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Bertel-Express 31

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Rezension<br />

Schon auf dem Titelblatt fällt die gewaltige Bildmacht auf, mit der Camboni die Geschichte gestaltet. Sehr<br />

detailliert wird man in eine Welt im Steampunk­Stil entführt, dessen liebevolle Koloration von Caspard<br />

Yvan und Jessica Boulard die altmodisch, aber fremde Atmosphäre nur unterstützt. Die Kleidung, Zimmer,<br />

ja, die ganze Welt ist so liebevoll ausgearbeitet, dass einem so schnell kein Werk aus dem Haus der Maus<br />

einfällt, das eine ähnliche Qualität aufweist.<br />

Die Charaktere sind der Geschichte leicht angepasst worden. Minnie leitet das Team an, das aus dem<br />

Maschinen­Tüftler Goofy und dem Mann der Tat Micky besteht. Dadurch bekommt Minnie viel Text und<br />

mehr Aufmerksamkeit als in vielen anderen Geschichten mit ihr. So zeigt sie sich an Anführerin des Trios<br />

oft pessimistisch und deshalb auch vorsichtig, was im direkten Kontrast zu Mickys unbedachten<br />

Draufgängertums steht. Goofy zeigt sich ungewöhnlich kompetent, gerade im Umgang mit den vielen<br />

Fremdworten in der Geschichte. Als einzige Schrulle hat ihm Camboni seine Star­Wars­Tassen<br />

zugestanden, die das Steampunk­Setting der Geschichte minimal stören. Ein weiteres Zitat zu unserer Welt<br />

bildet das Frachter­Modell Asimov IV, anscheinend nach dem bekannten Science­Fiction­Autoren Isaac<br />

Asimov benannt.<br />

Nach diesen Frachtern ist auch Kater Karlo her, der nach der Hälfte der Geschichte zur Überraschung<br />

aller mit den drei Hauptfiguren kooperiert, und das über Jahre hinweg. Obwohl Karlo vorher ein<br />

Konkurrent war, hilft er den dreien ohne eigenen Vorteil aus den größten Gefahren. Der Dank dafür sind<br />

aber Sticheleien und Misstrauen vom Trio, sodass sie am unausweichlichen Verrat auch ihre Mitschuld<br />

tragen.<br />

Das bringt uns zu der größten Schwäche des Bands, nämlich zur Story. Die ist zwar durchdacht,<br />

ausgearbeitet und unvorhersehbar, aber auch irgendwie langweilig. Schwebende Ozeane, per Gedanken<br />

gesteuerte Autoskaphe, die ganze Welt ist in Gefahr ­ aber dennoch kann man nicht mitfiebern. Wie soll<br />

man mit Figuren empfinden, die zwar alle einen dreidimensionalen Charakter aufweisen, aber dafür nicht<br />

unsere Sympathien erarbeiteten? Der Comic arbeitet zu sehr darauf auf, dass der Leser jede der Figuren<br />

kennt und schon Vorurteile über die Figuren hat. Micky ist der Held, Karlo der Schurke. Und das, selbst<br />

wenn Karlo Micky das Leben rettet und Micky seine Crew gegen Karlo aufhetzt. Und diese an für sich<br />

interessante Wendung der üblichen Klischees wirkt bis zum Schluss unbeabsichtigt und zufällig, statt<br />

durchdacht und clever. Der Schluss selbst ist nur drei Seiten lang, also etwa 5% der gesamten Geschichte,<br />

in denen der Leser über einige noch offene Handlungsfäden über Gespräche der drei Hauptfiguren<br />

aufgeklärt wird und andere völlig ignoriert werden.<br />

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