Flensburg Journal - 242 November 2022
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RATGEBER IM TRAUERFALL
Der Wünschewagen –
Unterwegs zu letzten
Wunschzielen
Mit den Füßen im Sand aufs Meer
schauen, gemeinsam mit der ganzen
Familie im Garten sitzen und Omas berühmten
Käsekuchen naschen, ein leckeres
Fischbrötchen mit Blick auf den
(Heimat-)Hafen genießen oder ein
Konzert der Lieblingsband erleben …
Wünsche, die vermutlich jeder von uns
kennt, die allerdings eine ganz besondere
Bedeutung erlangen, wenn man
nicht weiß, ob man noch einmal die
Gelegenheit haben wird, sie zu erfüllen.
Wenn der eigene Gesundheitszustand
es einem unmöglich macht, das
letzte Wunschziel ohne Hilfe zu erreichen,
ist der Wünschewagen gefragt.
Sven Höch
Spuren in Stein
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Das Projekt
Der Wünschewagen ist ein Projekt
des Arbeiter-Samariter-Bundes
(ASB). Er bringt sterbenskranke
Menschen jeden Alters, denen aufgrund
ihrer Diagnose nicht mehr
viel Lebenszeit bleibt, zu einem
Wunschziel ihrer Wahl und folgt
damit Vorbildern aus den Niederlanden
und Israel. Nachdem das
Projekt 2014 im Ruhrgebiet startete,
folgte bereits 2015 Schleswig-Holstein.
Inzwischen gibt es
den Wünschewagen bundesweit
in allen 16 Bundesländern. Die
gute Vernetzung unter den Wünschewagenteams
der einzelnen
Bundesländer ermöglicht so auch
weitere Fahrten mit längeren Aufenthalten.
Die Fahrgäste werden unter
Begleitung speziell geschulter
„Wunsch erfüller*innen“ zum
Wunsch ort befördert, während
ihrer Reise betreut und sicher
wieder nach Hause gebracht.
Der Wagen
Den Fahrgästen soll die Fahrt so
angenehm wie möglich gemacht
werden. Dazu gehört unter anderem
auch, dass möglichst wenig an
einen klassischen Krankenwagen
erinnert. Daher erfüllt das speziell
ausgebaute Transportfahrzeug
zwar die Kriterien eines „normalen“
Krankentransportwagens,
unterscheidet sich allerdings atmosphärisch
deutlich von einem
solchen. Alle notfallmedizinischen
Gerätschaften sind natürlich an
Bord, aber so gut wie möglich versteckt
eingebaut. Für besonderen
Komfort sorgt eine luftgefederte
Trageliege, auf der die Fahrgäste
bei Bedarf auch bis ans Ziel, z. B.
eine Strandpromenade, begleitet
werden können. Zudem tragen unter
anderem besondere Beleuchtungseffekte,
eine hochwertige
Musikanlage und eine von außen
nicht einsehbare Panoramaverglasung
dazu bei, bereits die Anreise
zum Wunschort zu einem spannenden
Erlebnis zu machen. Und weil
das Reisen in Gesellschaft natürlich
deutlich mehr Freude bereitet,
bietet der Wünschewagen
auch Raum für den Lebenspartner,
die Lebenspartnerin oder eine andere
Begleitperson.
Die Finanzierung
Da es sich bei den Wunschfahrten
um private, also medizinisch
nicht notwendige Fahrten handelt,
können die Kosten nicht von
den Krankenkassen übernommen
werden. Dennoch sind die Fahrten
für Fahrgäste und Begleitpersonen
grundsätzlich kostenfrei.
Wie funktioniert das?
Das Wünschewagen-Projekt lebt
ausschließlich von Spenden, Eigenmitteln
und dem Engagement
vieler Ehrenamtlicher. So werden
die anfallenden Reisekosten zu
den Wunschorten, die Schulungen
der Helfer*innen, Dienstkleidung
sowie Anschaffung von Ausstattung,
Reinigung/Desinfektion
und Wartung des Fahrzeugs finanziert.
88 FLENSBURG JOURNAL • 11/2022