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Bertel-Express 31

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Rezension<br />

Gewalt ist auch nicht selten in Barks' Geschichten. Ob Dagobert nun Donald mit seinem Stöckchen<br />

verfolgt oder Donald die Drillinge mit einem Rohrstock, Gewalt wird oft angedeutet und in humorvollem<br />

Umgang auch oft gezeigt. „In jeder halbstündigen He­Man­Folge können 37 gewalttätige Szenen<br />

registriert werden, andere Serien bringen es auf 80 Gewaltaktionen in einer halben Stunde“, so Phillips.<br />

In „Der letzte Moribundus“ zähle ich 27 Gewaltakte auf 22 Seiten, ein namenloser Einseiter (im Original<br />

„Fractious Fun“) basiert sogar völlig darauf, dass Daisy als schlechte Verliererin Donald attackiert. In<br />

den meisten Fällen provoziert Gewalt in den Comics wie im echten Leben Gegengewalt, was unerfahrenen<br />

Lesern also direkt die Lektion zeigt, dass Gewalt sich nicht lohnt.<br />

Geldgier wird weder von Phillips noch von Robie als Gotteslästerung betont, dennoch sind Nächstenliebe<br />

und Geldspenden wichtige Pfeiler der meisten Religionen.<br />

In Entenhausen lebt die personifizierte Geldgier prominent auf einem Hügel und drängt sich in den<br />

Mittelpunkt zahlreicher Geschichten. Doch seine Gier wird nie als positive Charaktereigenschaft<br />

dargestellt: In „Der arme reiche Mann“ beschreibt Dagobert seinem Erbneffen die Vorteile und<br />

Annehmlichkeiten seines Vermögens, während er es alle halben Sätze vor Motten, Ratten, Spinnen und<br />

Panzerknackern schützen muss. In „Die Trommel des Bugubu“ springt Donald lieber in die Gumpe, als<br />

sich von Dagobert zum Geschäftsmann ausbilden zu lassen. Beide Geschichten zeigen den einfachen<br />

Mann Donald als Identifikationsfigur, der sich über die Marotten und Paranoia seines Onkels amüsiert.<br />

Umgekehrt wird Donalds Nächstenliebe, seine Spenden an Ärmere und das bekannteste christliche Fest,<br />

nämlich Weihnachten, als vorbildlich und immer lohnend gezeigt.<br />

Natürlich kann man schlecht für alle sprechen. Phillips wird kaum für alle Christen gesprochen haben und<br />

meine Interpretationen, was Phillips sagen würde, sind nur Interpretationen.<br />

Wäre Phillips zufrieden mit Disney­Comics als Kinder­Unterhaltung? Magie wird kaum thematisiert, die<br />

meisten Comics behandeln Alltagsthemen oder Abenteuergeschichten, oft kann man sogar noch etwas<br />

dank der Handlung lernen. Manchmal sogar aus der Handlung: Die Hauptfigur handelt nicht immer<br />

richtig und aus fremden Fehlern lässt es sich gefahrloser lernen als aus eigenen.<br />

Oder um es mit Phillips' Worten zu sagen: „Das Ziel christlicher Eltern sollte nicht sein, perfekte Kinder<br />

zu erziehen, sondern vielmehr, sie in die Welt der Erwachsenen einzuführen, und zwar gesund, glücklich,<br />

kritikfähig und geistlich lebendig.“ Und bis auf den letzten Punkt, den ich nicht hundertprozentig verstehe,<br />

trifft das ja auf jede Familie zu, egal welchem Glauben sie angehört.<br />

Möge die Macht mit euch sein.<br />

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