Jubiläumsschrift zum 675-jährigen Bestehen der Gesellschaft zu Schiffleuten
Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.
Der ehemalige Präsident der Gesellschaft zu Schiffleuten und Autor, Heinz Sommer, hat es vortrefflich verstanden, aus seinen beiden umfangreichen, wissenschaftlichen Werken über die Schiffleute, die in jüngster Zeit erschienen sind, eine spannende, kurzweilig zu lesende, unterhaltsame und geschichtlich fundierte Jubiläumsschrift zusammen zu stellen.
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1953 war Schiffleuten an der Reihe. Wie bei solchen Anlässen üblich, erhalten die Vertreter
der Gastzünfte das Wort, um ihre Gesellschaft vorzustellen. Für Schiffleuten tat das Dr. Hans
Oscar Kuhn und fasste die Geschichte unserer Gesellschaft humorvoll in Verse und spielte auf
den kurz zuvor erfolgten Bezug des Hauses an der Münstergasse an.
Beym Münsterplatz, von hier nit wyt,
Da husend nun, sit kurzer Zyt
Und - will ich hoffen - mit Vernunft
Die Burger von der Schifflütenzunft;
An Zahl gering, doch gueten Muets,
Wiewohl ermanglend blauen Bluets. (!)
Unlängst macht da bey uns die Runde
Von Metzgern diese ernste Kunde:
Sie wellend halten, hier im Saal,
Nach altem Bruch das Rüeblimahl.
Und sintemalen man zum Feste
Gern bey sich sehe liebe Gäste,
So mögend diesmal, nach der Reihe,
Die Schifflüt senden ihrer zweie,
An leck’rer Schpys sich zu ergetzen,
Mit küelem Wyn den Gaumen netzen.
Die Botschaft han wir wohl vernommen
Und sind mit Freud anhergekommen,
Ein junger und ein Altgeselle.
Wir melden höflich uns zur Stelle
Als Abgesandte einer Gilde,
Die Böses niemals führt im Schilde,
Wohl aber in vergang’nen Zyten
Zu Schiffe fuhr in alle Wyten
Ja, von der Wiege bis zur Bahre
Vertraut dem Wellenspiel der Aare.
Doch mählich, da auf breiten Strassen
Die Bürger in den Kutschen sassen,
Von Rossgestampf und Peitschenknallen
Die stillen Dörfer widerhallen,
Da mit der schnellen Isenbahn
Man so ergötzlich reisen kann,
Und - wehe - mit Gehup und Gasen
Benzinvehikel schröcklich rasen,
Dem Schifferhandwerk zum Verdruss,
Da ward es stille auf dem Fluss.
Von dazumal die Wasserratten
Die zogend ufwärts us der Matten,
Um da und dort, in Lauben, Gassen
Zu neuem Leben Fuess zu fassen.
In unterschiedlichen Gewerben
Setzt es sich fort von Erb‘ zu Erben.
(Dank für die Einladung und Wünsche.)
Die Obmänner und Präsidenten von Schiffleuten
Bis 1664 habe ich in den Dokumenten keinen als Obmann bezeichneten Stubengesellen gefunden.
In der Regel nahm ein Mitglied des Kleinen Rats diese Funktion wahr. Schiffleuten
stellte jedoch selten ein Mitglied der Exekutive, und zwischen 1624 und 1773 niemanden.
Dann übernahm der Sechzehner, 1 welcher mitunter zu den Sitzungen des Kleinen Rats beigezogen
wurde, oder der amtsälteste Grossrat diese Aufgabe. Schiffleuten hatte zwischen 1683
und 1712 weder ein Grossratsmitglied, noch einen Sechzehner. Deshalb ernannte der Grosse
Rat Grossräte aus andern Gesellschaften zu Sechzehnern für Schiffleuten, und der Kleine Rat
eines seiner Mitglieder zu ihrem Obmann.
Vom 18. Jh. an war es üblich, dass bei Abwesenheit des Obmanns meist der Säckelmeister,
oder auch ein anderes Mitglied, die Leitung des Botts übernahm. 1804 wählt das Bott erstmals
einen Vizepräsidenten.
1
Sechzehner: von den vier Vennern aus den Gesellschaften bestimmtes, 16-köpfiges Wahlmännergremium,
welches am Gründonnerstag vor Ersatzwahlen in den Grossen Rat zusammen mit dem Kleinen
Rat die Kandidaten vorschlug. Schiffleuten hatte Anspruch auf ein Mitglied.
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