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Rezension<br />
Schon auf dem Titelblatt fällt die gewaltige Bildmacht auf, mit der Camboni die Geschichte gestaltet. Sehr<br />
detailliert wird man in eine Welt im SteampunkStil entführt, dessen liebevolle Koloration von Caspard<br />
Yvan und Jessica Boulard die altmodisch, aber fremde Atmosphäre nur unterstützt. Die Kleidung, Zimmer,<br />
ja, die ganze Welt ist so liebevoll ausgearbeitet, dass einem so schnell kein Werk aus dem Haus der Maus<br />
einfällt, das eine ähnliche Qualität aufweist.<br />
Die Charaktere sind der Geschichte leicht angepasst worden. Minnie leitet das Team an, das aus dem<br />
MaschinenTüftler Goofy und dem Mann der Tat Micky besteht. Dadurch bekommt Minnie viel Text und<br />
mehr Aufmerksamkeit als in vielen anderen Geschichten mit ihr. So zeigt sie sich an Anführerin des Trios<br />
oft pessimistisch und deshalb auch vorsichtig, was im direkten Kontrast zu Mickys unbedachten<br />
Draufgängertums steht. Goofy zeigt sich ungewöhnlich kompetent, gerade im Umgang mit den vielen<br />
Fremdworten in der Geschichte. Als einzige Schrulle hat ihm Camboni seine StarWarsTassen<br />
zugestanden, die das SteampunkSetting der Geschichte minimal stören. Ein weiteres Zitat zu unserer Welt<br />
bildet das FrachterModell Asimov IV, anscheinend nach dem bekannten ScienceFictionAutoren Isaac<br />
Asimov benannt.<br />
Nach diesen Frachtern ist auch Kater Karlo her, der nach der Hälfte der Geschichte zur Überraschung<br />
aller mit den drei Hauptfiguren kooperiert, und das über Jahre hinweg. Obwohl Karlo vorher ein<br />
Konkurrent war, hilft er den dreien ohne eigenen Vorteil aus den größten Gefahren. Der Dank dafür sind<br />
aber Sticheleien und Misstrauen vom Trio, sodass sie am unausweichlichen Verrat auch ihre Mitschuld<br />
tragen.<br />
Das bringt uns zu der größten Schwäche des Bands, nämlich zur Story. Die ist zwar durchdacht,<br />
ausgearbeitet und unvorhersehbar, aber auch irgendwie langweilig. Schwebende Ozeane, per Gedanken<br />
gesteuerte Autoskaphe, die ganze Welt ist in Gefahr aber dennoch kann man nicht mitfiebern. Wie soll<br />
man mit Figuren empfinden, die zwar alle einen dreidimensionalen Charakter aufweisen, aber dafür nicht<br />
unsere Sympathien erarbeiteten? Der Comic arbeitet zu sehr darauf auf, dass der Leser jede der Figuren<br />
kennt und schon Vorurteile über die Figuren hat. Micky ist der Held, Karlo der Schurke. Und das, selbst<br />
wenn Karlo Micky das Leben rettet und Micky seine Crew gegen Karlo aufhetzt. Und diese an für sich<br />
interessante Wendung der üblichen Klischees wirkt bis zum Schluss unbeabsichtigt und zufällig, statt<br />
durchdacht und clever. Der Schluss selbst ist nur drei Seiten lang, also etwa 5% der gesamten Geschichte,<br />
in denen der Leser über einige noch offene Handlungsfäden über Gespräche der drei Hauptfiguren<br />
aufgeklärt wird und andere völlig ignoriert werden.<br />
55