Das Magazin NR. 5/2023

Klaus Mäkelä
Nun nimmt sich das stets so energiegeladen-elegante Amsterdamer
Concertgebouworkest dem Meisterwerk unter seinem zukünftigen
Chefdirigenten Klaus Mäkelä an. Der junge, weltweit
begehrte Pultstar steht zurzeit noch dem Orchestre de Paris als
Musikdirektor vor und leitet in dieser Saison außerdem Konzerte
mit den Münchner Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra
und dem Chicago Symphony Orchestra. Bereits zweimal war
er in der Kölner Philharmonie zu Gast und wurde vom Publikum
enthusiastisch gefeiert. Zweifellos wird der freundliche musikalische
Feuerkopf auch die Emotionen der am Ende jubelnden Eroica
zu entzünden wissen.
Nicht minder emotionsgeladen sind die Werke der Geschwister
Mendelssohn, welche sich im ersten Teil des Abends zu einem
hinreißend romantischen Panorama fügen: Zwischen Felix
Mendelssohn Bartholdys erhabener Hebriden-Ouvertüre und
dem heiteren Scherzo aus dessen Sommernachtstraum-Musik
erklingt mit »Hero und Leander« eine dramatische Szene für Sopran
und Orchester aus der Feder seiner Schwester Fanny Hensel.
Solistin dieser leidenschaftlichen Kantate ist Chen Reiss. »Ich bin
mir sicher«, meint die an den großen Opernhäusern der Welt beheimatete
Sängerin in einem Interview mit dem BR, »wenn Fanny
ein Mann gewesen wäre, wäre sie ganz berühmt. Die Eltern wollten,
dass Felix glänzt und dass die Schwester im Schatten bleibt.«
Die Komponistin selbst war sich dieser Situation sehr bewusst.
»Beinahe hätte ich vergessen, Ihnen zu danken, dass Sie erst aus
meiner Verlobungskarte geschlossen haben, ich sei ein Weib wie
andre, ist doch ein Bräutigam auch ein Mann wie andre«, schrieb
Fanny an einen Freund der Familie: »Dass man übrigens seine
elende Weibsnatur jeden Tag, auf jeden Schritt seines Lebens von
den Herren der Schöpfung vorgerückt bekommt, ist ein Punkt, der
einen in Wuth bringen könnte.«
Das Magazin
11