Jubiläumsschrift zum 675-jährigen Bestehen der Gesellschaft zu Schiffleuten
Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.
Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.
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Ausser Anton Ludwig Tillier hatten nach 1798 noch drei andere Männer, die später Stubengenossen
wurden, mehr oder weniger wichtige Funktionen unter dem neuen Regime. Christian
Pfander (1765-1839) aus Belp und einer der drei Grosssöhne von Johann Ulrich Aeschbacher,
Albrecht Emanuel Simon (1737-1818), Tuch- und Strumpffabrikant, gehörten 1799 der fünfköpfigen
Verwaltungskammer des Kanntons Bern an, der Exekutive. Simon machte sich mit
dem Eintreiben der von Frankreich geforderten Kontributionen unbeliebt. Pfander arbeitete
an der bernischen Mediationsverfassung mit. 1803 gehörte er dem Grossen und als Polizeiminister
dem Kleinen Rat an. Er erhielt 1808 das Burgerrecht geschenkt und wurde wie Imhof
Schiffleuten zugelost. 1 1814-30 sass er wieder im Grossen und 1814-23 im Kleinen Rat, war
1823-30 Regierungsstatthalter in Schwarzenburg und 1816-24 Gesellschaftsobmann.
Während das Bott Christian Pfander aufnehmen musste, war es sonst recht vorsichtig, obschon
die Gesellschaft dringend frisches Blut brauchte. Es lehnte im März 1813 das Aufnahmegesuch
von Albrecht Emanuel Simon ab. 2 Er bot für seine vierzehnköpfige Familie, 8 Söhne,
3 Schwiegertöchter und 1 Grosskind, nur das reglementarische Aufnahmegeld von 5‘200 Franken
damaliger Währung an. Das Bott befand, das stehe pro Kopf gerechnet in keinem Verhältnis
zum Stubengut. Daneben gebe es noch andere erhebliche - wahrscheinlich politische -
Gründe für die Ablehnung. Im November versuchte es Simon bei Schmieden und wurde aus
den gleichen Gründen abgewiesen. Seine Söhne Johann und Emanuel begründeten erst 1836
und 1838 den Stamm Simon bei uns.
Neue Familien
Als 1815 mit der Restauration die früheren Verhältnisse wieder mehr oder weniger hergestellt
waren, kam es bei Schiffleuten zu Neuaufnahmen. Auffällig ist, dass vor allem „vermöglichere“
Geschäftsleute - der Stadtrat hatte das empfohlen ! - den Zugang zur Gesellschaft fanden.
Das fiel auch auf, denn 1840 wies der Burgerrat das von Schiffleuten befürwortete Gesuch des
Gerichtspräsidenten von Wangen „als reine Finanzspekulation“ zurück.
Im September 1815 nahm das Grosse Bott den in Bern ansässigen Weinhändler Samuel
Eichelberger (1764-1822) aus Sumiswald mit Ehefrau und vier Kindern auf. 3 Nur einen Monat
später teilte das Bott der Regierung (!) mit, es habe beschlossen den Weinhändler und Grossrat
Christian Herrenschwand (1768-1852), Besitzer von Stuckishaus, aufzunehmen. Mit Christian
Pfander hatte er Geschäftsbeziehungen, war 1798-1802 Mitglied des neu geschaffenen
Kantonsgerichts und wurde, da er mit seinem Vermögen die Voraussetzungen dafür erfüllte,
als Nichtburger 1803 in den neu zusammengesetzten Grossen Rat gewählt. 1814 hatten alle
nichtburgerlichen Grossräte das persönliche Burgerrecht der Stadt Bern erhalten. Wahrscheinlich,
unterstützt von Christian Pfander, bewarb sich Herrenschwand bei Schiffleuten,
um in den Besitz „aller burgerlichen Privilegien und Wohltaten“ zu gelangen. Die Einburgerung
seiner Gattin und der vier Kinder war nur eine Formsache und anfangs 1817 vollzogen.
Am 2. April nahm er bereits im Vorgesetztenbott Einsitz. Er war 1825-43 Gesellschaftspräsident,
1831-39 Regierungsrat und blieb bis 1846 Grossrat.
In relativ kurzen Abständen folgten andere Geschäftsleute, welche sich die Aufnahmegebüh-
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Seine Einkaufssumme bei Schiffleuten belief sich auf 4‘320.- Franken damaliger Währung.
Seine beiden Brüder waren, der eine 1804 bei Webern, der andere 1805 bei Mittellöwen aufgenommen
worden.
Die Einkaufssumme betrug 3‘780.- Franken damaliger Währung. Dazu kamen für die Waisenhäuser,
das Stadt-Almosen und den Primarschulfonds noch einmal 1‘440.- Franken.
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