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Jubiläumsschrift zum 675-jährigen Bestehen der Gesellschaft zu Schiffleuten

Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.

Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.

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auf der Seereise nach Ostindien. Sein Cousin Sigmund Emanuel (1726-1794) starb als Major in

Holland. Mit ihm erlosch das Geschlecht bei Schiffleuten.

Vertreten ist ebenfalls noch die frühere Ratsherrenfamilie Späting. Vinzenz Späting († 1718)

ist Pfarrer in Kallnach und Mandach. Vinzenz (1671-1750), der Sohn von Gabriel, des Pfarrers

in Wimmis und Gottstatt († 1691), war Färber, ab 1718 Grossrat, später Kastlan in Wimmis

und Zweisimmen, Obmann von Schiffleuten. Sein Bruder Niklaus (1678-1745) war Hutmacher.

Und der letzte des Geschlechts, Johannes (1694-1756), der Sohn des Pfarrers Johannes Späting

(† 1724), war Notar und Stubenschreiber.

Die Schiffmänner und Schiffmacher waren oft auf Armenunterstützung angewiesen. Konnten

sie das damals übliche Lehrgeld für ihre Kinder nicht aufbringen, mussten die Gesellschaft und

die Stadt einspringen und bestimmten, welcher Beruf in Frage kam. 1 Da in der Stadt Schiffbau

und Transport nur noch wenigen ein gesichertes Einkommen garantierte, standen andere

Handwerksberufe im Vordergrund. So verlor Schiffleuten nach und nach den ursprünglichen

Charakter, obschon der Name blieb.

Die Einnahmen der Gesellschaft kamen aus der Vermietung des Hauses, gelegentlichen Aufnahmegeldern

und bescheidenen Kapitalanlagen. Sie flossen damals nur ins Stubengut. Ein

gesondertes Armengut gab es nicht. Die Einnahmen reichten nicht aus, um alle Bedürftigen zu

unterstützen und die Lehrgelder zu bezahlen. Anfänglich hatten diejenigen Stubengenossen,

welche die Konzession für die Transporte zwischen Nidau und Brugg übernahmen, jährlich

eine Konzessionsgebühr von 400 Pfund zu Gunsten der Gesellschaftsarmen zu leisten. Dieser

Betrag fehlt bereits 1734 in der ältesten erhaltenen Stubengutsrechnung. Ohne Zuschüsse der

Stadt, sie bestanden in Geld und Getreide, hätte der Säckelmeister, der zugleich Almosner

war, bald nichts mehr zu verteilen gehabt.

Obmann Samuel Tillier sorgte im Rahmen des Möglichen für Abhilfe. 1757 liess er zinnerne

Platten und Teller aus der Gaststube verkaufen. Sie wogen 35 kg. „Unnützes“ Silbergeschirr,

drei z.T. vergoldete Becher, eine silberne Schale und silberne Löffel wurden 1762 der Münz

zum Einschmelzen gegeben; ebenfalls im Gewölbe aufbewahrte z.T. fremde Gold und Silbermünzen.

Den Erlös von 1‘300 Kronen legte man zum Nutzen der Gesellschaft neu an. Nur das

Schiffli, der Tillierpokal und 12 silberne Löffel blieben verschont.

Sechs Stubengesellen wollten dem gänzlichen Verschwinden der Schiffer aus der Gesellschaft

nicht tatenlos zusehen. Sie entwarfen 1771 ein Reglement, in welchem sie forderten, dass nur

noch aufgenommen werden solle, wer das Schifferhandwerk regelgerecht erlernt habe. Dieses

Anliegen vertrat Schwellen- und Schiffmeister Gryph, und verlangte, das Grosse Bott müsse

die Sorge der Schiffmeister ernst nehmen und sie nach Kräften unterstützen. Die andern

fünf, der Seckelmeister Ith, der Stubenwirt Stauffer, der Kaufmann Bernhard Dachs, der Messerschmied

Schumacher und der Schleifer Stämpfli schlossen sich an.

Den ursprünglichen Charakter als Schiffergesellschaft verlor Schiffleuten auch, weil dringend

Nachwuchs aus andern Gesellschaften nötig war. Mangels angesehener und regimentsfähiger

Burger war von 1683 bis 1718 kein Mitglied mehr Grossrat. Ein Beitritt konnte sich also lohnen,

wenn jemand die Ämterlaufbahn anstrebte, umso mehr, wenn er, wie die schon erwähnten

Sigmund Zehender und Amadée Ith, in der Gesellschaft seiner Familie wegen bekannteren

Verwandten keine Chancen hatte.

Zwei Angehörige hochgeachteter Ratsherrenfamilien nützten die Situation aus. 1712 trat der

1

1724: vom Almosendirektorium ist Emanuel Gryff, das Schiffmacher Handwerk zu erlernen, Mr. Niclaus

Schnyder, dem Schwellenmeister, anvertraut worden.

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