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GSa163_Sept23_Pausenkulturen

Pausenkulturen

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Praxis: <strong>Pausenkulturen</strong><br />

damit diese für alle stressfreier erlebt<br />

werden kann?<br />

● Was würde ein rhythmisierter oder<br />

offener Schulalltag oder auch Ganztag<br />

für Pausenzeiten verändern?<br />

● Wäre es nicht sinnvoll, sich innerhalb<br />

eines Kollegiums mit eigenen Fragen<br />

auf den Weg zu machen zu „echten<br />

Pausenzeiten“?<br />

Vielleicht sind Sie an Ihrer Grundschule<br />

dem Ziel nach Entspannungszeiten<br />

für alle (Lehrkräfte, Schulleitung und<br />

auch Schüler*innen) schon ein Stück nähergekommen?<br />

An Ihren Ideen wären<br />

sicherlich viele Lehrkräfte und Schulleitungen<br />

interessiert. Schreiben Sie uns!<br />

Gerne stellen wir Ihre Ideen in einem<br />

eigenen Beitrag zusammen und veröffentlichen<br />

sie in der nächsten Grundschule<br />

aktuell.Lehrkräfte wie auch Schulleitungen<br />

haben eine pädagogische Lernund<br />

Leistungskultur im Blick und wollen<br />

diese mitgestalten. Fangen wir damit<br />

an, auch über eine sinnvolle und gesundheitsförderliche<br />

„Pausenkultur“ miteinander<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

Sarah Kneis, Kira Zimmer und Markus Peschel<br />

Pausenkultur als Thema<br />

des Sachunterrichts<br />

Klickern, Fadenspiele, Reifenschlagen, Himmel und Hölle – Begriffe aus einer<br />

anderen Zeit, sowohl für Schüler*innen wie oftmals auch für Lehrkräfte. Pausenkultur<br />

hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Wo Kinder<br />

früher noch mit Murmeln spielten, sind heute andere Spielzeuge – häufig auch<br />

digitale Medien – auf Pausenhöfen vertreten. „Schule früher und heute“ ist ein<br />

Themenkomplex, der in vielen Curricula vertreten ist und von Lehrkräften gerne<br />

als Unterrichtsthema gewählt wird. Meist steht dabei im Mittelpunkt, wie der<br />

Unterricht früher stattfand – wobei „früher“ als Zeitraum weitestgehend vage<br />

bleibt. Pausen bleiben beim Thema „früher und heute“ dagegen oftmals außen<br />

vor, dabei sind sie ein wichtiger Teil des Schulalltags und somit auch der Lebenswelt<br />

von Kindern (Reuter 2015, 7). Wie kann Pausenkultur und ihre Entwicklung<br />

zeitgemäß im Sachunterricht aufgegriffen werden?<br />

Der Wandel der <strong>Pausenkulturen</strong><br />

sollte als Unterrichtsthema<br />

möglichst vielperspektivisch im<br />

Sachunterricht thematisiert werden.<br />

Dabei spielt nicht nur die historische<br />

Entwicklung von Pausen eine Rolle,<br />

sondern auch beispielsweise die sozialwissenschaftliche<br />

Bedeutung von Pausen,<br />

gerade auch im Hinblick auf<br />

Arbeits- und Lernprozesse in verschiedenen<br />

Gesellschaftsformen. Eine<br />

solche vielperspektivische Betrachtung<br />

kann zudem sinnvoll mit einer Nutzung<br />

von digitalen Medien verknüpft werden,<br />

um neben Sach- und Fachkompetenzen<br />

auch Kompetenzen im Zusammenhang<br />

mit der Ausbildung einer digital literacy<br />

(Peschel 2022, 191) zu fördern (s. u.).<br />

Pausenkultur im Wandel<br />

Aus historischer Sicht gibt es pädagogisch-didaktische<br />

Überlegungen<br />

zu Pausen in Bezug auf Lernprozesse<br />

bereits seit Comenius, der 1632 in seiner<br />

„Großen Didaktik“ die Bedeutung<br />

von Bewegung und Erholung vom<br />

Unterricht hervorhebt (Flitner 1966,<br />

100). Während im 19. Jahrhundert<br />

die Pause vor allem zur Förderung der<br />

Arbeitsleistung als notwendig erachtet<br />

wurde, entdeckte die Pädagogik sie zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts (u. a. Weimarer<br />

Republik) als Lebensraum Heranwachsender,<br />

in denen diese ihre sozialemotionalen<br />

und motorischen Kompetenzen<br />

schulen können (Osnabrücker<br />

Forschungsgruppe 2016, 38 f.). Ob sich<br />

die Schüler*innen durch Spiele, Spaziergänge<br />

oder Unterhaltungen im Sitzen<br />

oder Stehen erholen, sollte dabei freigestellt<br />

werden (Besele 1999, 58).<br />

Nach der Zeit des Nationalsozialismus,<br />

in dem die Pause vor allem einen Erziehungsschwerpunkt<br />

hatte und körperliche<br />

Aktivität im Mittelpunkt stand (Menz<br />

1997, 196 f.), dominieren seit den 1950er<br />

Jahren Fragen hinsichtlich Rhythmisierung<br />

und Taktung eines Schultages, in<br />

dem der Wechsel von Anspannung und<br />

Entspannung im Vordergrund steht (Osnabrücker<br />

Forschungsgruppe 2016, 39).<br />

Dabei kommen Pausen grundlegend<br />

drei Funktionszuschreibungen zu:<br />

● Pause als Produktionsfaktor,<br />

● Pause als Ort der Gesundheitsförderung<br />

und<br />

● Pause als Sozialraum (Osnabrücker<br />

Forschungsgruppe 2016, 40).<br />

Wie Schüler*innen ihre Pause gestalten,<br />

ist ihnen dabei weitestgehend selbst<br />

überlassen – wobei insbesondere in der<br />

Grundschule früher wie heute das Spielen<br />

und Toben im Vordergrund stehen<br />

dürften.<br />

Pausenkultur als Unterrichtsthema<br />

Als häufig genutzter Ausgangspunkt für<br />

die (sach-)unterrichtliche Auseinandersetzung<br />

mit Pausen kann das historische<br />

Lernen dienen. Dieses orientiert<br />

sich im Sachunterricht grundsätzlich an<br />

der sogenannten historischen Methode,<br />

die auch die Begegnung mit historischen<br />

Quellen umfasst und sich im<br />

Perspektivrahmen Sachunterricht unter<br />

anderem in der Historischen Methodenund<br />

Medienkompetenz widerspiegelt<br />

(GDSU 2013, 57). Insofern sollten die<br />

Schüler*innen in einem ersten Schritt<br />

im Unterricht anhand von historischen<br />

Quellen, wie etwa alten Fotos oder alten<br />

Spielgeräten und Spielsachen, Informationen<br />

sammeln, mit was sich Kinder<br />

früher in den Pausen beschäftigt<br />

haben. Dabei ist auch eine zeitliche Eingrenzung<br />

wichtig, um eine zielgerichtete<br />

Auseinandersetzung mit einer Zeitperiode<br />

bzw. Epoche anzuregen. Die<br />

Schüler*innen sollten Fragen an die his-<br />

GS aktuell 163 • September 2023<br />

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