GSa163_Sept23_Pausenkulturen
Pausenkulturen
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Praxis: <strong>Pausenkulturen</strong><br />
für einen Tag Teil der Schulgemeinschaft<br />
in der Grundschule im Dichterviertel<br />
in Mülheim a. d. Ruhr sein und erleben,<br />
was intensive Teamarbeit bewirken<br />
kann und der Grundsatz, dass für mich<br />
als Erwachsener jedes Kind dieser Schule<br />
„mein“ Kind ist – egal, ob es offiziell<br />
in meiner Lerngruppe oder OGT-Gruppe<br />
ist oder nicht. Und dazwischen gab es<br />
immer wieder viel Zeit, mit „wildfremden“<br />
Menschen ins Gespräch zu kommen,<br />
mit älteren Mitmenschen in meiner<br />
Umgebung, mit Mitreisenden, mit<br />
Obdachlosen in verschiedenen Städten,<br />
mit Menschen in anderen Berufen, die<br />
ich ohne Zeitdruck ganz anders wahrnehmen<br />
kann.<br />
Aus dem Sabbatical zurück<br />
in den Schulalltag<br />
Claudia Köhler (links)<br />
ist Lehrerin in Mittelfranken und war<br />
vor der Sabbatzeit überwiegend als<br />
Klassenleitung in einer jahrgangsgemischten<br />
1/2 tätig.<br />
Christiane Weichmann<br />
ist angestellte Lehrerin an einer evangelischen<br />
Privatschule in Mittelfranken<br />
und Klassenleitung in einer jahrgangsgemischten<br />
1/2. Seit September 2022<br />
ist sie wieder im Schuldienst.<br />
Was nehmen wir mit aus unserer Auszeit?<br />
Was ist uns wichtig geworden? Was<br />
bleibt?<br />
Wir möchten unserem Beruf einen<br />
klareren Rahmen geben. Wir sind leidenschaftlich<br />
gern Grundschullehrerinnen<br />
und stecken viel Energie in unsere<br />
Arbeit. Um uns diese Energie zu erhalten<br />
und unseren Enthusiasmus zu bewahren,<br />
wollen wir für unsere Arbeit zeitliche,<br />
klar kommunizierte Rahmen setzen,<br />
in denen man z. B. für Kolleg*innen und<br />
Eltern erreichbar ist, und für uns selbst<br />
einen Sabbattag in der Woche wirklich<br />
freinehmen. Dazu gehört aber auch, immer<br />
wieder bewusst das gedankliche<br />
Kreisen um berufliche Themen wahrzunehmen<br />
und abzustellen, freie Zeiten<br />
einzuplanen und zu gestalten. Dafür<br />
ist es notwendig, in Distanz zu gehen,<br />
sich die Zeit zu nehmen, zu reflektieren<br />
durch die Möglichkeiten im Rahmen<br />
von Supervision, kollegialer Fallbesprechung,<br />
kollegialer Hospitation oder<br />
einfach nur im persönlichen Austausch.<br />
Oder auch gezielt anderen Tätigkeiten<br />
nachzugehen, wie beispielsweise durch<br />
ein Ehrenamt in der Gemeinschaft, sich<br />
vertieft mit Themen auseinanderzusetzen,<br />
die außerhalb der Schule liegen.<br />
Wir nehmen uns vor, diesen erweiterten<br />
Blickwinkel mit in den Schulalltag<br />
hineinzunehmen, weniger (auf<br />
Lehrplaninhalte) zu gängeln, sondern<br />
verstärkt die unterschiedlichen Kinderund<br />
Kolleg*innenpersönlichkeiten und<br />
deren Lebenswelten wahrzunehmen und<br />
anzunehmen. Notwendige Schulreformen<br />
von höheren Gremien dauern uns<br />
zu lange! Um weiterhin gerne in einem<br />
Umfeld stets zunehmender Anforderungen<br />
zu arbeiten, fühlen wir uns herausgefordert,<br />
nach Möglichkeiten zu<br />
suchen, wie professionelles Arbeiten an<br />
unserem Arbeitsplatz in einem vernünftigen<br />
Zeitrahmen zu schaffen ist. Dabei<br />
sind uns folgende Fragen wichtig geworden:<br />
Wie können wir gewinnbringend<br />
im Kollegium zusammenarbeiten?<br />
Wie arbeiten wir mit anderen Professionen<br />
(Erzieher*innen in Hort und Kita)<br />
so zusammen, dass wir uns gegenseitig<br />
und zum Wohl der Kinder unterstützen?<br />
Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
mit Eltern, Schülerpat*innen, kulturellen<br />
Einrichtungen gibt es?<br />
Und ganz wichtig: die Erkenntnisse,<br />
die wir in Fortbildungen und Hospitationen<br />
gewonnen haben, umsetzen, Unterrichtsmethoden<br />
und -materialien aus<br />
den schier unerschöpflichen Ressourcen<br />
kritisch hinterfragen und auf die eigene<br />
Situation anwenden. Das geht nur, wenn<br />
man innere Stärke hat und gut für sich<br />
selbst sorgt.<br />
Fazit<br />
Wir halten die Sabbatzeit für eine wichtige<br />
Möglichkeit, die eigene psychische<br />
und physische Gesundheit zu erhalten<br />
bzw. wiederherzustellen, neue, vor allem<br />
über den schulischen Alltag hinausgehende<br />
Impulse zu gewinnen, aber<br />
auch, um neue Kompetenzen für unseren<br />
Beruf zu erwerben. Bedauernswert finden<br />
wir, dass in Bayern die Möglichkeit<br />
einer Freistellungsphase für Beamt*innen<br />
momentan ausgesetzt ist. Ob somit<br />
dem vorhandenen Lehrer*innenmangel<br />
entgegengewirkt wird bzw. unser Beruf<br />
an Attraktivität gewinnt, bezweifeln wir.<br />
Wir kehren jedenfalls erst mal mit neuer<br />
Motivation und neuen Schwerpunkten in<br />
unseren Schulalltag zurück.<br />
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umfassende Bedeutung von Bildung, Bewegung und<br />
Lernen dargestellt und verschiedene Handlungsfelder<br />
bei der Gestaltung von Schule, in deren Rahmen Bewegung<br />
implementiert werden kann, praxisorientiert<br />
vorgestellt. Dazu werden in diesem Band vielfältige<br />
Impulse für die Gestaltung eines bewegungsfreudigen<br />
(Schul-)Alltags sowie zur persönlichen Umsetzung im<br />
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band-156-bewegungskultur-in-der-schule/<br />
19,50 € inkl. MwSt.<br />
ISBN: 978-3-941649-35-4<br />
Seiten: 320<br />
Herausgeberinnen: Marion Gutzmann und<br />
Eva-Maria Osterhues-Bruns<br />
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GS aktuell 163 • September 2023