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Bertel-Express 31

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Rezension<br />

Passagen. Der Unterschied zu modernen Filmen liegt also nicht im Inhalt, sondern in der Art und Weise,<br />

wie die Geschichte erzählt wird.“ Denn die brutalen Szenen bei Disney hätten einen Grund, eine<br />

Daseinsberechtigung, zumindest laut Neil Postman: „In den Walt­Disney­Filmen wurde ein Weltbild<br />

vermittelt, in dem es moralische Werte gab.“<br />

Disney ist also ein gutes Vorbild und nicht zu vergleichen mit den gewaltverherrlichenden Filmen der<br />

Konkurrenz – oder etwa doch? Robie verurteilt den Mickey­Mouse­Club als Vorreiter der Kinder­<br />

Gehirnwäsche: „Der Mickey­Mouse­Club zeigte die erste an Kinder gerichtete Fernsehanzeige; sie war<br />

1956 von der Spielwarenfirma Mattel für die Werbung ihrer Barbiepuppen geschaffen worden. Von da an<br />

wurde die Spielzeugwerbung auf dem Bildschirm ein riesiges, dauerhaftes und massives Geschäft, was<br />

Kritiker zu dem Schluss brachte, dass die knallharte Werbung um Kinder ungeeignet ist und sie in übler<br />

Weise beeinflusst.“<br />

Auch Phillips sieht das Fernsehprogramm von Disney kritisch. Zu Disneys Gummibärenbande schreibt er<br />

„Natürlich sind die Bärchen niedliche Geschöpfe, aber ihre Geschichten sind voller Magie und<br />

Okkultismus.“ Dabei bezieht er sich vor allem auf den Zaubertrank, mit dem die Gummibären wie ein<br />

Gummiball hüpfen können. Den Roger­Rabbit­Cartoon „Roger in Nöten“ als Vorfilm zu „Liebling, ich<br />

habe die Kinder geschrumpft“ interpretiert Robie als Aufforderung an Kinder, sich maßlos Spielsachen<br />

aus „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ zu wünschen.<br />

Der Löwenteil der Kritik wurde den Filmen zuteil, die noch nicht zu Disney gehörten, nämlich den Star­<br />

Wars­Filmen. (Etwas bizarr, denn die Star­Wars­Trilogie ist mit einer FSK­Freigabe ab 12 versehen.<br />

Robie benennt als vom Spielzeug bedrohte Kinder aber nur die Altersgruppe bis 12 Jahre.)<br />

So würden Kinder dank Droid­ und Ewok­Serie andauernd mit den Figuren der Filmreihe konfrontiert und<br />

so darauf gedrillt, die beliebten Figuren auch daheim besitzen zu wollen. Phillips schreibt dazu: „Der<br />

Sprecher der Lucasfilm Ltd – die Firma, die Krieg der Sterne produzierte – geht allerdings davon aus,<br />

dass die enorme Nachfrage nach Produkten, die sich auf diese Trilogie beziehen, letztlich auf die Qualität<br />

des Films zurückzuführen ist und nicht auf die massiven Werbekampagnen.“ (Wie der Lucasfilm­Sprecher<br />

nun heißt oder welche Quellen Phillips benutzt, wird im Buch nicht geklärt.)<br />

Als erstes wirft er „Die Rückkehr der Jedi­Ritter“ „Hektik und Brutalität“ vor, was bei einem Film mit<br />

„Krieg“ im Titel wenig überraschen sollte. Yodas Lehren reduziert Phillips darauf, Gott mit der Macht<br />

gleichzusetzen, was Pantheismus wäre. „Yoda spricht nicht von der Nachfolge Christi, sondern empfiehlt<br />

Luke, sich auf sich selbst und die ihm innewohnende Macht zu verlassen, um Gutes zu tun. Auch das<br />

widerspricht der Lehre Gottes, denn Luke wird hiermit mit Gott gleichgestellt. Er soll seine<br />

Lebenssituationen ohne Gottes Hilfe meistern.“ Nicht nur, dass Luke seine Probleme ohne Gottes Hilfe<br />

meistern möchte, seine Kenntnisse der Macht bezeichnet Phillips zudem als Zauberei, eine der „elf<br />

verbotenen Praktiken“. Der Spruch „Möge die Macht mit dir sein“ wird mit einer Segnung gleichgesetzt.<br />

„Diese Filme haben einen enormen Einfluss auf unsere Jugend. Sie sehen den sanften Yoda, der Luke hilft,<br />

Gutes zu tun. Sie erkennen aber nicht die okkulten Philosophien, die Yoda vermittelt. Satan hat seinen Fuß<br />

in der Tür...“<br />

Es wäre sehr leicht, beide Werke als christliche Paranoia zu bezeichnen, als einen einmaligen<br />

Ausrutscher, den es vorher und nachher nie wieder gab. Nur stimmt das nicht ganz. Bei den Zeugen<br />

Jehovas gibt es noch immer einen strengen Blick auf das Kinderspielzeug, damit es nicht Gott betrübt.<br />

Auch wurden „Harry Potter“ und Pokemon als Einstieg in den Satanismus bezeichnet, ob nun von<br />

Journalisten und Buchautoren oder vom Comiczeichner Jack Chick. Ein wiederkehrendes Thema in<br />

Werken dieses Genres ist es, zu den Spielsachen der Vergangenheit zurückzukehren. Ein Teddy wäre nicht<br />

gewalttätig und eine Puppe könne kein Schönheitsideal auf kleine Mädchen projizieren. Außerdem würden<br />

diese realitätsnahen Spielsachen einem noch Dinge beibringen. Eine Puppe lehrt Verantwortung für das<br />

eigene Kind (warum auch immer ein Kleinkind das braucht) und ein Teddy lehrt, dass wilde<br />

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