br />

hinaus, denn Fort- und Weiterbildung<br />

ist meines Erachtens ein lebenslanger Auftrag<br />

und dafür möchte ich attraktive Angebote<br />

schaffen.<br />

Welche Ausbildung eignet sich als Einstieg<br />

für Jugendliche, die im medizinischen<br />

Bereich arbeiten möchten?<br />

Die Ausbildung zur Krankenpflegehilfe ist<br />

eine wunderbare Möglichkeit, in den Beruf<br />

einzusteigen. In einem Jahr herauszufinden,<br />

wie fühlt sich die Arbeit mit den Patienten<br />

an? Wie erlebe ich den Schichtdienst und<br />

die Arbeit in einem Team? Wer in diesem<br />

Jahr merkt, dass er sich im medizinischen<br />

Bereich wohlfühlt, hat die Möglichkeit, in<br />

eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft<br />

zu wechseln und sich bis zum Studium<br />

im Ausbildungszentrum weiterzuentwickeln<br />

und fortzubilden. Es geht immer darum, sich<br />

mit seinem Wissen und seiner Kompetenz<br />

individuell auf den Patienten einzulassen.<br />

Was macht die Ausbildung zur Krankenpflegehilfe<br />

noch aus?<br />

Die Ausbildung richtet sich an junge Menschen,<br />

die ein Interesse an der Arbeit mit<br />

Patienten in einem Krankenhaus haben, aber<br />

noch nicht die schulischen Voraussetzungen<br />

für die dreijährige Ausbildung mitbringen.<br />

In diesem Beruf geht es um die ganz intensive<br />

Arbeit mit Menschen und weniger um<br />

administrative Tätigkeiten. Pflegehelfer<br />

nehmen daher eine sehr wertvolle Rolle<br />

in einem Team aus Ärzten und Pflegefachkräften<br />

ein. Zudem ist dieser Beruf absolut<br />

krisensicher, da unsere Gesellschaft immer<br />

älter wird und mehr und mehr auf eine gute<br />

gesundheitliche Versorgung angewiesen ist.<br />

Die Arbeit mit Menschen ist abwechslungsreich,<br />

aber auch sehr unvorhersehbar.<br />

Kein Lehrbuch der Welt kann alle Möglichkeiten<br />

von menschlicher Interaktion in<br />

Betracht ziehen. Welche Inhalte werden in<br />

der Ausbildung gelehrt?<br />

Einen großen Teil der Ausbildung nehmen<br />

Themen in der Pflege ein: Wie funktioniert<br />

Berührung? Wie funktioniert Begegnung?<br />

Wie kann ich einen Menschen in alltäglichen<br />

Abläufen unterstützen? Während der Krankenpflegehelfer<br />

dem Patienten beim Essen,<br />

Gehen oder Anziehen hilft, übernimmt die<br />

Pflegefachkraft medizinische Tätigkeiten<br />

wie zum Beispiel den Verbandswechsel oder<br />

die Wundbehandlung. Im Vergleich zur<br />

Altenpflege ist der Beruf des Krankenpflegehelfers<br />

sehr vielseitig – sowohl im Hinblick<br />

auf den Pflegebereich als auch auf das Alter<br />

der zu pflegenden Personen. Das Bildungszentrum<br />

am Städtischen Krankenhaus<br />

ermöglicht zudem sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

im medizinischen Bereich.<br />

Inwiefern können Auszubildenden ihre<br />

Station im Krankenhaus selbst wählen?<br />

Im Rahmen des Einführungsblocks machen<br />

wir uns ein Bild von den Auszubildenden<br />

und entscheiden in Abstimmung mit ihnen<br />

und dem Krankenhaus, welche Station sich<br />

anbietet. Der Pflegehelfer verbleibt während<br />

seiner einjährigen Ausbildung weitestgehend<br />

auf einer Station. Gemäß der Ausbildungsgesetzgebung<br />

machen die Azubis<br />

jedoch ein dreiwöchiges Praktikum in der<br />

ambulanten Pflege oder Altenpflege.<br />

2020 wurde die Ausbildung zur Pflegefachkraft<br />

eingeführt. Sie setzt sich zusammen<br />

aus: Gesundheits- und Krankenpflege,<br />

Gesundheits- und Kinderkrankenpflege<br />

sowie der Altenpflege. Was macht diese<br />

Ausbildung so interessant?<br />

Dreijährig ausgebildete Pflegefachkräfte<br />

haben einen definierten Bereich von ihnen<br />

vorbehaltenen Tätigkeiten, die keine<br />

Pflegehelferin und auch kein Arzt durchführen<br />

kann. Für den Pflegeprozess ist die<br />

examinierte Pflegefachkraft zuständig. Die<br />

Pflegefachkraft übernimmt die prozesshafte<br />

Planung der Aufgaben und ist viel mehr für<br />

die Kontrolle als für die Durchführung dieser<br />

Aufgaben zuständig.<br />

Menschen, die Schmerzen haben, übertragen<br />

ihre Ängste und Nöte manchmal zu<br />

Unrecht auf die Pflegefachkraft. Welchen<br />

Herausforderungen müssen die Azubis<br />

sich zwischenmenschlich stellen?<br />

Die Patienten in einem Krankenhaus sind<br />

in einer Ausnahmesituation, da muss die<br />

Pflegekraft eine sehr professionelle Haltung<br />

einnehmen.<br />

Bestimmt nicht immer leicht. Kann man<br />

Empathie lernen?<br />

Ich verfolge diese Diskussion um Empathie<br />

schon sehr lange und würde sagen, ein<br />

Grundverständnis sollte vorhanden sein. In<br />

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