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Jubiläumsschrift zum 675-jährigen Bestehen der Gesellschaft zu Schiffleuten

Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.

Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.

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Die Grafik zeigt, welchen Aufwand unsere Stubengesellen jedes Jahr mit den Fasstransporten

an den Bielersee und nach Yverdon nur für die Stadt zu leisten hatten. Zwischen Murten und

Yverdon waren es die dortigen Schiffleute. Die Zahlen aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. gelten

auch für das 17. und 18. Jh. Die Schwankungen von Jahr zu Jahr hängen mit dem Umfang

der erwarteten Traubenernte zusammen. Aufgenommen sind auch die Transporte voller

Weinfässer von Yverdon nach Murten. Wein aus Le Landeron, Erlach, Ligerz und Twann gelangte

dagegen über den Bielersee nach Lattrigen und von dort auf der Strasse nach Bern.

Nach der Ablieferung der Fässer in Yverdon versuchten die Schiffleute Fracht nach Nidau oder

Solothurn zu erhalten. Von dort konnten sie das leere Schiff für den nächsten Transport nach

Bern zurückbringen. Weil sie aber immer befürchten mussten, keine Fracht zu finden, liessen

sie die leeren Fässer liegen, wenn sich unterwegs ein besseres Geschäft ergab.

Vom 17. Jh. an begann Bern die Schifffahrt zu regeln. In Yverdon wurden die Fässer mit Wein

vom Genfersee, die mit Salz aus dem Burgund und Waren aus Genf auf Schiffe umgeladen.

Bern erteilte der „Schiffskompanie“ in Yverdon das Vorrecht des Abtransports der Fässer nach

Murten und aller andern Waren nach Solothurn. Unsere Stubengesellen hatten das Nachsehen,

wenn Yverdon über genügend Schiffe verfügte. Weiter unten machten ihnen Solothurner

Schiffer die Fracht streitig.

Das Schleppen schwer beladener Schiffe von Meienried nach Bern beanspruchte viel Zeit und

Personal. Das vermied man und zog aus Yverdon die kürzere Strecke nach Murten vor. Mit

einem voll beladenen und von vier Schiffleuten geführten Schiff gelangten 25 und mehr

Weinfässer oder 60-70 Salzfässli nach Murten. Für den Weitertransport nach Bern boten die

Weinfertiger in Murten und Gümmenen die fuhrpflichtigen Bauern auf. Die nötige Anzahl zu

gewinnen, war nicht leicht. Für jedes Weinfass war ein Fuhrwerk mit 2 Mann und 2-3 Pferden

nötig. Ebenso für 3 Salzfässli oder 3-4 Salzsäcke. 1 Deshalb beschloss Bern 1645 den Bau eines

Schifffahrtskanals von der Broye nach Aarberg und die Einrichtung eines Treidelpfads von Aarberg

zur Neubrücke. Das ersparte den Umlad in Murten, damit Kosten, und auf die Bauern

war man nicht mehr angewiesen. Der 15 Kilometer lange Kanal ging bereits im Spätsommer

1646 in Betrieb. Mittwochens, den 12. Augusti hat der Thuner Hanss, ein Schiffmann von Bern,

umb die halbe viere gegen dem Abend das erste mal ein halb Schiff mit Siben Zigen und einem

lähren vass geladen, uss der Aaren In Canal gführt, dem Oberen See (Neuenburgersee) zu.

Montag, den 26. Oktober hatt man angfangen, die Erste Schiffeten mit Wyn von hier (Aarberg)

nach der Neuen Brügg auf Bern zu ferggen, wo man aber erst am Donnerstag darkommen ist. 2

Die Schiffleute aus Yverdon und Bern mussten den Kanal benützen. Den Bernern schrieb der

Rat vor, die leeren Weinfässer von Aarberg über den Kanal abzuführen, statt über den unteren

unkumlichen Weg über Nidau. Anfänglich funktionierte das auch. Aber schon bald zeigten

sich Mängel. Der Aufwand für Reparaturen überstieg den Ertrag, und häufige, lange Betriebsunterbrüche

verunmöglichten die Benützung. 1665 wurde der Kanal aufgegeben. Nur

der Treidelpfad von Aarberg zur Neubrücke war noch von Nutzen. Der Staatswein aus dem

Waadtland wurde schon von 1647 an wieder nach Murten befördert, obschon der Weiter-

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Als Zuglast für ein Pferd war ein fuderiges oder Landfass mit einem Inhalt von 1002 Litern bestimmt

oder ein Ryffass mit 668 Litern. 1640: Geschützmunition: 84 centner 37 Pfund = 4'220 kg. Zuo disem

gewicht fordert er 7 wegen, jeden mit 12 Centner (600 kg) beladen für jeden wagen 3 Ross; zur

Schonung der Strassen war noch 1738 das Maximalgewicht auf 1500 kg, und 1743/44 auf 1750-2000

kg beschränkt.

Staatsarchiv Taufrodel Aarberg 3 S. 202 ff. mit weiteren Notizen von Pfarrer Forrer zum Baufortschritt

und zur Inbetriebnahme des Kanals.

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