pro aurum Magazin 02/2023
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Teuerung<br />
INFLATION 2<strong>02</strong>3<br />
WEITERHIN RELATIV<br />
HARTNÄCKIG!<br />
Zweifellos ging es dies- wie jenseits des Atlantiks mit den Anleiherenditen – sowohl<br />
bei kurzen als auch bei langen Laufzeiten – steil bergauf.<br />
S<br />
o vervielfachten sich zum Beispiel die<br />
zehnjährigen US-Renditen innerhalb von<br />
drei Jahren von 0,65 auf rund vier Prozent<br />
p. a. In der Kapitalmarktlehre werden steigende<br />
Zinsen häufig als Nachteil für Gold<br />
bezeichnet, weil man für den Besitz von<br />
Goldbarren oder -münzen weder Zinsen<br />
noch Dividenden erhält. Eines sollten Anleger<br />
dabei aber auf keinen Fall außer Acht<br />
lassen: Innerhalb von drei Jahren legte die<br />
Inflation von etwas mehr als null auf vier<br />
Prozent zu und markierte im Juni 2<strong>02</strong>2 mit<br />
9,1 Prozent sogar den höchsten Stand seit<br />
über vier Jahrzehnten.<br />
SEIT ÜBER ZEHN JAHREN NE-<br />
GATIVE REALVERZINSUNG<br />
Deshalb sollten Goldbesitzer bei ihren Anlageentscheidungen<br />
weniger das nominale<br />
Zinsniveau als vielmehr die Realzinsen<br />
bei der Bewertung des gelben Edelmetalls<br />
genau im Auge behalten. Und die haben<br />
sich im oben erwähnten Dreijahreszeitraum<br />
vor allem in der Eurozone kräftig<br />
ausgedehnt, was somit eher den Kauf als<br />
den Verkauf von Gold rechtfertigen würde.<br />
Besonders interessant: Mit 1.780 Dollar<br />
kostete der altbewährte Inflationsschutz<br />
vor drei Jahren weniger als derzeit. Die<br />
Zinsentwicklung würde erst dann zu einem<br />
Verkaufsargument für Gold mutieren,<br />
wenn mit Anleihen wieder dauerhaft deutlich<br />
positive Realzinsen erzielt werden.<br />
Davon ist die Finanzwelt gegenwärtig aber<br />
meilenweit entfernt, schließlich sprechen<br />
derzeit der Ukraine-Krieg, diverse Lieferketten<strong>pro</strong>bleme<br />
sowie die Klimawandelkrise<br />
gegen eine markante und nachhaltige<br />
Verbilligung der Lebenshaltungskosten.<br />
Und selbst hochverschuldete Staaten mit<br />
relativ guter Bonität dürften aller Voraussicht<br />
nach nicht in der Lage sein, Zinsen<br />
zu stemmen, die über dem Inflationsniveau<br />
liegen. Schuldner gelten ohnehin<br />
als Haupt<strong>pro</strong>fiteure negativer Realzinsen,<br />
schließlich können sie ihre Kredite<br />
in Zukunft mit weniger werthaltigem<br />
Geld zurückzahlen.<br />
Wichtig zu wissen:<br />
Negative Realzinsen treiben Kapital stets<br />
in riskantere Risikoklassen, mit denen man<br />
den inflationsbedingten Verlust von Kaufkraft<br />
ausgleichen kann. Dies fördert jedoch<br />
das Entstehen spekulativer Blasen, die sich<br />
leider erst dann zu erkennen geben, wenn<br />
sie platzen.<br />
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