19.06.2023 Aufrufe

BOKU Magazin 2/2023

Inhaltsverzeichnis 3 Editorial 4 Featuring Future Conference 2023: Energie der Zukunft 8 Verkehrswende 12 Kreislaufwirtschaft 16 Konsum neu denken 20 Gesellschaftlicher Wandel 24 Wissenschaftliches Porträt Gernot Stöglehner 27 Interview BauertothePeople 30 Eröffnung Wasserbaulabor 34 Lehrportfolio 36 Verkehrsseminar 40 Raumplanungslehre 42 Drei neue Masterstudien 44 COwLEARNING 46 Italienische Gäste an der PBU 48 Erster „Internationaler Tag der Schakale“ 51 Gender & Diversity 54 Splitter 56 Research Data 58 Forschung FAQ / Strategische Kooperation BOKU-Umweltbundesamt

Inhaltsverzeichnis

3 Editorial

4 Featuring Future Conference 2023:
Energie der Zukunft

8 Verkehrswende

12 Kreislaufwirtschaft

16 Konsum neu denken

20 Gesellschaftlicher Wandel

24 Wissenschaftliches Porträt
Gernot Stöglehner

27 Interview BauertothePeople

30 Eröffnung Wasserbaulabor

34 Lehrportfolio

36 Verkehrsseminar

40 Raumplanungslehre

42 Drei neue Masterstudien

44 COwLEARNING

46 Italienische Gäste an der PBU

48 Erster „Internationaler Tag
der Schakale“

51 Gender & Diversity

54 Splitter

56 Research Data

58 Forschung FAQ / Strategische
Kooperation BOKU-Umweltbundesamt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Müssen Klimaschutz zu unserem<br />

Man-to-the-Moon-Projekt machen“<br />

Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für<br />

Technik und Wirtschaft in Berlin, ruft in seiner Keynote bei der Featuring Future Conference<br />

auf, Klimaschutzmaßnahmen rascher als geplant umzusetzen.<br />

Von Anja Böck<br />

Z<br />

u Beginn ein Blick in die Vergangenheit:<br />

Vor 22.000 Jahren lag<br />

Berlin unter einer 200 Meter dicken<br />

Eisschicht. Dann erfuhr Europa<br />

die letzte große Klimaveränderung<br />

und sieht heute völlig anders aus. „Wenn<br />

wir eine Temperaturveränderung von<br />

3 bis 4°C hervorrufen, dann katapultieren<br />

wir eine Welt in einen ganz anderen<br />

Zustand“, erklärt Volker Quaschning am<br />

Beginn seiner Keynote. Diese historische<br />

Betrachtung unterstreicht die potenziell<br />

katastrophalen Auswirkungen einer vergleichbaren<br />

Erwärmung in der heutigen<br />

Welt. Betrachtet man die Temperaturentwicklung<br />

seit der letzten Eiszeit, wird<br />

deutlich: „Seit dem Jahr 1900 schießt die<br />

Temperatur nach oben. Wenn wir jetzt<br />

nichts machen, dann werden wir am Ende<br />

des Jahrhunderts ein Plus von 3 bis 4°C<br />

sehen. Das entspricht noch einmal der<br />

gleichen Erwärmung wie seit der letzten<br />

Eiszeit bis heute“, warnt Quaschning.<br />

„Man braucht kein Klimaforscher, keine<br />

Klimaforscherin zu sein, um zu verstehen,<br />

dass das dramatisch für unseren Planeten<br />

ausgehen wird“. Um das zu verhindern,<br />

müssen wir Maßnahmen ergreifen, die<br />

den Temperaturanstieg beschränken –<br />

möglichst auf 1,5°C und auf alle Fälle<br />

deutlich unter 2°C. „Nur wir sehen, da<br />

ist nicht mehr viel Luft“, so Quaschning.<br />

NEUERLICHER ANSTIEG<br />

Wollte Österreich seinen gerechten Beitrag<br />

leisten, um das 1,5°C-Ziel noch zu erreichen,<br />

müssten wir 2033 klimaneutral<br />

sein, für das 1,75°C-Ziel im Jahr 2043,<br />

erklärt der Experte. Dieses Ziel hat sich<br />

Österreich auch gesetzt, doch die Fakten<br />

sprechen eine andere Sprache: Die CO 2<br />

-<br />

Emissionen sind immer noch auf dem<br />

Niveau von 1990. Um dennoch rechtzeitig<br />

klimaneutral zu werden, müsste<br />

sich der Rückgang, den wir im Coronajahr<br />

2020 erlebten, bis zum Jahr 2040 fortsetzen.<br />

„Derzeit sehen wir allerdings eher<br />

SEIN ODER NICHT SEIN<br />

O Seit 1990 konnte Österreich seine<br />

CO 2<br />

-Emissionen nicht senken<br />

O Wir müssen eine Wende erleben – vor<br />

allem beim Heizen und im Verkehr<br />

O Heizen in Österreich: 30 % mit Fernwärme,<br />

23 % Erdgas, 17 % Brennholz,<br />

13 % Erdöl, 11 % Wärmepumpen und<br />

7 % Sonstigem<br />

O Wir müssen den Einbau neuer Ölund<br />

Gasheizungen stoppen und<br />

stattdessen auf die Wärmepumpe<br />

setzen<br />

O Verkehr in Österreich: 5,2 Mio. Pkw<br />

für 9,1 Mio. Menschen<br />

O Für einen klimaneutralen Verkehr<br />

muss die Zahl der Autos mindestens<br />

halbiert werden<br />

O Der Energiebedarf in Österreich<br />

muss sinken, um die Klimaziele zu<br />

erreichen<br />

O Dazu müssen wir erneuerbare Energie<br />

massiv ausbauen – auf 2,5-3<br />

Gigawatt pro Jahr (zum Vergleich<br />

2022: 1 Gigawatt).<br />

wieder ein Seitwärtslaufen oder einen<br />

Anstieg der Emissionen. Das heißt, es<br />

müsste jetzt eigentlich noch viel mehr<br />

passieren“, gibt Quaschning zu bedenken.<br />

Strom wird zwar zu einem großen<br />

Teil aus Wasserkraft gewonnen und es<br />

gibt einen Anstieg von Photovoltaik sowie<br />

Windkraft. Doch nimmt man in die<br />

Gleichung des Endenergieverbrauchs<br />

auch die Wärme und den Verkehr mit auf,<br />

tauchen vermehrt Heizöl, Erdgas, Benzin<br />

und Diesel auf.<br />

Der Anteil an erneuerbarer Energie ist in<br />

Österreich gestiegen – im Wesentlichen<br />

Biomasse, Windenergie und Photovoltaik.<br />

„Gleichzeitig ist aber der Energieverbrauch<br />

insgesamt gestiegen. Das heißt,<br />

die Erneuerbaren haben gerade einmal<br />

diesen Anstieg ausgleichen können. Und<br />

das erklärt auch, warum die CO 2<br />

-Emissionen<br />

insgesamt nicht gesunken sind“,<br />

sagt Quaschning. Es brauche daher große<br />

Veränderungen, um den Energiebedarf<br />

zu reduzieren. Ineffiziente Technologien<br />

wie Öl- und Gasheizungen oder<br />

Verbrennermotoren, die 70 Prozent der<br />

Treibstoffenergie in Wärme statt in Bewegung<br />

umwandeln, müssen aus dem System<br />

ausscheiden, während ein massives<br />

Hochfahren des Wärmepumpenmarktes<br />

in Europa stattfinden muss. „Derzeit reichen<br />

die Maßnahmen, die auf den Weg<br />

gebracht wurden, hinten und vorne nicht<br />

aus. Wir müssen den Klimaschutz zu unserem<br />

Man-to-the-Moon-Projekt machen“,<br />

lautet Quaschnings Appell. •<br />

Volker Quaschning, Jahrgang 1969, ist seit 2004<br />

Professor für Regenerative Energiesysteme an der<br />

Hochschule Technik und Wirtschaft in Berlin. Er<br />

promovierte an der TU Berlin zu Verschattungen<br />

bei Photovoltaiksystemen, in seiner Habilitation<br />

befasste er sich mit Strukturen einer klimaverträglichen<br />

Energieversorgung. Quaschning ist<br />

Mitbegründer von Scientists for Future und hat<br />

zahlreiche Bücher zu den Themen Klimaschutz und<br />

erneuerbare Energie verfasst.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 2 | <strong>2023</strong><br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!