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Bertel-Express 31

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Rezension<br />

Die jungen Jahre von Micky<br />

VON DAVID BÜHRING<br />

Diverse Disney­Künstler haben ganz bestimmte Interpretationen von Micky Maus, die sie mit dem Leser<br />

teilen. Bei Gottfredson wurde Micky zu einem gewitzten Durchschnittsbürger, der zufällig in abgedrehte<br />

Abenteuer gerät, die er nur mit Intelligenz und Spontanität bestehen konnte. Eine modernere Ansicht ist<br />

es, dass Micky ein langweiliges Stadtfrack­Leben hat und deshalb jede Chance nutzt, um durch ein Rätsel<br />

oder eine Unstimmigkeit dieser Einöde zu entgehen.<br />

Tébo dreht diese Abenteuer auf dem Kopf, indem er sie zu Erzählungen eines älteren Mickys macht, denen<br />

man Glauben schenken kann, aber nicht muss. Ob im Wilden Westen, im Dschungel oder im Weltraum,<br />

Micky erzählt wie Käpt'n Blaubär auf seinem Sofa sitzend die haarsträubendsten Abenteuer, die nie im<br />

Leben wahr sein können – oder etwa doch?<br />

Im Verlagshaus Glénat ist Frédéric Thébault als Zeichner Tébo schon lange bekannt: Er gestaltet dort die<br />

Comics „Samson et Néon“, mit Zep (dem Erfinder von Titeuf) die Superheldenparodie „Captain Biceps“<br />

und zusammen mit Nicolas Keramidas („Mickey's Craziest Adventures“) die Reihe „Alice au pays des<br />

singes“. Obwohl in Frankreich sowohl „Samson et Néon“ als auch „Captain Biceps“ sogar als<br />

Trickserien umgesetzt wurden, ist Tébo in Deutschland kaum bekannt, es erschienen 2001 nur zwei Bände<br />

„Samson & Neon“ bei Carlsen­Comics auf Deutsch.<br />

Sein „Die jungen Jahre von Micky“ ist sowohl eine Hommage an die vielleicht vielseitigste Maus der Welt<br />

als auch eine leichte Parodie davon.<br />

Opa Micky lebt mit seiner Frau Minnie in einer ruhigen Hütte auf dem Land, aber sobald sein<br />

Urgroßneffe Norbert zu Besuch kommt, blüht er auf: „Ich war bei allen historischen Augenblicken<br />

unseres Landes dabei und hab alles schon gemacht: Feuerwehrmann, Erfinder, Cowboy...“ Um Norbert<br />

bei Laune zu halten, schmückt er seine Geschichten etwas aus und versucht, sein tollpatschiges und<br />

hungriges jüngeres Ich etwas heldenhafter aussehen zu lassen.<br />

„Die jungen Jahre von Micky“ wurde als Sammelband einiger Kurzgeschichten mit je einer Titelseite<br />

konzipiert, das etwas an andere frankobelgische Comics wie Spirou und Fantasio oder Tim und Struppi<br />

erinnert. Ähnlich wie bei „Mickey's Craziest Adventures“ wird suggeriert, dass es sich um Nachdrucke<br />

schon veröffentlichter Werke handelt, was natürlich nicht stimmt.<br />

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